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Endlich mal echte Konflikte

Die Schriftstellerin Juli Zeh soll Verfassungsrichterin in Brandenburg werden.

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© picture alliance / Erwin Elsner

Von Karin Großmann

Zwischen den Hofzäunen hat sich jeder mit jedem verkracht: Die Ökonomen streiten sich mit Umweltschützern herum, Zugezogene mit Alteingesessenen, Ossis mit Wessis. Und dann wird auch noch der Jauchewagen blockiert. Es stinkt zum Himmel. Solche Szenen beschreibt Juli Zeh in ihrem Erfolgsroman „Unterleuten“. Gut möglich, dass sie künftig im wahren Leben damit zu tun hat. Die 44-jährige Schriftstellerin wurde von der SPD als Verfassungsrichterin in Brandenburg nominiert. Sie freue sich, es endlich mal mit echten Konflikten zu tun zu kriegen, sagte sie in einem Interview.

Juli Zeh, Spezialistin für komplexe Gesellschaftsromane, studierte Rechtswissenschaften und wurde 2010 an der Universität Saarbrücken promoviert. Ihre Dissertation analysiert die Rechtsetzung von UN-Übergangsverwaltungen. Als Richterin hat Juli Zeh keine Erfahrung – umso mehr als politische Intellektuelle. In Essays und Offenen Briefen meldet sie Protest und Bedenken an, wenn sie die Freiheit des Einzelnen bedroht sieht. Mit der Kandidatur von Martin Schulz als Bundeskanzler trat sie 2017 in die SPD ein. Sie sei die ideale Kandidatin, sagte ein Fraktionssprecher vom Brandenburger Landtag. „Sie engagiert sich seit Jahren für Bürgerrechte und Datenschutz.“ Dieses Engagement wurde im Mai mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt.

Juli Zeh, die seit 2007 mit ihrer Familie in dem kleinen Dorf Barnewitz im Havelland lebt, hat gerade auf der Frankfurter Buchmesse ihren aktuellen Roman „Neujahr“ vorgestellt. Er spielt auf Teneriffa und thematisiert die Probleme eines Mittelstandspaares. Dass ihr künftig die Zeit fürs Schreiben fehlt, befürchtet die Autorin nicht. Als Verfassungsrichterin wird sie ehrenamtlich arbeiten. Der Brandenburger Landtag hat schon mehrmals Prominente in diese Funktion gewählt. Derzeit ist der Filmregisseur Andreas Dresen an dem Gericht als Laien-Richter tätig.