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Dopingkontrolle bei den Amateuren

Beim Schlosstriathlon in Moritzburg wird wie bei den Profis getestet. Ein Teilnehmer erzählt von seinem ersten Mal.

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© Arvid Müller

Von Michaela Widder

Es sind die letzten Meter. Die Vorfreude steigt und der Appetit auf den Kuchen im Ziel ist groß. Doch diesmal ist beim Schlosstriathlon alles anders für Holm Große nach seinen 1,9 Kilometern Schwimmen, 90 Kilometern auf dem Rad und dem Halbmarathon. Er muss zur Dopingkontrolle. Das erste Mal in 20 Wettkampfjahren. Plötzlich ist der Dresdner angespannt, obwohl er nichts zu verbergen hat.

Hier entlang: Im Gemeindehaus in Moritzburg weisen Hinweisschilder den Weg.
Hier entlang: Im Gemeindehaus in Moritzburg weisen Hinweisschilder den Weg. © Arvid Müller
Aufklären statt Sperren: Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) informiert die Sportler.
Aufklären statt Sperren: Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) informiert die Sportler. © Arvid Müller
Der Mann der Proben: Rüdiger Anke kontrolliert die Männer.
Der Mann der Proben: Rüdiger Anke kontrolliert die Männer. © Arvid Müller
Alles Flaschen: In diese Glasbehälter kommen die Urinproben.
Alles Flaschen: In diese Glasbehälter kommen die Urinproben. © Arvid Müller

Die Frau mit der neongelben Weste, eine Anti-Doping-Helferin, lässt ihn keine Sekunde mehr aus den Augen. Am Kuchenbuffet läuft er hungrig vorbei. Getränke bekommt er nur aus ungeöffneten Flaschen gereicht. Nun wird noch der Personalausweis gebraucht. Doch wer hat den schon dabei? Er schickt seine Freundin Katrin zum Auto, und dann geht es „unverzüglich“, wie es in der Amtssprache heißt, zur Dopingkontrolle, die provisorisch im Gemeindehaus eingerichtet ist.

Das lange Warten beginnt. Wie der Test abläuft, erklärt der Kontrolleur ausführlich. Alles wird protokolliert. Für A- und B-Probe muss er insgesamt 90 Milliliter Urin abgeben. Die beiden Fläschchen darf nur er selbst anfassen. Dann das Problem – er kann nicht. Es dauert zwei Flaschen Wasser und zwei alkoholfreie Weizenbiere, bis es endlich klappt. Natürlich unter den Augen des Kontrolleurs. Nach über einer Stunde ist das Prozedere vorbei. Der Gesamt-17. über die Mitteldistanz kann wieder ins Ziel zu seiner Freundin und das langersehnte Stück Kuchen essen. „Ich finde es eine richtig gute Sache, dass ich kontrolliert worden bin. Jetzt kann man auch die Profis verstehen“, sagt Große, der 2001 Duathlon-Weltmeister in seiner Altersklasse und zehn Jahre später als Triathlet auf Hawaii ins Ziel gekommen war.

Der 54-Jährige ist einer von zehn Sportlern, die am Wochenende beim Schlosstriathlon kontrolliert wurden. In Moritzburg starten gewöhnlich Athleten, die keine Aussicht auf große Siegprämien, Olympiateilnahmen und Fernsehauftritte haben. Dennoch ist die Dopingprävention ein wichtiges Thema. Der Schlosstriathlon ist für viele Breitensportveranstaltungen Vorbild, nicht nur in Sachsen.

Seit sechs Jahren werden in Moritzburg Kontrollen durchgeführt. Den bisher einzigen positiven Fall gab es 2013. Der Sieger über die Langdistanz war daraufhin für zwei Jahre gesperrt worden. Es gibt weltweit keine Studie, wie viele Amateursportler im Triathlon tatsächlich dopen. Wie hoch die Dunkelziffer ist, mag auch Rüdiger Anke nicht schätzen. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Gebüsch“, sagt der Anti-Doping-Beauftragte der Deutschen Triathlon-Union (DTU). Der Dresdner Arzt führt zusammen mit einer Kollegin, die für die Athletinnen zuständig ist, die Kontrollen in Moritzburg durch. Schon am Freitag wurden die zehn Starter ausgelost. „Damit kann sich keiner im Feld sicher sein, auch die Nichtplatzierten“, erklärt Anke.

Rund 500 Euro kostet eine Dopingprobe, die die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) im Labor in Kreischa oder in Köln analysieren lässt. Ein Euro der Startgebühr wird dafür verwendet, und einen Teil gibt zudem der sächsische Verband dazu.

Wenn man sich in Moritzburg umhört, gibt es zu dem Thema nur positive Stimmen. „Ich finde es super, dass es hier Kontrollen gibt und würde sehr gern mal getestet werden“, meint Maik Eisleben, der in 9:36:18 Stunden die Langdistanz gewann, aber nicht ausgelost wurde.

Im vorigen Jahr habe es in Deutschland im Amateur-Triathlon eine positive Dopingprobe gegeben, erklärt Anke. Weil das Nada-Verfahren noch nicht abgeschlossen ist, darf er nichts weiter dazu sagen. Die Frage ist auch, wann fängt Doping an? Schmerzmittel werden wohl weit über das normale Maß hinaus genommen. Ibuprofen ist offiziell kein Dopingmittel, aber schon Betrug an sich selbst, findet jedenfalls der Mediziner. „Die Hemmschwelle, sich vor dem Rennen zwei Ibus einzuwerfen, ist sicher geringer, als Epo zu besorgen“, meint Anke. Während Spitzensportler regelmäßig in Sachen verbotene Substanzen geschult werden und beim Verbandsarzt nachfragen können, ist es für Amateure viel schwieriger, unerlaubte von erlaubten Mitteln zu unterscheiden.

>> Hier können Teilnehmer können ihre Ergebnisse abrufen