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Eine Liebeserklärung

Für die Zukunft der Motorrad-WM auf dem Sachsenring gibt es positive Signale. Einer bekommt davon gar nicht genug.

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© Thomas Kretschel

Von Christoph Springer

Seriensieger Marc Marquez hätte den Besuchern des Renn-Sonntags auf dem Kurs am Rand des Erzgebirges keine größere Freude machen können. „Ich liebe dich, Sachsenring!“ Bei seinem ersten Interview nach seinem Erfolg sagte der vierfache Moto-GP-Weltmeister diese vier Worte. Er bezog sie auf seinen neunten Sieg in Folge auf der Strecke. Die Fans nahmen den Satz auch als klares Bekenntnis zum Motorrad-Grand-Prix im Freistaat auf. Doch ob sie 2019 wieder mit dem Rennwochenende im Juli planen können, ist unsicher, seit der ADAC den entsprechenden Vertrag mit der Sachsenring-Rennstrecken-Management GmbH (SRM) im Mai gekündigt hat. Seitdem hoffen und bangen die Fans und mit ihnen viele Menschen, die die Rennen ehrenamtlich unterstützen oder auf die Besucher als zahlende Gäste setzen.

Anwohner machen sich mit Bannern für den Erhalt des Grand Prix stark.
Anwohner machen sich mit Bannern für den Erhalt des Grand Prix stark. © Thomas Kretschel

193 355 Zuschauer kamen von Freitag bis Sonntag. Das sind etwa 30 000 mehr als 2017, aber immer noch deutlich weniger als im Rekordjahr 2011. Damals sahen sich die Trainings, Qualifikationen und Rennen mehr als 230 100 Motorradfans an.

Vanessa Morgade aus Zürich war 2018 erstmals dabei. Sie hat den Sachsenring-Besuch ihrem Mann geschenkt. „Ich find’s gut, weil man alles gut erreicht und alles mega-gut organisiert ist“, sagt die 26-Jährige. Die Sitzplätze auf Tribüne 8 seien perfekt. „Da sehen wir zwei Kurven sehr gut und auch noch ein wenig eine dritte.“ Das Paar ist am Sonnabendmorgen aus der Schweiz angereist. „Wir werden auf jeden Fall wiederkommen“, versichert sie.

Das hat sich auch Petr Fryc aus Pardubice in Tschechien vorgenommen. Der Autor von Motorradreisebüchern war 2018 ebenfalls erstmals auf dem Sachsenring. Bei der Frage nach seinen Eindrücken vergisst er kurz jeden Lokalpatriotismus. „Ich finde ihn interessanter als die Rennstrecke in Brno“, sagt Fryc. Trotzdem ist er am 5. August dabei, wenn die Piloten dort den Tschechien-Grand-Prix ausfahren. „Der Sachsenring ist sehr kompakt. Das ist besser für die Besucher, und er ist für die Fahrer eine größere Herausforderung.“ Weil der Sachsenring Jahr für Jahr zu den Moto-GP-Strecken mit den meisten Besuchern zählt, glaubt Fryc, dass die Veranstalter der Serie kaum auf ihn verzichten können.

Hohe Zuschauerzahlen, perfekte Sicht, gute Organisation – das allein reicht dem ADAC nicht für eine sichere Zukunft des MotoGP auf dem Sachsenring. Bei den Verhandlungen ging es um einen Millionenbetrag, der als Sicherheit bereitstehen soll. Als Alternative für den Sachsenring war unter anderem der Nürburgring im Gespräch. Martin Krause findet wie viele andere Moto-GP-Besucher, dass Motorradrennen auf dem Eifel-Kurs keinesfalls den Sachsenring ersetzen können. „Die Strecke ist kleiner, kurviger und setzt ein größeres fahrerisches Können voraus“, lobt er die Berg-und-Tal-Bahn bei Hohenstein-Ernstthal. Der Nürburgring sei eher etwas für Autorennen. Der Berliner, der zu einem Suzuki-Klub gehört, kann sich das Aus für den Sachsenring nicht vorstellen. „Das hat ja nicht nur Auswirkungen auf den Motorsport, sondern kann im Nachgang auch politische und wirtschaftliche Folgen haben, weil das ja auch Arbeitsplätze kostet.“

Michael Kretschmer kam am Sonntag mit seinen Kindern zum Sachsenring. Eine knappe Stunde hatte der Ministerpräsident für Gespräche mit den Verantwortlichen über die Zukunft des Moto-GP eingeplant. Es gab mehr Gesprächsbedarf. Fast eineinhalb Stunden wurden daraus. „Das ist ein gutes Zeichen“, sagte der CDU-Politiker nach dem Treffen. „Unsere Hand ist ausgestreckt“, wiederholte er seine Worte aus den vergangenen Wochen. Doch dieses Mal fügte er mit Blick auf die ADAC-Forderungen hinzu: „Ich glaube, es geht nicht darum, sich entgegenzukommen, sondern gegenseitig anzuerkennen, was möglich ist, was machbar ist, sich auch gegenseitig zu vertrauen. Und da kann diese Veranstaltung auch in den nächsten Jahren hier stattfinden.“ Er denkt dabei über das Ende der derzeitigen Vertragslaufzeit zwischen ADAC und SRM im Jahr 2021 hinaus. „Diese Veranstaltung ist so großartig, sie hat eine so positive Resonanz, dass man sich nicht von Jahr zu Jahr immer wieder Sorgen machen sollte, sondern dass man jetzt mal für die nächsten Jahre Klarheit bekommt, und das ist mein Ziel.“

Nadin Pohlers ist nicht ganz so optimistisch. Sie sagt: „Es geht um die Zeit bis 2021.“ Doch auch die SRM-Geschäftsführerin ist zuversichtlich. „Die Gespräche, die wir im Rahmen des Motorrad-Grand-Prix geführt haben, waren sehr positiv. Von daher sehen wir positiv in die Zukunft und freuen uns, dass wir nach einem guten Grand Prix 2018 auch eine Perspektive für 2019 sehen.“ Das gilt auch für Marquez. Er sprach sich schon vor den ersten Trainings für den Sachsenring aus. Endgültig angekommen ist der Spanier bei den Fans aber erst nach dem Rennen, als er in Kurve eins nach Start und Ziel ein Bad in der Menge nahm und ein Feuerwerk zündete. Er zeigte damit auch: Der Sachsenring ist mehr als Marquez-Land, er ist Moto-GP-Land.