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Endlich ein neues Zuhause

Nach langer Suche hat das Ehepaar Kreische eine behindertengerechte Wohnung gefunden. Für eine Reha mussten sie aber wieder kämpfen.

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© Arvid Müller

Von Nina Schirmer

Radebeul. Der Umzug ist vorerst der letzte Kraftakt. Der Schlussstrich unter einer anstrengenden Suche, die sich über zwei Jahre hingezogen hat. Zwei Jahre, die Silke Kreische viel abverlangt haben. Im April hatte die SZ die 57-Jährige und ihren Mann in ihrer alten Wohnung in Friedewald besucht. Damals waren sie ziemlich ratlos. Denn das Ehepaar musste raus aus seiner Wohnung, weil die Vermieter auf Eigenbedarf geklagt hatten.

Das Problem: Eine neue Wohnung zu finden, war extrem schwierig. Bernd Kreische ist seit einem Schlaganfall im Oktober 2015 an den Rollstuhl gefesselt. Die neue Wohnung musste deshalb behindertengerecht sein. Das neue Zuhause sollte zwei Schlafzimmer haben, denn der 63-Jährige macht Pfeifgeräusche beim Atmen, seit Ärzte ihm eine Trachealkanüle gesetzt hatten und dabei im Hals ein Knorpel gesplittert ist. Ein Bad mit Dusche und Wanne war ebenfalls Pflicht, weil in Letztere der Wannenlifter muss. Alles nicht so leicht zu finden – wenn die Wohnung bezahlbar sein soll.

Nachdem die SZ über die Wohnungssuche der Familie berichtete, kamen viele E-Mails in der Redaktion an. Bei allen, die sich nach Erscheinen des Zeitungsartikels bei ihr gemeldet haben, möchte sich Silke Kreische jetzt ganz herzlich bedanken. Sie habe viele Hinweise und Tipps bekommen. Auch wenn letztendlich viele Angebote nicht für die Familie infrage kamen, weil die Wohnungen einfach zu weit weg waren. Auch aus Riesa und Großenhain kamen Vorschläge. Die Rückmeldungen seien sehr emotional gewesen. Viele Leute hätten sie nach dem Artikel angesprochen. „Das hat gut getan“, sagt Silke Kreische.

Den entscheidenden Tipp hatte schlussendlich ein ehemaliger Arbeitskollege von ihrem Mann. Über den Taxifahrer kam eine Wohnungsbesichtigung in Serkowitz zustande. Ein Glücksgriff. Die Wohnung passte, vor zwei Wochen sind die Kreisches umgezogen. Ein paar Abstriche müssen sie trotzdem machen. Der Weg zur Arbeit in Moritzburg wird für die Ehefrau weiter. Und der bisherige Pflegedienst, der Bernd Kreische am Morgen ausgehfertig machte, kommt nicht in das Gebiet. Aber das Wichtigste ist: Der Druck ist raus. Vor einigen Wochen hatten die Eheleute schließlich noch Angst, auf der Straße zu landen.

Wenn die Kisten alle ausgeräumt sind und die Wohnungseinrichtung komplett steht, will das Paar Ende Juni zur Reha fahren. Nicht nur ihr Mann hat das nötig. Auch Silke Kreische war nach der zermürbenden Wohnungssuche zuletzt ziemlich am Ende mit den Nerven. Doch das war nicht die einzige Anstrengung: Die Deutsche Rentenversicherung wollte den Eheleuten keine gemeinsame Reha genehmigen. Er bekam einen Platz in einer Klinik in Hetzdorf am Tharandter Wald. Dorthin wollte auch seine Frau mit zur Kur fahren. Weil die Anreise nicht zu lang ist und sie außerdem Zeit mit ihrem Mann verbringen und sich um ihn kümmern will.

Doch von der Rentenkasse kam eine Absage für sie. Silke Kreische legte Widerspruch ein. Daraufhin wurde ihr zwar eine Kur genehmigt – allerdings nicht am selben Ort, an den ihr Mann fahren wird. Ihr wurde ein Kurplatz in einer Klinik über 180 Kilometer weiter weg angeboten. Wieder ging die Frau in Widerspruch. Erst der dritte war schließlich erfolgreich. Die Kreisches dürfen nun gemeinsam zur Erholung in den Tharandter Wald. Das Gerangel darum war zusätzlich zur Wohnungssuche ziemlich nervenaufreibend. „Muss das denn sein?“, fragt Silke Kreische rückblickend. Wie die Versicherungen mit ihr umgegangen sind, sei unmenschlich gewesen.

Trotzdem ist die Vorfreude auf die Auszeit jetzt riesig. Bis zum Rehastart Ende Juni soll die neue Wohnung fertig eingerichtet sein. Und dann heißt es für die Eheleute entspannen. Das erste Mal seit langer Zeit.