Von Heike Sabel
Heidenau. Schokolade ist die Entschuldigung Gottes für Brokkoli.“ Das ist einer der Sprüche, die an der Wand im Café der Schokoladenmanufaktur Heidenau von Marcus Schürer hängen. Die einen mögen Brokkoli, die anderen nicht, Schokolade aber eigentlich alle. Schürer ganz besonders, deshalb hat er gelernt, sie von der Kakaobohne bis zur Praline herzustellen und zu verarbeiten. Weil er Schokolade so mag, hat er jetzt zwei Entscheidung getroffen.
Schürer hat sich von großen Kunden, sogenannten Wiederverkäufern, getrennt. Deren Aufträge zu erfüllen, war Masse produzieren, die Kreativität blieb auf der Strecke. Doch genau dafür hat Schürer ja seine Manufaktur gegründet und ist vor zwei Jahren mit ihr von der Pirnaer Straße in die ehemalige Ludwig-Richter-Schule gezogen. Hier will er nun wieder mehr Zeit für die schönen Dingen haben. Maccarons entwickeln, Pralinen kreieren, Veranstaltungen organisieren und durchführen. In der neuen Saison von September bis Juni sind es 190 – von Whiskey und Schokolade über Pralinen- und Dessertkurse bis zu denen für Kinder, und neu Tortenkurse. Hinzu kommen die individuellen Kurse. Gefragt sind sie alle. Für die zu Whiskey und Schokolade gibt es schon nur noch Restplätze im April und Mai.
190 Kurse sind auch viel, trotzdem ist es nicht die Masse. Eine überschaubare Zahl von Leuten, eine harmonische Atmosphäre und Schürer ist in seinem Element. Besucher schwärmen immer wieder von seiner Leidenschaft. Da ist einer, der lebt, was er macht und erzählt. Und wenn die Leute danach im Laden einkaufen, sind alle zufrieden und glücklich.
14 Jahre Schokolade
Statt der Wiederverkäufer entdeckt Schürer andere Kunden, die, die ihre eigene Schokolade wollen. Nicht einfach so mit ihrem Namen, sondern ihrer Bohne, ihre Röstzeit, ihre Konsistenz und Rezeptur. Diese Schokolade ist dann eben einzigartig. Der Konditor zum Beispiel kann sie für seine Torten oder der Eismacher für seine Kreationen verwenden. Schürer will der Lieferant für Kuvertüre im Umkreis werden. Region ist ihm wichtig, egal ob bei der Milch oder dem Obst.
Alles dreht sich um die Schokolade
Die zweite Entscheidung hat mit der ersten zu tun. Schürer will das Hauptgeschäft in Heidenau machen und deshalb sich hier erweitern. Mit den Stühlen und Bänken hat es begonnen, doch nun plant er einen Anbau, vor allem für die vielen Kurse und Veranstaltungen. Das Umfeld lasse einigen Spielraum, sagt Schürer. Dass derzeit für das Gebiet ein Bebauungsplan erstellt wird, will er nutzen. Nur mit der hinter der Manufaktur liegenden ehemaligen Turnhalle kann Schürer wohl sobald nicht rechnen. Sie gehört der Stadt. Sie nutzt sie als städtisches Archiv sowie als Lager für den Bauhof. Zeitnah ist keine Änderung für dieses Gebäude vorgesehen, sagt die stellvertretende Bürgermeisterin Marion Franz.
Schürers Pläne stört das nicht. Sie sollen nächstes Jahr konkret werden. Die Idee gibt es bereits: Auf dem Weg in die Sächsische Schweiz oder nach Dresden soll die Manufaktur zu dem Erlebnis für die ganze Familie werden. So wie Karls Erlebnis-Dorf in Mecklenburg-Vorpommern. Nicht so groß, aber was dort die Erdbeere ist, um die sich alles dreht, soll in Heidenau die Schokolade sein. Es wird alles mit Schokolade zu tun haben, aber nicht nur Schokolade sein.
Dazu gehören dann eben auch diverse Sprüche auf Schildern, wie der mit der Schokolade und dem Brokkoli. Die beiden müssen sich gar nicht widersprechen oder ausschließen. So eine weiße oder dunkle Schokoladensoße zum grünen Gemüse. Schürer scheint da eine Idee zu haben …