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„Die Spieler werden mich lieben“

Empor Possendorf hat mit Spieler-Trainer Andre Heinisch einen tollen Saisonstart hingelegt, dann aber abgebaut.

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© Andreas Weihs

Bannewitz. Es war eine der Überraschungen des Sommers im regionalen Fußball: In Possendorf gab es nach vielen Jahren einen Trainerwechsel. Jens Wagner verließ die SG Empor und Andre Heinisch übernahm. Der 33-Jährige fungiert seitdem als Spieler-Trainer und erwischte mit seiner Mannschaft einen Traumstart: Fünf der ersten sechs Partien gewann Possendorf. Danach aber wurden in acht Spielen nur noch sechs Zähler eingefahren. Über die Gründe und die Ziele für 2018 sprach der Empor-Coach mit der SZ.

Herr Heinisch, wären Sie vor Saisonbeginn mit 22 Punkten aus 14 Partien zufrieden gewesen?

Ja. Ich denke, wir können mit dem Verlauf nach der Umstellung und dem Trainerwechsel schon stolz sein. Vor dem Punktspielstart hätten wir das so unterschrieben.

Wie erklären Sie sich den Abfall nach dem tollen Auftakt?

Da gibt es einige Ursachen, wie Verletzungen, berufliche Verpflichtungen und vielleicht auch das Fehlen des Quäntchens Willen, noch mehr zu geben, um sich oben festzubeißen. Andererseits arbeiten wir auch erst seit sechs Monaten zusammen. Die Spieler versuchen, sehr viel umzusetzen, aber es braucht auch Zeit, um eingeschliffene Sachen zu verändern.

Wie beurteilen Sie die Neuzugänge und Rückkehrer?

Alle verstärken unsere Mannschaft, ich bin durch die Bank zufrieden. Sicher werden wir uns weiter umschauen, um den Kader zu verstärken. Vor allem freue ich mich schon auf die Rückkehr von Matthias Hanke, der nach seiner langen Verletzung wieder mit der Reha beginnt. Er kann dem Team viel Rückhalt geben. Er ist ein Vorbild, auch wenn er nicht auf dem Platz steht. Da kann sich der ein oder andere meiner Spieler schon etwas abschauen.

Gab es ein Spiel, das Sie Ihrer Mannschaft als positives Vorbild für die Rückrunde ans Herz legen würden?

Leider haben wir in jedem Spiel Phasen gehabt, in denen wir nicht einhundert Prozent konzentriert waren. Wir spielen teilweise richtig guten Fußball, manchmal die Gegner regelrecht an die Wand, doch dann werden wir leichtsinnig und agieren unkonzentriert. Wenn wir es schaffen, diese Diskrepanzen abzustellen, bin ich sehr optimistisch für die nächste Saison. Für mich gilt es schon jetzt, die Serie 2018/19 vorzubereiten.

Sie arbeiten erstmals als Trainer, sind aber selbst noch aktiv. Hat diese Konstellation mehr Vor- oder Nachteile?

Es macht mir Spaß, noch auf dem Platz zu stehen, aber ich merke natürlich auch, dass ich dem fortschreitenden Alter immer mehr trotzen muss. Es ist auch nicht immer leicht, selbst auf dem Platz konzentriert zu sein, wenn man mit den Gedanken als Trainer unterwegs ist. Erstmals seit 20 Jahren ist es mir so auch passiert, dass ich meine Schienbeinschoner vergessen hatte. Da war der Kopf wohl schon bei der Mannschaft und nicht mehr bei meiner zu packenden Sporttasche. Trotzdem, die Kombination Spieler und Trainer ist spannend und gibt mir viel.

Ist für Empor noch ein Medaillenplatz möglich?

Sicher ist der dritte Platz noch drin, doch wir sollten uns erst einmal um unsere Gesundheit, Fitness und unser Privatleben kümmern. Nur wenn alle den Kopf wieder frei haben, können wir nach oben schauen. Für uns gilt es, in der Rückrunde die Stabilität der ersten Spiele zu erlangen. Und natürlich müssen wir möglichst kontinuierlich punkten – vielleicht schaffen wir es so noch auf einen „Champions-League-Platz“.

Holt Mittweida nach drei Vizemeisterschaften den Titel?

Eigentlich ist es mir egal, wer das Titelrennen für sich entscheidet. Man sollte nie vor anderen Türen kehren, denn wer weiß schon, was vor der eigenen noch alles so rumliegt. Aber Germania Mittweida hätte es auf jeden Fall verdient.

Welcher Verein würde Ihrer Meinung nach das Aufstiegsrecht wahrnehmen?

Ich denke, mit Hainsberg und Mittweida gibt es zwei ambitionierte Teams, die hoch wollen. Die anderen Vereine kann ich nicht einschätzen. Spielerisch gibt es sicher noch zwei, drei Vereine, die das Zeug zum Aufstieg hätten.

Haben Sie Kontakt zu Knut Michael, der ja mit Hainsberg auch eine sportliche Talfahrt hingelegt hat?

Mit Knut hatte ich nur bei unserem Spiel Kontakt. Ich weiß aber, dass er dort eine sehr gute Arbeit macht. Sie werden in Hainsberg analysieren, warum die Ergebnisse am Ende nicht mehr stimmten. Spielerisch sehe ich den HSV als stärkstes Team der Liga, der den Aufstieg auch noch nicht abschreiben sollte.

Wann beginnen Sie mit der Vorbereitung?

Erst einmal freue ich mich über die Winterpause, in der sich alle Spieler erholen können. Am 25. Januar fangen wir dann wieder an. Die Testspiel-Termine stehen, mit Radebeul und Pirna-Copitz sind auch zwei Landesligisten dabei. Auch das Fitnessprogramm steht – die Spieler werden mich danach sicher lieben …

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.