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Einsames Kreuz

Die Kirche plant große Fusionen. Kleine Gemeinden fürchten, auf der Strecke zu bleiben. Aus Maxen kommt nun ein Hilferuf.

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© Daniel Förster

Von Heike Sabel

Maxen. Die Gemeinde Maxen ist mit nicht einmal 200 Mitgliedern eine der kleinsten Kirchgemeinden Sachsens und immer noch selbstständig. Sie widerstand bisher allen Fusionsversuchen. Auch dem jüngsten vor vier Jahren. Da vereinten sich die Kirchgemeinden Heidenau, Dohna und Burkhardswalde – Maxen blieb Schwestergemeinde. Doch damit soll nun Schluss sein. Die Kommunen machen es, die katholischen Pfarreien und die evangelisch-lutherischen Gemeinden: Aus vielen kleinen Einheiten werden immer größere. Seit September ist der gesamte Ex-Kreis Sächsische Schweiz eine katholische Pfarrei. Die evangelische Kirche plant jetzt einen noch größeren Schritt. Die Landeskirchenleitung hat die Zusammenführung der Kirchenbezirke Dresden-Mitte, Dresden-Nord und Pirna zu einem einzigen Kirchenbezirk vorgeschlagen. Die Bezirke sollen sich bis 9. Januar zu diesem Vorschlag äußern.

© SZ

Ausgangspunkt ist der Rückgang der Kirchenmitglieder. Vor drei Jahren fasste die Evangelisch-Lutherische Landeskirche einen Grundlagenbeschluss mit dem Titel „Damit die Kirche im Dorf bleibt“. Strukturen sollten so angepasst werden, dass trotz rückläufiger Mitgliederzahlen auch in kleineren Orten noch Gottesdienste stattfinden – mit weniger Personal. Das klingt in den Ohren mancher Gemeindemitglieder wie Hohn. Zum Beispiel in denen von Gisela Niggemann-Simon, der Vorsitzenden des Maxener Kirchenvorstandes. „Die Landeskirche mit ihren Synodalen hat beschlossen, Jahrhunderte alten Kirchgemeinden ihre Selbstständigkeit zu nehmen. Neue Strukturen müssen her, große Verwaltungseinheiten geschaffen werden, um die Zukunft abzusichern“, sagt sie. So würden Pfarrstellen eingespart und die Seelsorge auf wenige Schultern verteilt. Doch werden die weniger werdenden Seelsorger, Gemeindepädagogen und Kantoren bei ihren langen Fahrten durch ihre neuen Gemeindebezirke überhaupt noch Zeit für ihre Arbeit finden, werden sie im Gespräch mit den Gläubigen bleiben können, für die sie da sein sollten, wenn sie gebraucht werden, fragt Gisela Niggemann-Simon. Ihre Antwort: Wohl kaum. Die Folgen seien auch klar: In den kleinen Kirchgemeinden passiert nichts mehr und die, die sich noch engagierten, fühlen sich im Stich gelassen und werden von den Funktionären einer Kirchenbürokratie zermürbt.

Möglichst nah bei den Menschen

Genau das will die Landeskirche nach eigenen Angaben vermeiden. In den Zukunftsplänen spielen die Regionen als sozio-kulturelle Lebensräume eine wichtige Rolle, sagt das Landeskirchenamt in Dresden. Das kirchliche Leben soll dort stattfinden, wo die Menschen sind, im ländlichen Raum soll es auch weiterhin verschiedene Gemeindeformen wie eigenständige Kirchgemeinden, Schwesterkirchgemeinden, Kirchspiele und vereinigte Kirchgemeinden geben, steht auch im Grundlagenbeschluss. So weit wie möglich sollen Gebiete und Regionen als Kirchenbezirk zusammen gehören, die für die Menschen miteinander verbunden sind. Das engere Zusammenwirken in der Region sei notwendig, so die Landeskirche. Ebenso aber auch das Anpassen der Strukturen an die sinkende Mitgliederzahlen. Für die Maxener ist das kein Argument. Die Kirchgemeinde will eigenständig bleiben, das Gemeindeleben vor Ort erhalten, fördern und ausbauen. Die Maxener haben viel erreicht, haben ihre Kirche saniert und sind aktiver als manche große Gemeinde. Viele sagen, da hält der ehemalige Landesbischof Volker Kreß die Hände drüber. Der gebürtige Dresdner war nach dem Krieg nach Maxen evakuiert worden und kommt immer mal wieder hierher, zum Predigen und auch so. Doch nun scheint Kreß’ Wirkung nachzulassen.

Umso erboster sind die Worte von Gisela Niggemann-Simon. „Wir wollen ernstgenommen werden von einer Kirchenverwaltung, die für die Kirchgemeinden da sein sollte – und nicht umgekehrt.“