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Die Heiligen Drei Könige vor der Tür

Für einen guten Zweck ziehen die Sternsinger durch Strehla. Und brechen dabei mit einer Tradition.

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© Sebastian Schultz

Von Kevin Schwarzbach

Strehla. Am Freitag noch zu Besuch in der Staatskanzlei beim neuen sächsischen Ministerpräsidenten, am Sonnabend dann schon wieder in Strehla unterwegs. In der Zeit rund um den Dreikönigstag eilen die Sternsinger von einer Aufgabe zur nächsten. Nach der Staatskanzlei steht die Segnung des Hauses der Familie Hänsel in Oppitzsch auf dem Plan. Aus voller Kehle singen die Kinder ihre Lieder, in denen sie das Leid weniger privilegierter Kinder in aller Welt betrauern, und übertönen dabei sogar das Brummen einer Kettensäge, die sich auf dem gegenüberliegenden Grundstück an einer Tanne zu schaffen macht. Gastgeberin Maria Hänsel ist begeistert, neben der Gabe für die Spendenbox gibt es noch Proviant für den Weg zur nächsten Station. Unter dem Motto „Gemeinsam gegen Kinderarbeit“ setzt sich das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ dieses Jahr am Beispielland Indien dafür ein, dass Kinder in aller Welt eine Chance auf Bildung bekommen, aus ihrer Armut gerettet und damit von ihrer Ausbeutung als billige Arbeitskraft befreit werden. Insgesamt 1 600 Projekte unterstützt das Kindermissionswerk.

Susann Oßmann (rechts im Bild) begleitet die fünf Kinder. Dafür, dass Bewohner der Gruppe nicht die Tür vor der Nase zuschlagen, hat sie im Vorfeld gesorgt.
Susann Oßmann (rechts im Bild) begleitet die fünf Kinder. Dafür, dass Bewohner der Gruppe nicht die Tür vor der Nase zuschlagen, hat sie im Vorfeld gesorgt. © Sebastian Schultz

Sechs Sternsinger-Gruppen sind mit Kronen auf dem Kopf am vergangenen Sonnabend allein in Strehla von vormittags bis abends unterwegs, segnen Häuser und sammeln Spenden. Dank klarem Himmel und reichlich Sonnenschein vergessen die Kinder während ihres Aufenthalts im Freien sogar für kurze Zeit den Winter. In ihren Königsmänteln ist ihnen ohnehin warm genug.

Die Begeisterung kennt keine Grenzen. „Das Singen der Lieder macht richtig Spaß“, sagt die elfjährige Emilia. „Und wir helfen dabei anderen Kindern.“ Als Begleiterin Susann Oßmann fragt, ob die Kinder noch ein Stück für Maria Hänsel vortragen wollen, können sie den Anfang des Liedes kaum erwarten. Besonders der achtjährige Simon, der stolz die goldene Spendenbox um den Hals trägt, freut sich über jedes Gedicht und jedes Lied, das er zum Besten geben darf. Manchmal wirkt es, als könnte er den ganzen Tag vor einer Haustür stehen bleiben und mit Gedichten für das Wohl anderer Kinder kämpfen.

Doch die nächste Hausbesitzerin wartet schon, die Kinder müssen weiterziehen. Dabei weichen die Sternsinger etwas von der Tradition ab. Sie ziehen nicht von Haus zu Haus, sondern fahren vorher festgelegte Stationen an. „Das haben wir aus Rücksicht auf die Kinder eingeführt“, sagt Mitorganisatorin Susann Oßmann. „Ich möchte den Kindern, die sich hier mit all ihrer Begeisterung für eine gute Sache einsetzen, nicht zumuten, dass ihnen die Tür vor der Nase zugeschlagen wird.“ Deshalb steuert Oßmann ausschließlich Häuser an, deren Besitzer sich vorher als Gastgeber für die Sternsinger angemeldet haben. Das funktioniert hauptsächlich über Mund-zu-Mund-Propaganda, aber auch über Listen, die in der katholischen Gemeinde ausliegen. Das Projekt kennt dabei keine Konfessionsgrenzen. Sowohl junge Mitglieder der katholischen als auch der evangelischen Kirche sind bei den Sternsingern dabei. „Wir verstehen uns als ökumenische Gruppe“, sagt Susann Oßmann. Auch als Gastgeber kann sich jeder melden.

Viel Aufwand



Maria Hänsel beispielsweise empfängt die Sternsinger seit Jahren an ihrer Haustür in Oppitzsch. Sie weiß, welcher Aufwand hinter den kurzen Darbietungen steckt. „Der Auftritt dauert am Ende nur ein paar Minuten, aber die Vorbereitung dahinter ist riesig“, so Hänsel. „Die Kinder treffen sich, um die Kronen zu basteln, die Texte zu üben, die Lieder zu proben, den Ablauf zu planen. Das ist ein bewundernswerter Einsatz, den die Kinder und Organisatoren da zeigen.“ Susann Oßmann freut das Lob, wohl aber noch mehr die kleinen Sternsinger. Auf die Frage, ob sie noch ein Lied darbieten wollen, hätte Susann Oßmann verzichten können. Die Kinder trällern bereits die ersten Zeilen.