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Katzen einfach im Wald ausgesetzt

Großenhains Tierschutzverein schlägt Alarm: Seit Wochen entledigen sich Unbekannte ihrer Vierbeiner.

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© Kristin Richter

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Stefan Schulz ist noch immer fassungslos. Eigentlich wollte der 32-Jährige an diesem Sonntag nur im Wald bei Medessen Laufen gehen. Auf dem Rückweg habe er dann plötzlich ein komisches Geräusch gehört. Hatte da tatsächlich jemand gemauzt? „Als ich mich umgedreht habe, sah ich, wie aus dem Gebüsch zwei kleine Katzen hervorgekrabbelt kamen. Später dann auch noch eine Dritte“, erinnert sich der Blatterslebener. Als Besitzer von zwei eigenen Katzen zögerte er nicht lange und nahm die Tiere mit zu sich nach Hause.

Ein Ort, wo sich die gut sechs Wochen alten, recht zutraulichen Vierbeiner auch jetzt noch befinden. Denn zwar gibt die Pfötchenhilfe Priestewitz um Manja Baumgartner organisatorische und materielle Unterstützung bei der Versorgung der Findlinge. Aufnehmen kann die private Initiative, welche Teil des Großenhainer Tierschutzvereines ist, indes keine weitere Katze. Zu viele mussten in den vergangenen Wochen in Obhut genommen werden. Zuzüglich zu den Sorgenkindern, welche bereits längere Zeit schon in der Obhut der Pfötchenhilfe sind und aufgrund verschiedener Beeinträchtigungen keine Chance auf eine Vermittlung haben.

„Unsere Kapazitäten sind tatsächlich restlos erschöpft“, bekennt Armin Krake. Wie der Vorsitzende des Großenhainer Tierschutzvereines erklärt, habe sich das Problem von freilaufenden Katzen im gesamten Stadtgebiet seit dem Sommer verschärft. Während es im Frühjahr relativ ruhig gewesen sei und erstaunlicherweise wenig der zumeist im Mai geborenen Kätzchen ausgesetzt wurden, wisse man jetzt kaum noch mit den Tieren wohin. In Zschauitz gebe es ebenso eine wilde Population wie in Strauch, Wildenhain und Richtung Priestewitz. Und damit nicht genug. „Ein ganz großes Problem gibt es momentan am Pflegewohnpark Remonteplatz! Einige der dortigen Senioren füttern herumstreunende Katzen, die sich inzwischen auch vermehrt haben“, erzählt Armin Krake. Wie viele Tiere in dem Areal leben, könne er nicht beziffern. In Abstimmung mit der Leitung des Wohnparks seien nun Lebendfallen aufgestellt worden, um wenigstens einige der Vierbeiner kastrieren zu können.

Eine notwendige Maßnahme, die allerdings bisher ausschließlich vom Tierschutzverein durch eigene Mittel aufgebracht werde. Angesichts von 39 Vereinsmitgliedern und lediglich einer Hand voll Aktiver ein Mammutprojekt für die Ehrenamtler. Immerhin, so Armin Krake, bestreite man Transport-, Arzt- und Kastrationskosten aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Ein Topf, aus dem jedoch nicht endlos geschöpft werden könne. Vom personellen Engpass derer, die sich um aufgefundene Tiere kümmern müssen, ganz zu schweigen. Armin Krake macht keinen Hehl daraus, dass er sich über neue Mitstreiter freuen würde. Solche, die auch mal mit anpacken, zum Tierarzt fahren oder sogar bereit sind, im Fall der Fälle eine aufgefundene Katze vorübergehend bei sich aufzunehmen. „Uns sind in den vergangenen Jahren leider Pflegestellen weggebrochen. Diejenigen, welche sich in einigen Großenhainer Ortsteilen bisher liebevoll um aufgefundene Tiere gekümmert haben, sind entweder nicht mehr gesundheitlich in der Lage dazu oder gar verstorben“, bekennt Armin Krake. Insofern fehlten auch Unterbringungsmöglichkeiten, besonders in den ländlichen Regionen.

Erschreckend sei, mit welcher Gewissenlosigkeit sich die Menschen zuweilen ihrer Tiere entledigten. Das Aussetzen von Katzen wie jetzt in Medessen reihe sich nahtlos ein in das Abstellen an der Mülltonne in einem Karton oder das einfache Zurücklassen im Grundstück wegen eines Umzugs. „Ich appelliere hier wirklich an das Verantwortungsgefühl der Besitzer! Die Vierbeiner sich selbst zu überlassen oder gar auszusetzen, ist nicht nur die schlechteste Lösung, sondern eine Straftat!“

Wer den Tierschutzverein unterstützen will bitte an:

Sparkasse Meißen, IBAN : DE 43 8505 5000 3400 002568.