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Er machte Pirna schöner

Wie lebten die Pirnaer zu Canalettos Zeiten? Türchen 8: der Ratsmauermeister.

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© Marko Förster

Von Christian Eissner

Pirna. Er war im alten Pirna so etwas wie der Stadtarchitekt und das Bauamt in Personalunion: der Ratsmauermeister. In den Jahren um 1750 hatte Johann George Rehn dieses Amt inne. Er kümmerte sich im Auftrag des Rates vor allem um die Instandhaltung kommunaler Gebäude und überwachte Um- und Neubauten. So leitete er 1747 eine große Renovierung des Rathauses. Ebenso aber beriet er Bürger in Bauangelegenheiten und war für den Erhalt und den Ausbau technischer Anlagen wie Wasserleitungen und Schleusen zuständig.

Letztere Aufgabe macht den Ratsmauermeister Rehn so interessant. Denn 1750 begann Pirna, unterirdische Schleusen anzulegen, um das Abwasser aus den Häusern in die Elbe zu leiten. Zuvor floss es großteils auf offener Straße ab. Das stank. Manchmal lief das Abwasser in Keller und verdarb die dort gelagerten Lebensmittel, und wenn es im Winter gefror, verwandelten sich die Gassen in gefährliche Rutschbahnen. Stürzte jemand und bracht sich einen Arm oder ein Bein, konnte das ganze Familien ins Unglück stürzen, wenn dadurch eine Arbeitskraft über längere Zeit ausfiel. Im Jahr 1748 wurden die Bürgerbeschwerden so vehement, dass der Stadtrat das sehr teure Unterfangen begann, die Gassen aufzureißen und Schleusen-Kanäle unter das Pflaster zu legen. Die Hausbesitzer wurden – oft unter Protest – an den Kosten beteiligt. Das ganze Unterfangen leitete von Beginn an der Ratsmauermeister Rehn. Er entwarf einen Schleusenplan und begann 1750 mit dem Bau der Hauptschleuse, die vom Markt aus unter der Badergasse zur Elbe führte. Die gesamte Stadt zu erschließen, sollte Jahrzehnte dauern.

Auch wenn man über Meister Rehn wenig weiß, außer dass er in Hartmannsbach bei Gottleuba geboren wurde und 1761 in Pirna starb, ist ihm sein Platz in der Stadtgeschichte sicher. Denn mit dem Schleusenbau nahm Pirna damals eine Vorreiterrolle unter den Städten Mitteleuropas ein.