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Ein Herz für Wasserratten

Die Badgaststätte in Schmölln ist geschlossen. Hungern müssen die Badegäste trotzdem nicht.

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© dpa

Von Franziska Springer

Schmölln. Humor hat Marko Weinert – das wird schnell klar, wenn man seinen kleinen Imbiss am Markt in Bischofswerda betritt: Über einer Sitzgruppe wirbt der Spruch „Kaufe ein Bier zum Preis von zweien und du bekommst ein Bier gratis“ für ein vermeintliches Schnäppchen, daneben erinnert eine Tresortür mit der Aufschrift „Franz Jäger Berlin“, eine Hebammentasche und eine Melone an die Olsenbande.

Currywurst, Pommes, Eis und Getränke – vieles von dem, was in Marko Weinerts Imbiss in Bischofswerda auf der Speisekarte steht, bietet er künftig auch im Schmöllner Freibad an.
Currywurst, Pommes, Eis und Getränke – vieles von dem, was in Marko Weinerts Imbiss in Bischofswerda auf der Speisekarte steht, bietet er künftig auch im Schmöllner Freibad an. © Rocci Klein

Schon morgens um sieben empfängt der Wirt hier seine Gäste. Gekocht wird immer frisch. Mittags kann man aus zwei Tagesgerichten und der Speisekarte auswählen. Marko Weinert hat einen straffen Tagesplan – und künftig noch weitaus mehr zu tun. Denn der großgewachsene Mann, der seit sieben Jahren nicht nur in seinem Imbiss hungrige Mäuler stopft, sondern seine Speisen auch ausliefert, hat nicht nur Humor, sondern auch Herz: Weil am Ende vergangenen Jahres die Badgaststätte im Schmöllner Freibad geschlossen wurde, drohte den Badegästen ein Versorgungsengpass.

Hier kam Weinert ins Spiel: Der gelernte Schlachter bewirtet schon seit Jahren Besucher beim jährlichen Badfest. „Und das immer zu unserer vollsten Zufriedenheit“, sagt Karsten Müller vom Förderverein Freibad Schmölln-Putzkau. So entstand die Idee zu einer Übergangslösung: Da die Miete für den Imbiss der Badgaststätte durch den Verein nicht hätte gezahlt werden können, wurde Weinert kurzerhand eine andere Verkaufsbude im Bad aufgebaut. „Die hatten Mitglieder des Heimatvereins seinerzeit aufgearbeitet und eingelagert“, sagt Müller.

Neue Interimslösung

Freibäder starten in die Saison

Freibad Schölln-Putzkau: Saisonstart ist am 19. Mai. In der Nebensaison bis zum 29. Juni öffnet das Bad von Montag bis Donnerstag von 13 bis 19 Uhr, am Freitag von 13 bis 20 Uhr, an Sonnabenden von 11 bis 20 Uhr und an Sonntagen von 11 bis 19 Uhr.

Freibad Burkau: Saisonstart ist am 1. Juni. In den Sommermonaten öffnet das Bad von Montag bis Freitag von 10 bis 20 Uhr und am Wochenende von 9 bis 20 Uhr. Während der Sommerferien kann täglich schon ab 9 Uhr gebadet werden.

Freibad Bischofswerda: Saisonstart ist auch hier am 1. Juni. Während der Sommermonate bis August öffnet das Bad täglich von 9 bis 20 Uhr.

Waldbad Wehrsdorf: Ab 1. Juni kann auch in Wehrsdorf wieder geplanscht werden. Außerhalb der Ferien öffnet das Bad wochentags von 13 bis 19 Uhr, am Wochenende von 10 bis 19 Uhr.

Wasserwelt Steinigtwolmsdorf: Aufgrund technischer Probleme steht ein Termin für die Eröffnung der Badesaison in Steinigtwolmsdorf noch nicht fest.

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Um die Hygienevorschriften zu erfüllen, wurden im Freibad neue Anschlüsse geschaffen, außerdem wurde die Fläche der Hütte erweitert. So entstand eine Interimslösung, aus der heraus Marko Weinert ab Sonnabend Besucher und Gäste des Schmöllner Bades bewirten wird. Neues Personal stellt er dafür nicht ein: „Das müssen wir erst einmal alleine machen“, sagt er und meint sich und seine beiden Mitarbeiter. Die drei werden sich in den beiden Einrichtungen zunächst abwechseln. Alles Weitere lässt Weinert auf sich zukommen.

Die Badgaststätte zu übernehmen – dazu hat er keine Ambitionen: „Ich mache keine zweite Kneipe auf“, winkt er rigoros ab. Den Imbissbetrieb will er zunächst nur eine Saison lang aufrechterhalten. Dann, so hofft er, hat sich ein neuer Betreiber für die Gastronomie gefunden: „Dieses Jahr wird schon stressig genug“, ist er sich sicher. Das große Geld wittert der 51-Jährige, dessen Kochkünste viele Stammkunden schätzen, im Schmöllner Freibad nicht. Natürlich möchte er, dass sich sein Einsatz rechnet, vor allem geht es ihm aber darum, den Badverein zu unterstützen: „Wenn das Bad auch noch schließt, haben wir hier gar nichts mehr. Und wenn sie nichts zu Essen kriegen, kommen die Leute bestimmt kein zweites Mal“, begründet der gebürtige Bischofswerdaer seine Unterstützung.

Harte Probe

Viel Idealismus wird Weinert in dieser Saison noch brauchen. Umso ärgerlicher, dass sein Einsatz noch vor Eröffnung der Freibadsaison auf eine harte Probe gestellt wird: In der vergangenen Woche brachen Unbekannte in die kleine Bude im Schmöllner Bad ein. „Und das, bevor die Saison überhaupt gestartet ist“, ärgert er sich. Gestohlen wurde zwar nichts und auch der Schaden ist reparabel, aber: „Das kostet natürlich Nerven und ich bin mir sicher, das wird nicht das letzte Mal gewesen sein.“

Mit dem Saisonstart am 19. Mai eröffnet Schmölln-Putzkau als erstes Bad der Region die Badesaison unter freiem Himmel. Am 1. Juni folgen die Freibäder in Burkau, Bischofswerda und Wehrsdorf. Wann die Wasserwelt in Steinigtwolmsdorf eröffnet, ist derzeit indes noch unklar. Ursprünglich wollte die Gemeinde schon an diesem Freitag das Freibad für Wasserratten aufsperren. Daraus wird aber leider nichts, heißt es aus der Gemeindeverwaltung. Derzeit werden die Wasserbecken erst gefüllt. Dabei steigt der Wasserspiegel aber nicht so schnell wie erwartet. Sobald die Becken gefühlt sind, darf aber auch in der Wasserwelt wieder geplanscht werden.