Merken

Die Brückenbauer

Die Firma Stahlbau Graf baut in Meißen eine neue Werkhalle – hier sollen bald riesige Träger gebogen werden können.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. In dieser Halle soll bald eine Maschine stehen, die Stahlträger bis zu einer Profilhöhe von einem Meter biegen kann, dazu automatische Schweißanlagen. Noch aber ist es nicht so weit. Der Fußboden fehlt noch und Stapel von Scheiben sind für den Einbau der Fenster gedacht.

Die neue Halle der Stahlbaufirma Graf wird einmal 1 000 Quadratmeter Fläche überdecken, genauso viel, wie die schon bestehende. „Wir bauen das alles selber, kaufen nur Komponenten zu“, sagt Kay Böhme. Der Metallbaumeister ist Werksleiter in Meißen, der Hauptsitz der 1979 gegründeten Firma befindet sich in Weinböhla. „Wir sind ein reiner Stahlbaubetrieb, bauen hauptsächlich Brücken für die Straße und die Bahn, aber auch für Fuß- und Radwege.“ Das Besondere dabei: „Wir haben bis jetzt noch nie etwas zweimal gebaut.“ Gefragt sind auf das jeweilige Projekt zugeschnittenden Lösungen, also Unikate. Das verlangt nicht nur Erfahrung, sondern auch Köpfchen.

Das beweisen die „Grafen“ gerade auch beim Bau ihrer neuen Halle. Eine Außenwand der bestehenden, 2012 fertiggestellten Halle, ist so konzipiert worden, dass sie jetzt abgebaut und als Außenwand für die neue Halle eingebaut werden kann. Auch im Verwaltungsgebäude findet sich eine clevere Lösung. Im sonst ungenutzten Innenraum des Treppenhauses steht ein Riesenzylinder. Der Pufferspeicher fasst 20 000 Liter Wasser, das über Solarzellen bzw. Erdwärme vorgewärmt wird. Damit wird nicht nur die Fußbodenheizung in der Werkhalle gespeist, sondern auch die Duschen für die mittlerweile 40 Mitarbeiter und vier Azubis. „Wir bauen umweltbewusst.“

Die Fußbodenheizung hat nicht nur den Vorteil, dass die Stahlbauer keine kalten Füße und Ohren im Winter bekommen, sondern, dass auch die Bauteile entsprechend gewärmt sind, erklärt Kay Böhme, der seit 1990 bei der GmbH, die heute vom Sohn des Gründers, Matthias Graf geführt wird, beschäftigt ist. Rund anderthalb Millionen Euro lässt sich die Firma den Neubau in Meißen kosten. Das vorhandene Werk, bestehend aus Werkhalle und Bürotrakt, war hier 2012 für rund zwei Millionen Euro errichtet worden.

„Der Brückenbau ist unser Hauptgeschäft“, außerdem ist die Firma im Behälterbau aktiv und bietet Service für Türen und Tore an, „von der Brandschutztür bis zum Rolltor“. In Meißen hat sie zuletzt die Brücke über die Triebisch am Nicolaisteg gebaut. Ansonsten sind die Monteure der Firma deutschlandweit unterwegs. Um etwa Brücken für die Bahn bauen zu dürfen, müssen höchste Standards eingehalten werden. Das setzt die laufende Qualifizierung der Mitarbeiter voraus. Die Schweißer etwa müssen aller zwei Jahre eine Wiederholungsprüfung ablegen.

Aktuelle Referenzen für die Arbeit der Firma sind etwa eine Brücke über die Gera in Erfurt und die Bahnbrücke in Wilischthal bei Zschopau und eine 130 Tonnen schwere Fußgängerbrücke für die Bundesgartenschau 2021 in Erfurt. Außerdem saniert das Unternehmen gerade die Hafenbrücke in Dresden. Das längste bislang gefertigte Bauteil hat 86 Meter gemessen.

Seit 1990 sei die Firma ständig gewachsen, erklärt Kay Böhme – „auch im technischen Niveau, das wir heute bewältigen, wir können von der Qualifizierung her heute in Deutschland alles an Stahlbau machen“. Für dieses Jahr könne man keinen einzigen Auftrag mehr annehmen, erklärt der Werksleiter und auch für das kommende Jahr seien die Auftragsbücher schon gut gefüllt. Derzeit wird bei Graf im Gewerbegebiet Meißen-Ost in zwei Schichten gearbeitet, möglich wäre auch der Drei-Schicht-Betrieb.

Falls sich Auftragseingang und Wachstum der Firma so wie bislang weiter entwickeln, gibt es an der alten Halle noch eine zweite Außenwand. Die könnte einmal einem zweiten Erweiterungsbau dienen.