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Fahrradklau und Ebay-Betrug

Der Radebeuler Polizeiposten hat seit einem Monat länger offen. Wie die Bürger das annehmen.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul. Bürgerpolizist Hubertus Neumann hat viel zu telefonieren. Immer wieder melden sich Leute aus Radebeul. Mal parkt einer falsch, mal ist jemand beleidigt worden, mal sucht einer den Weg. Der Hauptwachtmeister verrichtet seinen Dienst im Radebeuler Polizeiposten ganz im Osten der Stadt, in der Birkenstraße 15. Viele kennen den modernen Bau noch als Radebeuler Polizeirevier. Das ist es längst nicht mehr. Der Reviersitz befindet sich seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr in der Stadt. In Coswig ist noch der Streifendienst angesiedelt. Das Revier ist mit seinem Hauptsitz in Meißen.

Im ersten Stock kann der Kriminalist jederzeit den Eingangsbereich einsehen, auch wenn unten keiner sitzt.
Im ersten Stock kann der Kriminalist jederzeit den Eingangsbereich einsehen, auch wenn unten keiner sitzt. © Norbert Millauer

Doch das möchten viele Radebeuler, auch die Stadträte anders. Vor Monaten schon, als sich Einbrüche und Graffiti-Schmierereien häuften, wurde die Forderung laut, in der bevölkerungsreichsten Stadt des Kreises Meißen im Verbund mit Coswig und Moritzburg wieder ein eigenes Polizeirevier – 24 Stunden besetzt – anzusiedeln. Revierleiter Hanjo Protze weiß, dass die Forderung der Radebeuler nur im sächsischen Innenministerium entschieden werden kann. Er weiß auch, dass für solch eine Entscheidung die nackte Statistik als Begründung herangezogen wird. Und die besagt ganz nüchtern, dass Radebeul, im Vergleich mit etwa der Nachbarstadt Dresden, ein relativ ruhiges Pflaster ist.

Dennoch, so Protze, sollen kleine Schritte, die auch Geld und vor allem Dienststunden seiner Mitarbeiter kosten, das Sicherheitsbedürfnis der Radebeuler befriedigen. Einer der Schritte ist die testweise Verlängerung der Öffnungszeit im Polizeiposten Birkenstraße. Seit 1. Juli ist hier nicht mehr nur von 8 bis 18 Uhr ein Polizist als Ansprechpartner da, sondern schon ab 6 Uhr morgens bis 20 Uhr abends.

Konkret sieht das so aus, dass einer der Mitarbeiter vom Kriminaldienst in einem Zimmer in der ersten Etage sitzt und über einen Monitor den Eingangsbereich einsehen kann, wenn jemand kommt. Oberkommissar Carsten Weigoldt ist einer der Polizisten, die hier mit Bürgern sprechen, die Anzeigen aufgeben wollen. Drei- bis viermal die Woche werde Betrug bei Ebay-Käufen angezeigt. Fahrraddiebstähle kommen jetzt im Sommer gehäuft vor, sagt er. Auch mal was Kurioses: Ein älterer Herr hatte ein schlechtes Gewissen, nachdem er auf einem Parkplatz einem anderen den Spiegel abgefahren hatte und weggefahren war. Weigoldt: „Der Mann war zwar zu dem Parkplatz zurückgekehrt, aber da ist das Auto mit dem kaputten Spiegel nicht mehr gewesen. Mit dem Verursacher haben wir dann versucht, den Geschädigten ausfindig zu machen.“

Unfälle, Parkplatzrempler, auch zwei Sexualdelikte – das seien die Anzeigen der letzten Monate. Jörg Kretzschmar, Leiter des Kriminaldienstes, hat Buch geführt, um die Monate ohne längere Öffnungszeit mit den aktuellen zu vergleichen: Im Mai gab es 52 Anzeigen und Leute, die vorgesprochen haben; im Juni 61, im Juli 56. Im Mai waren 28 Strafsachen und Verkehrsdelikte darunter; im Juni 34-mal Strafanzeigen und neun Verkehrssachen sowie eine vermisste Person. Im Juli stehen 26 Strafsachen, zehn Unfälle zu Buche, dreimal musste wegen Gefahr im Verzug sofort die Streife los. Einmal kam eine Frau sogar zur frühen Öffnungszeit. Ihr wurde Wäsche von der Leine gestohlen. Zwei Strafanzeigen gab es nach 18 Uhr.

Revierleiter Hanjo Protze weiß, dass Ferienzeit ist und im Sommer möglicherweise weniger passiert. „Deshalb kann es durchaus sein, dass wir den Test mit der längeren Öffnungszeit über den September hinaus noch beibehalten.“

Im Dienstzimmer im ersten Stock ist jedenfalls weiterhin ein Beamter bereit, die Bürger mit ihren Anliegen zu empfangen. Vom Monitor aus kann er auch einschätzen, ob er den Menschen vor der Tür direkt vor sich sitzen haben will, oder ob er den Sicherheitsabstand mit Panzerglas nutzt, hinter dem tagsüber die Bürgerpolizisten ihren Dienst versehen.