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Eine Familie zu Weihnachten

Immer mehr Menschen verbringen die Festtage alleine. Eine Olbersdorferin möchte das zumindest für einen ändern.

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© Bernd Gärtner

Von Elke Schmidt

Olbersdorf. Weihnachten ganz allein zu Hause sitzen und mit niemandem feiern zu können ist für Romy Kreienberg unvorstellbar. „Schon der Gedanke daran macht mich ganz traurig“, sagt die sechsfache Mutter. Sie bekomme eine Gänsehaut, wenn sie an die Menschen denkt, die niemanden mehr haben oder deren Familie zu weit weg lebt.

Dabei sei das für immer mehr Menschen in der Region traurige Realität. Als ihr Mann noch im Gebirge die Sächsische Zeitung austrug, hätten ihm viele ältere Abonnenten von ihren freudlosen Feiertagen erzählt. Das habe sie schon immer tief berührt, sagt die Olbersdorferin.

Aber erst die Nachricht über ein kleines Weihnachtswunder in Berlin brachte sie auf den Gedanken, etwas zu unternehmen. Die Geschichte ging vor einiger Zeit durchs Internet. Ein Senior suchte über das Schwarze Brett in seinem örtlichen Supermarkt einen Platz zum Mitfeiern zu Weihnachten. Eine Kundin las das und verbreitete die Nachricht auf Facebook. Darauf folgte ein gewaltiges Echo. Über 2 000-mal wurde der Post geteilt. Viele Menschen rührte die Geschichte und etliche luden den einsamen Mann zu sich ein.

Ob die Geschichte wahr ist oder nicht, ist unklar. Aber das ist Romy Kreienberg auch egal. Für sie war es wie ein Zeichen. Plötzlich war ihr klar, was sie tun konnte. „Auch wir werden mal alt und möchten Weihnachten nicht alleine sein“, sagt sie. Also kam sie auf die Idee, einen anderen Menschen zu sich nach Hause einzuladen. Ihre Familie und Freunde waren von der Idee begeistert. Also startete sie einen Aufruf bei Facebook. Darin bietet sie ein oder zwei älteren Menschen an, das Fest mit ihr und ihrer Familie zu verbringen. Doch bisher blieb das erhoffte Echo aus. Es meldeten sich zwar noch zwei Familien, die ebenfalls bereit sind, jemanden für die Feiertage einzuladen, aber eben keine potenziellen Gäste. Vielleicht, so hat sie sich überlegt, haben viele ältere Menschen gar kein Facebook und wissen daher gar nichts von ihrem Angebot. Also hatte sie die Idee, ihr Anliegen in die Zeitung zu bringen. Sie hofft, dass es hier mehr von den Menschen lesen, die sie erreichen möchte.

Zumindest ein oder zwei von ihnen könnten die Feiertage bei den Kreienbergs verbringen. Die achtköpfige Familie feiert Weihnachten zu Hause. Heiligabend gehen sie entweder in die Kirche oder bleiben zum Kaffeetrinken zu Hause. Das wird immer erst kurz vorher entschieden und richtet sich nach den Bedürfnissen der einzelnen Familienmitglieder. Danach gibt’s die Bescherung und nach dem Abendessen sitzen sie noch gemütlich beisammen. Während die ein bis 16 Jahre alten Kinder nach und nach im Bett verschwinden, bleiben die Erwachsenen noch länger wach.

Für die Feiertage haben sie dagegen noch keine konkreten Pläne. Sie wollen sich aber auf jeden Fall auch nach den Wünschen ihres möglichen Gastes richten. Wenn er oder sie zum Beispiel aus persönlichen Gründen nicht in die Kirche will, wäre das kein Problem für Familie Kreienberg. Wichtig ist der Mutter, dass sie auf gar keinen Fall Geschenke oder gar Geld erwarten. Sie möchten einfach nur, dass ihr Gast drei schöne Tage hat.

Außerdem sei ihr sehr wichtig, ihren Kindern das „An andere Denken“ zu vermitteln. Eins ihrer Kinder muss im Rollstuhl sitzen und schon dadurch lernen die Geschwister von Anfang an Rücksicht zu nehmen. Auch gehe in ihrer Großfamilie das gemeinsame Erleben vor materielle Wünsche. So bekamen ihre Kinder zu Nikolaus keine Süßigkeiten in den Stiefel, sondern die ganze Familie geht an diesem Tag in die Moccabar in Zittau. Zu Weihnachten könnten sie nun erleben, wie man mit ganz einfachen Mitteln einem Fremden eine Freude machen kann.

Kontakt: Romy Kreienberg: 03583 6967973