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Erde aus Abfall

Die Männer im Humuswerk Otto verarbeiten tausende Tonnen Grünschnitt im Jahr – dabei hilft ihnen Europas größter Schredder.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Klipphausen. Ein gewaltiger Baumstubben, so groß wie ein Kleinwagen, wird auf dem gelben Rost langsam in den Schredder gezogen und nach einer Weile ist nichts mehr von ihm übrig. Das stimmt allerdings nicht ganz, denn aus dem Stubben, wie aus Grünschnitt aller Art wird im Humuswerk Otto in Naustadt Kompost hergestellt. Wie es genau funktioniert, erklärt Firmeninhaber Lars Otto: „Der Grünschnitt wird zerkleinert, zu Mieten aufgesetzt und dann zu feinkörnigem Kompost abgesiebt.“

Hier ist die Anlage zum Sieben des Kompostes zu sehen.
Hier ist die Anlage zum Sieben des Kompostes zu sehen. © Claudia Hübschmann

Nimmt man diesen in die Hand, so fühlt er sich warm an, und wenn die beiden riesigen Radlader den rohen Kompost in die Siebanlage kippen, dann qualmt es. Das liegt daran, dass beim Verrotten des Grünschnitts Wärme entsteht. Und zwar nicht zu knapp. Bis zu 80 Grad können es werden, sagt Lars Otto. Diese Temperaturen reichen aus, um allerhand Unerwünschtes wie Keime und Pilze und natürlich auch Samen von Wildkräutern, die man nicht auf den Beeten haben will, abzutöten.

Oberhalb der Siebanlage türmen sich Berge von Sand auf. Daneben welche aus Lehm. Sand, Lehm und Kompost werden vermischt und so entstehen Mutterbodenmischungen. „Reine Muttererde bildet sich ja nur in sehr langen Zeiträumen auf natürlichem Wege“, sagt der Firmenchef. Damit auch alles seine Ordnung hat, werde sein Betrieb von der Bundesgütegemeinschaft Kompost mit Sitz in Köln als einer von bundesweit insgesamt 531 Kompostierungsanlagen überwacht. In Sachsen gehören neben der Naustädter Anlage weitere 37 der Gütegemeinschaft Kompost an.

„Bei uns kann Tante Erna ihren Grünschnitt abliefern, aber auch große regionale Entsorger.“ Mitnehmen können die Kunden Holzhackschnitzel, Rindenmulch, Sand und natürlich Komposterde oder Mutterbodenmischungen in jeweils zwei verschiedenen Körnungen.

Bei den Verrottungsprozessen entsteht nicht nur Wärme, sondern auch Geruch. Deshalb lehnte die Immissionsschutzbehörde des Landkreises im vergangenen Jahr, den ursprünglichen gegenüber des Humuswerkes geplanten Standort der neuen Klipphausener Oberschule ab. „Der Abstand zum Werk – 20 Meter – war viel zu gering. Es sind 300 Meter bei geschlossenen und 500 Meter bei offenen Anlagen Vorschrift“, erklärte Kreissprecherin Kerstin Thöns seinerzeit auf SZ-Nachfrage.“ Kerstin Thöns verwies auf eine Richtlinie des Vereins Deutscher Ingenieure, wonach „beim Umgang mit organischen Materialien Emissionen von Bioaerosolen entstehen können“. Zu Deutsch: Abfallverwertungsanlagen können riechen. Dabei können zum Teil sehr spezifische Mikroorganismen freigesetzt werden, die nicht jedermann verträgt. „Außerdem sollte dem Unternehmen auch die Möglichkeit einer Erweiterung nicht verbaut werden.“

Eine solche könnte sich Lars Otto durchaus vorstellen, denn der Bedarf nach Grünschnittabnahme ist riesig, die Verarbeitungskapazitäten aber begrenzt. „Die Firma hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt und die Gemeinde wie die Bürger sind froh, dass sie dort ihren Grünschnitt entsorgen können“, sagt der Klipphausener Bürgermeister Gerold Mann (parteilos).

Gegenwärtig zählt die Firma zwölf fest angestellte Mitarbeiter. Zum Fuhrpark gehören neben den beiden großen Radladern im Bild drei Sattelzüge und zwei Containerfahrzeuge sowie weitere Drei- und Vierachserfahrzeuge. Und natürlich der Superschredder. Er hört auf den Namen Vermeer HG 6000 und hat einen 755 PS starken Motor. Da könne man bestimmt einen Baumstamm durchschieben, lautet die Frage. „Einen – zehn!“, antwortet Lars Otto.