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Erfolgreicher Nestbau

Die Neustädter Kita Vogelnest musste schon einmal um ihre Zukunft bangen. Dabei ist sie fünf Jahre nach der Eröffnung beliebt wie nie.

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© Dirk Zschiedrich

Von Nancy Riegel

Neustadt. Die Tochter mittags in den Kindergarten bringen und am Abend wieder abholen, dieses Konzept kennt man vereinzelt aus Großstädten wie Berlin. Doch auch im verhältnismäßig kleinen Neustadt gibt es dieses Angebot. Die Kita Vogelnest bietet eine Betreuung bei Bedarf bis 22 Uhr und sogar am Wochenende an. Nur eines von vielen speziellen Programmen, die die Einrichtung in den vergangenen fünf Jahren eingeführt hat.

Damals, im Sommer 2013, eröffnete Unternehmerin Kathrin Vogel von der Häuslichen Alten- und Krankenpflege Neustadts ersten privaten Kindergarten. Eine Betriebskita sollte es sein, aber nicht nur. „Mittlerweile haben wir so viele Anfragen, dass wir manchmal nicht mal mehr Geschwister der betreuten Kinder aufnehmen können, obwohl wir es gerne möchten“, sagt Kathrin Vogel. Man sei bis ins Jahr 2019 ausgebucht. Es gibt vier Erzieherinnen und einen Erzieher, betreut werden an der Dresdner Straße zurzeit 48 Kinder, davon zwölf in der Krippe. Und die können, wenn sie wollen, reiten, gärtnern, basteln, schwimmen, meditieren, Englisch lernen, kochen … „Natürlich macht nicht jedes Kind alles, es soll ja noch Zeit zum Spielen bleiben“, sagt Leiterin Manuela Burzig lachend.

Neben wöchentlichen Kursen hat sich das Vogelnest in den letzten Jahren an Projekten beteiligt, um den Nachwuchs, aber auch die Eltern zu fördern. Als Beispiel nennt die Leiterin das Programm „Tula und Tim“, bei dem die Kita seit Kurzem mitmacht. Unter anderem durch Handpuppen und Gesprächskreise sollen die Kinder emotional gefestigt werden, sich trauen, über ihre Gefühle zu reden und Emotionen bei anderen zu erkennen. „Es ist ja oft so, dass Jungs eingeredet wird, dass sie nicht weinen dürfen. In dem Programm lernen sie, dass das total okay ist“, nennt Manuela Burzig ein Ziel der Maßnahme. Kinder, die ihre Emotionen unterdrücken, werden schon mal aggressiv.

Mit der „Schatzsuche“ nimmt der Kindergarten an einem Programm teil, bei dem die Erzieher mit den Eltern arbeiten. Was sind die Stärken meines Kindes? Wie kann Erziehung Spaß machen? „Eltern fragen uns oft: Was kann mein Kind noch nicht? Wir drehen den Spieß um und fördern die Stärken“, sagt Manuela Burzig.

Die Kita Vogelnest bringe Vielfalt in die Neustädter Kindergarten-Landschaft, ist die Leiterin überzeugt. Umso enttäuschter waren die sie und Kathrin Vogel, als der Stadtrat Anfang 2017 beschloss, die Einrichtung nur bis zum August 2020 in den Bedarfsplan aufzunehmen. Die Stadtverwaltung argumentiert, dass die Zahl der Geburten laut Prognosen bis 2030 deutlich sinken werde. Demnach werden dann nicht mehr alle Kindergärten in Neustadt gebraucht. „Alle reden von einem Baby-Boom, nur in Neustadt sieht man das anders“, sagt die Unternehmerin. Manuela Burzig fügt hinzu, dass Industrieunternehmen wie Capron neue Mitarbeiter anstellen würden, die im besten Fall nach Neustadt ziehen und ihre Kinder mitbringen. Die Plätze würden also gebraucht.

Würde das Vogelnest aus dem Bedarfsplan gestrichen, würden die Elternbeiträge deutlich ansteigen – leisten könnten sich das dann nur noch wenige Familien. Aber Manuela Burzig ist optimistisch-kämpferisch veranlagt. Das Team wolle mit Qualität für die Zukunft kämpfen. Erst letzte Woche gab es dafür erneut die Auszeichnung „Gesunde Kita“ (SZ berichtete). Die Auditoren von der Sächsischen Landesvereinigung für Gesundheitsförderung waren von der Kita begeistert. Solches Feedback, und dass sich die Einrichtung in den vergangenen fünf Jahren erfolgreich etabliert hat, feiert das Vogelnest an diesem Freitag mit Erziehern und Eltern ab 14.30 Uhr, unter anderem mit einem Theaterstück.