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Einblicke in Tolkewitzer Geschichte

Martin Kaden erforscht seit 15 Jahren frühere Ereignisse in dem Stadtteil. Daraus wird jetzt ein umfangreiches Buch.

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© Sven Ellger

Von Niklas Hartwich

Im Wohnzimmer des 54-Jährigen stehen große Bücherregale. Martin Kaden hat sie mit historischen Werken und Postkarten gefüllt. Nicht nur im Beruf hat er mit Geschichte zu tun. Er arbeitet als geologischer Präparator und beschäftigt sich vor allem mit alten Gesteinen. In der Freizeit fasziniert ihn die Geschichte von Tolkewitz. All dieses Wissen soll jetzt für die Bürger in einem Buch zusammengeschrieben werden. Die ersten Seiten existieren bereits.

Dabei kommt er nicht einmal aus Dresden. Seine Eltern zogen 1969 mit ihm aus dem Vogtland nach Dresden. Ortschronist wurde er vor allem durch das Hochwasser 2002. „Ich sah, wie es die Leute zusammengeschweißt hat. Noch heute grüßen wir uns auf der Straße“, erzählt er. Zu dieser Zeit wurde auch das Gemeindehaus der Bethlehemkirche eröffnet und so ein Raum frei. Zusammen mit dem Pfarrer Hans-Peter Hasse entstand die Idee, eine kleine Ausstellung über das Hochwasser in und um Tolkewitz zu gestalten. 2003 eröffneten sie diese auf gerade mal fünf Quadratmetern. Trotzdem war es ein voller Erfolg. Über Tausend Bewohner schauten sich die vielen Fotografien an. Um die Renovierung der Kirche 2005 zu finanzieren, wurde ein Jahr danach gleich wieder eine Ausstellung gezeigt. Diesmal mit dem Thema: „Historische Ansichten von Tolkewitz“. Kaden schaltete eine Anzeige und unzählige Interessierte erzählten von ihren Geschichten, brachten Postkarten, Dias und alte Bilder. „Das hat mein Interesse geweckt“, erzählt Kaden. Seitdem sammelt er immer weiter. In 30 Ordnern gibt es eine Literaturdatenbank, ein Bildarchiv, Postkartensammlungen oder einen Ordner Verbrechen. Von Autojagd, über Brandstiftung bis hin zu Mord ist hier alles mal geschehen.

Ganz interessant ist auch die Geschichte der Baumschule Hauber. Mit dieser wurde Tolkewitz weltbekannt. Vor einigen Jahren fand Kaden noch ein Hufeisen auf dem Grundstück des damaligen Stalls. Oder, dass es hier den ersten Verein für fakultative Leichenverbrennung gab. Aber auch nach der Wiedervereinigung den ersten Tierschutzverein ganz Deutschlands.

„Tolkewitz ist eine tolle Ecke“, sagt Kaden. Und auch er lernt immer mehr über einen der kleinsten Stadtteile Dresdens. Genau diese Geschichten will er im Buch festhalten und mit vielen Anekdoten garnieren. Er möchte sein Wissen weitergeben. Später sollen die Sammlungen ins Stadtarchiv kommen.