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Ein Münchner in Großenhain

Die Stadt erfreut sich eines regen Zuzugs. Wer sich wie Daniel Urbanek Großenhain als neues Domizil aussucht, bekommt sogar noch ein Geschenk.

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© Jörg Richter

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Der Funke ist schon übergesprungen. Nach nur gut zwei Wochen in der Stadt findet Daniel Urbanek nur wohlwollende Worte für Großenhain. Dabei ist der 44-Jährige erst zu Jahresbeginn hergezogen. Wohnte seine vierköpfige Familie bisher am Stadtrand von München, hat sie nun eine Wohnung in der Nähe der Schmiede gemietet. Dass diese Miete hier im Vergleich zur bayerischen Metropole weniger als die Hälfte kostet, sei nur einer der Vorteile. „Man kann die Städte ja wirklich nicht miteinander vergleichen! München ist, egal wo, immer voller Menschen. Es scheint stets eine gewisse Geschäftigkeit zu existieren und man hat das Gefühl, dass nicht wirklich miteinander geredet wird“, befindet Daniel Urbanek.

© Jörg Richter

In Großenhain habe man bisher andere Erfahrungen gemacht. Die Leute seien direkt, aber freundlich und zugewandt. Kurze Wege und das Gefühl, dass die Welt hier noch ein wenig mehr in Ordnung sei, ließen schnell das beruhigende Empfinden aufkommen, sich richtig entschieden zu haben. „Meine Frau Sandra ist gebürtige Großenhainerin. Ihre Eltern und die Familie leben noch hier. Sie wollte gern zurück und dem wollte ich mich wiederum nicht verschließen“, bekennt Daniel Urbanek. Dass der gelernte Lagerist ursprünglich auch aus der Gegend stammt, hat die Entscheidung sicherlich erleichtert. Immerhin: 1977 waren seine Eltern von Cottbus in die damalige Bundesrepublik ausgereist. München wurde zur neuen Heimat und ist es bis zum Dezember 2017 geblieben.

Doch nun sind die Urbaneks hier. Hier in Großenhain, wo die sieben Jahre alten Zwillinge Vincent und Ramon jetzt aufwachsen sollen. Während der eine die nahe gelegene Grundschule besucht, wird der andere an der Körperbehindertenschule in Dresden unterrichtet. Die Folgen einer Frühgeburt, welche laut Daniel Urbanek auch eher nach einer ruhigeren Umgebung wie Großenhain, statt dem hektischen Trubel einer lauten Stadt verlangten. Mama Sandra arbeitet als Verkäuferin bereits bei Feinkost-Hoffmann und auch ihr Mann hofft, bald einen passenden Job zu finden. „Alles in allem sind wir also wirklich sehr zufrieden! Die Kinder haben sich gut eingelebt und sind ganz stolz, dass sie schon großenhainerisch sprechen“, erzählt Daniel Urbanek und lacht.

Eine bisher unbekannte sächsische Mundart, die Großenhains Oberbürgermeister eine besondere Freude machen dürfte. Sven Mißbach hat sich an diesem Donnerstagmorgen extra Zeit genommen, um den neuen Einwohner – der zwölfte in diesem Jahr – zu begrüßen. Und nicht nur das. Wie sonst auch üblich, erhält der frischgebackene Röderstädter aus seinen Händen den Großenhainer Zehner. „Es ist eine schöne Geste als Willkommensgeschenk und eine Unterstützung unserer Einzelhändler gleichermaßen.“

Den Großenhainer Zehner gibt es indes schon seit 1999 als regionale Währung in der Stadt. Von der Fördergemeinschaft „Großenhain aktiv“ e.V. einst mit einem Gegenwert von 10 DM ausgegeben, erschien er 2017 bereits in seiner dritten Auflage – nun mit einem Gegenwert von 10 Euro. Während die erste Auflage heute nur noch Sammlerwert hat, können sowohl die dritte als auch die zweite Auflage, erschienen 2005, weiterhin als Tauschwährung in den teilnehmenden Geschäften der Großenhainer Innenstadt eingesetzt werden. Der Zehner in Form einer Münze besteht aus Messing, ist 22 Gramm schwer und hat einen Durchmesser von gut vier Zentimetern. Die aktuelle Auflage ziert das Kulturschloss. Auf den vorhergehenden Ausgaben wurden bereits das Rathaus und der Diana-Brunnen verewigt.

Daniel Urbanek ist von der ihm zugedachten Münze begeistert. Und nicht nur von ihr: „Dass sich der Oberbürgermeister diesen Termin freihält, sagt viel über die Gemeinschaft in der Stadt aus! Da scheinen wir in Großenhain richtig zu sein!“