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Die Schlange verlässt Dynamo

Niklas Hauptmann ist in Dresden als Fußballer groß geworden. Jetzt geht er in seine Geburtsstadt.

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© Robert Michael

Von Sven Geisler

Schon wieder. Gerade erst hat sich ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs bei Dynamo Dresden ins Profi-Team gespielt – schon ist er weg. Niklas Hauptmann wechselt zum 1. FC Köln. Erst vorigen Sommer hatte mit Marvin Stefaniak ein Talent den Verein verlassen, das in der eigenen Jugend ausgebildet worden ist. Immerhin verdient der Fußball-Zweitligist inzwischen an solchen Transfers, weil die Verantwortlichen das Potenzial – und auch den Marktwert – ihrer Spieler erkennen.

Das ist zuerst ein Verdienst von Ralf Minge, der den Vertrag mit Hauptmann im Oktober 2016 vorzeitig um weitere drei Jahre bis 2020 verlängert hat. Allerdings musste der Sportgeschäftsführer, der derzeit eine Auszeit nimmt, für lukrative Angebote vorsorgen. Über die Transfermodalitäten wurde Stillschweigen vereinbart, heißt es im Fußballgeschäftsdeutsch. Medienberichten zufolge soll die Ablösesumme für den 21 Jahre alten Mittelfeldspieler auf 1,7 Millionen Euro festgeschrieben gewesen sein. Für Stefaniak hatte Dynamo vor einem Jahr gut zwei Millionen kassiert.

Mit dem Geld wird die Suche nach passendem Ersatz etwas erleichtert, schwierig bleibt sie trotzdem. Hauptmann, von den Mitspielern ehrfurchtsvoll „die Schlange“ genannt, verfügt über außergewöhnliche fußballerische Fähigkeiten und eine besondere Spielintelligenz. Die nimmt er nun mit zu dem Verein, für den sein Vater Ralf von 1993 bis 2001 spielte. Sohn Niklas wurde in der Domstadt geboren. „Ich bin mit dem Verein aufgewachsen. Deshalb weiß ich ganz genau, was es bedeutet, für den FC zu spielen“, erklärt Hauptmann seine Entscheidung.

Nach der Rückkehr der Familie nach Dresden begann er zunächst beim Stadtnachbarn Borea, ehe er 2008 zu Dynamo kam. Nach 54 Einsätzen in der 2. Bundesliga geht er – und kehrt nächste Saison nach Dresden zurück: als Gegner mit Köln. „Für mich ist das ein sehr, sehr emotionaler Schritt“, sagt er und bedankt sich für den großen Rückhalt und das Vertrauen, das er bei Dynamo gespürt habe. Außer Minge nennt er dessen Vertreter Kristian Walter, Uwe Neuhaus und die Fans. Er wünsche „diesem Wahnsinnsverein“ alles Gute für die Zukunft. Es ist ein ehrlicher, fairer Abschied. Dynamo tut er trotzdem weh.