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Doppelte Heizöl-Rechnung

Eine Rothenburger Kundin der insolventen Schneider Mineralöl GmbH zahlte Geld im Voraus. Rund 1000 Euro scheinen nun verloren.

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© Claudia Hübschmann

von Constanze Junghanß

Rothenburg. Jeden Monat hat Sylvia Mayer Geld für Heizöl überwiesen. Etwa tausend Euro bisher, sagt sie. Nun befürchtet die Rothenburgerin, dass das Geld futsch ist. Mit den monatlichen Überweisungen zahlte die Kundin der Schneider Mineralöl Meißen GmbH anteilig bereits im Voraus. Sie schloss dafür ein sogenanntes Wärme-Abo ab. Dadurch sollte erreicht werden, dass keine große Summe auf einen Schlag anfällt. „Das ist mein Monat für Monat für die Heizkosten angespartes Geld gewesen“, sagt sie. Nun war der Tank leer. Und mit den tausend Euro sollte die nächste Heizöllieferung bezahlt werden. Doch es kam anders, als geplant. Denn das Unternehmen ging in die Insolvenz. Das war im Februar dieses Jahres.

Für Frau Mayer war die Insolvenz überraschend. Und sie dachte zunächst nicht daran, dass auch sie davon betroffen sein könnte. Doch ihr monatlich überwiesenes Geld floss mit in die Insolvenzmasse, wie sie erzählt. Ihre Einzahlungen wären somit weg gewesen. „Ich hätte die nächste Lieferung noch einmal bezahlen müssen, um Heizöl zu bekommen. Obwohl ich doch bereits die rund tausend Euro gezahlt hatte“, ärgert sich Sylvia Mayer sehr.

Zwar wurde die insolvente Schneider Mineralöl Gruppe gerettet, und 104 Mitarbeiter konnten ihre Jobs behalten. Im Sommer übernahm der internationale Mineralölkonzern Varo Energy mit Sitz in der Schweiz den Geschäftsbetrieb. Doch Kundin Sylvia Mayer und anderen nutzte das bei ihrem privaten Geldverlust eigentlich nichts.

Am 1. Juni wurde die neue Firma Varo Schneider Gmbh gegründet. Varo Schneider sitzt in Meißen und habe, wie Prokurist Thomas Müller betont, auch nichts mit der insolventen Firma zu tun. „Wir sind ein komplett neues Unternehmen“, sagt er. Allerdings ist ihm das Problem bekannt. In der ersten Phase nach der Insolvenz habe es auch große Verunsicherung bei den Kunden gegeben, und für die Betroffenen sei das Ganze sehr bedauerlich. Doch es gab ein Entgegenkommen vonseiten des Unternehmens. Alle Kunden, die ein Wärme-Abo bei der ehemaligen Schneider Mineralöl abgeschlossen hatten, sind im Juni angeschrieben worden. Das Schreiben hat Varo Schneider der SZ zur Verfügung gestellt. In dem heißt es: „Als neue Gesellschaft und als Zeichen des Neubeginns und mit der Hoffnung auf eine gute vertrauensvolle Zusammenarbeit hat sich die Varo Energy Gruppe entschlossen, aus eigenen Mitteln eine anteilige Erstattung Ihres entstandenen Schadens zu gewähren.“ Eine Entschädigung wird angeboten. Es ist nicht die komplette Summe, die die Wärme-Abo-Nutzer einzahlten.

Auf Nachfrage bestätigt Sylvia Mayer, dass sie ebenfalls ein solches Angebot bekam. Mit der Höhe zeigt sie sich unzufrieden. Dreimal jeweils 50 Euro Gutschrift bei den kommenden Heiztankbefüllungen wären das bei ihr gewesen. Das sei viel zu wenig. Allerdings weist Thomas Müller darauf hin, dass ein weiterer Teil der eingezahlten Geldbeträge vielleicht doch noch zu retten sein könnte. Darüber wird in dem Kundenschreiben ebenfalls informiert. „Wir gehen davon aus und hoffen, dass Sie einen Teil Ihres Guthabens nach Ermittlung der Massequote vom Insolvenzverwalter zurück erhalten“, heißt es da. Rund 200 Betroffene hätten das Angebot von Varo Schneider bisher angenommen, so der Prokurist. Von den acht Kunden im Nieskyer Raum, die ebenfalls eine Summe von rund 1000 Euro eingezahlt hatten, hätten sich sechs damit einverstanden gezeigt. Sylvia Mayer allerdings wechselte den Anbieter und bezieht nun ihr Heizöl von anderer Stelle. Sie habe wenig Hoffnung, dass sie von ihrem Geld noch etwas sieht.

Ähnlich beurteilt das auch die Verbraucherzentrale Sachsen. Stefanie Siegert, Referentin für Recht und Digitales von der Landesgeschäftsstelle der Verbraucherzentrale, teilt mit: „In einer Insolvenz haben Verbraucher meist das Problem, dass vorausgezahlte Beträge nicht mehr zurückerstattet werden können und insbesondere nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens die Quoten für den einzelnen Verbraucher dürftig ausfallen.“ Allgemeiner Rat ist, dass sich jeder Kunde seinen Vertragspartner sorgfältig aussuchen sowie Chancen und Risiken genau abwägen sollte. Die Verbraucherzentrale Sachsen macht vom Anbieter unabhängige Beratungen zum Thema und vergleicht auch Angebote. „Man sollte nie voreilig einen Vertrag abschließen, sondern zunächst alle Optionen sorgfältig prüfen“, so Stefanie Siegert.