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Die Party ist zu Ende

Susan Villmow schließt ihren Party-Service. Schuld seien vor allem lang andauernde Straßenbauarbeiten.

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© Gerhard Schlechte

Von Jürgen Müller

Lommatzsch. Beim Partyservice Suelo in Lommatzsch ist die Party zu Ende. Am zweiten Weihnachtsfeiertag hat Inhaberin Susan Villmow zum letzten Mal Essen ausgeliefert. Seitdem bleibt in dem blauen Haus an der Nossener Straße 7 die Küche kalt. Die 35-Jährige hat ihr Geschäft, das sie seit sieben Jahren betreibt, bereits geschlossen. Zum 31. Januar sie das Gewerbe abgemeldet. Nun ist ein weiteres Geschäft in Lommatzsch dicht.

Schon längere Zeit geschlossen: Die Drogerie an der Meißner Straße.
Schon längere Zeit geschlossen: Die Drogerie an der Meißner Straße. © Gerhard Schlechte
Zu vermieten ist auch das ehemalige Schreibwarengeschäft am Markt.
Zu vermieten ist auch das ehemalige Schreibwarengeschäft am Markt. © Gerhard Schlechte
Astrids Prima Moden ist von Lommatzsch nach Oschatz umgezogen.
Astrids Prima Moden ist von Lommatzsch nach Oschatz umgezogen. © Gerhard Schlechte

„Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, liebe meinen Beruf. Doch ich musste die Reißleine ziehen, ehe ich ins Minus rutsche“, sagt Susan Villmow. In den vergangenen Monaten sei die Laufkundschaft ausgeblieben. „Der Hauptgrund dafür sind die ständigen Bauarbeiten in Lommatzsch. Über Monate war die Straße gesperrt. Es ist nun mal so, dass die Leute bis vor die Haustür fahren wollen“, sagt sie.

Geärgert habe sie sich über die Baufirmen. Die Arbeiten seien nur schleppend vorangekommen. „Manchmal waren nur zwei, drei Bauleute da, dann wieder gar keine. Die Firmen nehmen offenbar jeden Auftrag an und schaffen es dann nicht. Dass unter den langen Sperrungen die Händler leiden, interessiert sie nicht“, so die Lommatzscherin. Derzeit wird nicht gebaut, doch schon im Frühjahr soll es weitergehen. Auch andere Händler hätten wegen der langen Straßensperrungen große finanzielle Einbußen erlitten, trauten sich jedoch nicht, ihre Geschäfte zu schließen, hoffen darauf, dass es besser wird. Diese Hoffnung hat Susann Villmow nicht. Vielleicht liegt das auch daran, dass es in Lommatzsch zwei weitere Anbieter mit ähnlichen Angeboten gibt. Möglicherweise ist das einer zuviel in der kleinen Stadt.

An der Qualität ihrer Speisen habe es jedenfalls nicht gelegen. „Ich habe immer frisch gekocht, niemals auch noch eine Dose aufgemacht“, versichert die Köchin, die einst im „Keller Nr. 1“ in Stauchitz lernte und später auch mal im Lommatzscher Schützenhaus arbeitete. Mit der Schließung von Suelo – übrigens ein Kunstwort aus ihrem Vornamen und dem ihrer ältesten Tochter Leonie – verliert nicht nur sie, sondern auch eine Angestellte ihren Job. Diese habe aber bereits eine neue Stelle gefunden.

Auch privat ging es bei der Lommatzscherin in den vergangenen Jahren hoch her. Sie hat einen neuen Lebenspartner und mittlerweile drei Kinder, das jüngste ist vier Monate alt. „Die Kinder waren aber nicht der Grund, weswegen ich meine Selbstständigkeit aufgegeben habe“, sagt sie. Derzeit ist sie Hausfrau und Mutter, lebt von Kindergeld, Unterhalt und vom Einkommen ihres Mannes. Auch Elterngeld steht ihr zu, doch der Antrag ist noch nicht bearbeitet.

Auf Dauer will Susan Villmow aber nicht zu Hause bleiben. Vor allem will sie nicht wieder in „Hartz IV“ rutschen, auch wenn sie, die elf Geschwister hat, es gewöhnt ist, mit wenig Geld auszukommen. „Ich bin jemand, der nicht zu Hause rumsitzen kann, möchte mein eigenes Geld verdienen, meinen Kindern etwas bieten“, sagt sie. Während der Elternzeit werde sie sich bewerben. „Ich mache alles, arbeite in einer Gaststätte, einer Kantine, als Verkäuferin, was ich ja auch gelernt habe, oder als Reinigungskraft“, sagt sie.

Derzeit ist Susan Villmow damit beschäftigt, die Ladeneinrichtung und die Küchengeräte, die sie erst vor einem Jahr gebraucht erworben hat, zu verkaufen. Interessenten gibt es schon. Das größere Problem ist, dass sie zu spät ihren Mietvertrag gekündigt hat. So muss sie noch drei Monate Miete für das Geschäft bezahlen, obwohl sie keinerlei Einnahmen hat. „Ich hätte auch Insolvenz anmelden können, dann wäre der Vermieter leer ausgegangen. Aber so eine bin ich nicht“, sagt sie. Auch das Lager ist noch voll, die Waren kann sie verkaufen. „Ich hoffe, wenn es gut geht, dass ich plus minus Null aus der Sache herauskomme“, so die 35-Jährige.

Sie hat alles versucht, ihr Gewerbe zu retten, hatte abends geöffnet und warme Speisen angeboten, auch sonnabends. Es half alles nichts. Und so sieht sie die Geschäftsaufgabe auch mit einem weinenden Auge. „Ich habe mir mit nichts etwas aufgebaut, wollte immer selbstständig sein. Schade, dass es jetzt nach sieben Jahren vorbei ist“, sagt sie.

Aufgeben will sie trotzdem nicht, auch nicht ausschließen, dass sie sich eines Tages erneut selbstständig macht. „Ich bereue nichts, würde mich wieder selbstständig machen, wenn sich etwas Gutes findet“, sagt sie.