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Eine Praxis für viele Fälle

Hartmut Prochaska hat das Spektrum der chirurgischen Praxis in Zittau bereits erweitert und hat weitere Pläne.

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© www.rafa-sampedro.de

Von Anja Beutler

Zittau. Hartmut Prochaskas Visitenkarte ist dicht bedruckt. Denn der 53-Jährige, der Anfang des Jahres die Praxis von Lothar Schwuchow in der Zittauer Bahnhofstraße übernommen hat, vereint viele Qualifikationen in einer Person. Und davon sollen ganz praktisch seine Patienten einen Nutzen haben: „Ich bin Chirurg, Unfallchirurg und Durchgangsarzt“, zählt er auf – wohl wissend, dass für Außenstehende nicht immer ganz klar ist, was das eigentlich bedeutet. Vor allem bei dem Wort „Durchgangsarzt“ blickt er mitunter in fragende Gesichter. „Das bedeutet, dass ich als behandelnder Arzt bei Arbeits- oder Schulunfällen von allen Berufsgenossenschaften zugelassen bin“, klärt er auf. Arbeits-, Sport- und Wanderunfälle – da darf und kann er helfen und schnell eingreifen – das ist er ohnehin gewohnt: Hartmut Prochaska ist als Notfallmediziner geschult und hat jahrelang selbst auch Notarzt-Dienste versehen.

Dass der Baden-Württemberger all diese Qualifikationen in einer Person vereint, ist durchaus selten. Chirurgen und Unfallchirurgen als solche gibt es im Landkreis freilich mehrere, bestätigt auch die Kassenärztliche Vereinigung Sachsens (KVS) gegenüber der SZ. Mit einem Versorgungsgrad von 140 Prozent sei die Region in diesem medizinischen Feld sogar überversorgt, sagt die Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsens (KVS), Katharina Bachmann-Bux. Für eine Zulassung als Durchgangsarzt müssen allerdings die Betriebskrankenkassen im Boot sein. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung – ein Zusammenschluss der Betriebskrankenkassen – führt in ihren Listen mit Hartmut Prochaska nunmehr 13 Durchgangsärzte im Landkreis. Im Süden allein sind es jetzt sieben: in Zittau und Ebersbach-Neugersdorf jeweils drei und in Löbau einer. Viele der Mediziner arbeiten dabei direkt an Kliniken.

Den Klinikalltag kennt der verheiratete Vater von drei Kindern gut. Vier Jahre – von 2010 bis 2014 – operierte er am Klinikum Oberlausitzer Bergland, auch in Meißen und Dresden war er in Krankenhäusern tätig, ebenso als Oberarzt zwei Jahre in Bayern und zuletzt ein Jahr in Hoyerswerda. Gelernt hat er dabei vor allem, dass Kontakte mit Kollegen ein wichtiges Pfund sind, mit dem man im Sinne der Patienten arbeiten kann. Wenn man sich untereinander kenne, sei manches leichter, erklärt der erfahrene Mediziner, der generell ein Freund der klaren Worte ist.

Im Zittauer Praxisalltag und in den Räumen spielt die Vielgestaltigkeit der Aufgaben sichtbar eine Rolle. Zwei Operationstage hat der Facharzt pro Woche, die Praxis ist dafür mit zwei OP-Räumen und Sterilisationsmöglichkeiten ausgestattet, auch Röntgen ist möglich. In den kommenden Wochen will Hartmut Prochaska zudem beginnen, zu arthroskopieren. Solche Kniespiegelungen sind bei der Diagnostik nützlich, können aber auch als Eingriff eine größere Operation ersetzen. „Die Ausstattung ist schon da“, sagt er.

In den ersten Monaten nach der Übernahme hat er in den Räumen einiges auf seine Bedürfnisse abgestimmt, vor allem bei der Computertechnik sei das ein langwieriger Prozess gewesen, erinnert Prochaska sich. An der Zahl der Praxis-Mitarbeiterinnen hat sich nichts geändert: Sechs Kolleginnen versehen ihren Dienst. Für Hartmut Prochaska war die Entscheidung, als niedergelassener Arzt zu arbeiten, bürokratisch zwar eine Herausforderung. Aber für sich und seine Familie sei es die richtige Entscheidung gewesen, bekennt er.