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Die neue Eiszeit

Ein Dresdner Softeishersteller hat die Eisdiele der Eispinguine in Freital übernommen – und zapft nun Ostalgie-Eiscreme.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Dorit Oehme

Freital/Dippoldiswalde. Am Mittag wird der Bürgersteig an der Langen Straße in Freital zur Freiluft-Milchbar. Dann stehen Tische und Stühle vorm Eisverkauf von Willy Vanilli. Doch zuvor müssen die Softeismaschinen im Eislabor zusammengesetzt werden. „Es sind DDR-Maschinen. Sie werden jeden Abend auseinandergebaut und gereinigt“, sagt Jörn Richter, einer der beiden Willy-Vanilli-Inhaber. Der 48-Jährige ist der Organisator der Firma, die nun auch in Freital frisches und gefrostetes Softeis nach DDR-Rezeptur anbietet.

Willy Vanilli hat die Eisdiele zu Saisonbeginn von den Eispinguinen aus Malter übernommen. Die Vorgänger Kati und Martin Wreschniok hatten den Straßeneisverkauf vor etwa zehn Jahren eröffnet. Ende 2014 bauten sie auch die angrenzenden Ladenräume an der Ecke Dresdner Straße/ Lange Straße zum Café aus. Im vorigen Winter lief der Betrieb dort schon nicht mehr. „Wir haben aus gesundheitlichen Gründen alles abgegeben“, sagt Kati Wreschniok. „Besonders in der Saison ist es anstrengend gewesen. Doch die Arbeit hat uns viel Spaß gemacht. Es war keine leichte Entscheidung, sie loszulassen“, sagt die 38-Jährige.

Am Zeltplatz in Malter führen Kristine und Daniel Hunger aus dem Rabenauer Ortsteil Oelsa das Eispinguin-Café nach dem bisherigen Konzept weiter. Das nahegelegene Restaurant Bella Vista, das ebenfalls den Wreschnioks gehörte, hat auch neue Betreiber. Martin Wreschniok, heute 40 Jahre alt, startete Anfang 2002 mit einem VW-Bus seinen mobilen Eisverkauf. Er war bei der Bunten Republik Neustadt oder den Dresdner Filmnächten anzutreffen und tourte auch zu Festivals. Mit ihren Kugeleiswagen und -ständen waren die Eispinguine auch auf vielen Festen.

Willy Vanilli nun versetzt so manchen in die Jugend zurück. Gründer Willy Ullrich fand in den 1990ern seine ersten gebrauchten DDR-Softeismaschinen. Er wollte zunächst mit ihnen handeln, eröffnete aber dann seine erste Eisdiele in Dresden-Coschütz. Heute gibt es fünf Standorte in Dresden. Aus Ostprodukten von Komet und Anona wird das Eis hergestellt. Der Name „Willy Vanilli“ ist eine leichte Anspielung auf das Pop-Duo „Milli Vanilli“, das in den 1990ern eine feste Größe im Musikgeschäft war.

„Ich war erst guter Kunde und holte meist Schoko-Vanille-Softeis“, verrät Jörn Richter, der im Jahr 2008 in die Firma einstieg. Heute bevorzuge er Kaktusfeige, wie seine Frau, sowie Buttermilch-Sanddorn-Eis oder Granatapfel. „Das kommt auch auf die Außentemperaturen an. Über 40 Sorten sind im Gesamt-Programm, gewechselt wird täglich.“

In der Milchbar an der Langen Straße gibt es auch Eisbecher, Shakes, Kaffee und kühle Getränke. „Das gefrostete Softeis ist eine Alternative zum Mitnehmen. Früher wurde das überschüssige Eis abgefüllt, bevor die Maschinen am Abend wieder auseinandergebaut wurden“, sagt Richter. Heute werde das Frosteis gezielt hergestellt.

Zur Softeis-Erfindung gibt es viele Geschichten. Eine Story hat Richter noch parat: „Als die cremige Spezialität im Jahr 1948 vollendet wurde, wirkte die spätere britische Premierministerin Margaret Thatcher im Forscherteam mit. Von ihr soll auch der Ausdruck ‚Softeis‘ stammen.“

Geöffnet ist noch bis September, täglich von 12 Uhr bis 18.30 Uhr, vor und nach der Eissaison zusätzlich je nach Wetterlage.