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Die Beachparty geht weiter

Nach dem Holi Lausitz in Boxberg wird im Juli in Klitten gefeiert. Nicht alle im Gemeinderat sind glücklich darüber.

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© Joachim Rehle

Von Constanze Knappe

Das Poltern war am Montagabend im Bürgerhaus Reichwalde nicht zu überhören, als Toni Heide nicht nur der sprichwörtliche Stein, sondern ein ganzer Felsbrocken vom Herzen fiel. Sekunden zuvor hatte der Gemeinderat Boxberg grünes Licht für das Open-Air-Festival „Break the Rules“, kurz BTR, gegeben. Das soll am 21. Juli am Klittener Ufer des Bärwalder Sees gefeiert werden. Mehrheitlich stimmte der Gemeinderat dafür.

Der Veranstalter ist mit der GBG GmbH in Bautzen der gleiche, der auch das Holi Lausitz am vergangenen Wochenende am Boxberger Ufer auf die Beine stellte. Dafür gab es am Montag im Gemeinderat nur lobende Worte. „Das Team des Veranstalters und die Polizei haben sehr abgestimmt gehandelt und eine gute Arbeit geleistet“, so Roman Krautz, der Boxberger Seebeauftragte. Der Ordnungsdienst der Gemeinde, Hauptamtsleiter Arian Leffs und auch er selbst hätten sich an Ort und Stelle ein Bild gemacht, Beanstandungen gab es nicht. Auch am nächsten Tag nicht. „Sonntagmorgen war das Gelände schon wieder tippitoppi in Ordnung“, sagte Roman Krautz, der sich frühmorgens selber davon überzeugte. GBG-Geschäftsführer Toni Heide freute sich über das Lob. „Es ist nicht einfach so gemacht, dass am nächsten Tag wieder der normale Tourismusbetrieb ablaufen kann. Da haben alle Zahnräder ineinandergegriffen“, erklärte er. Alles in allem 150 Leute sorgten für den reibungslosen Ablauf von Holi Lausitz. 4 500 Gäste feierten am Boxberger Ufer im wahrsten Sinne des Wortes ein buntes Festival.

Und die Beachparty soll weitergehen. Mit dem BTR-Open-Air am 21. Juli. Auch dafür rechnet der Veranstalter mit 4 000 bis 5 000 Gästen, sollen nach seinen Worten Aufbau und Ablauf ähnlich professionell organisiert sein wie beim Holi Lausitz. Seit der Absage von Cherry Beach stand er mit der Gemeindeverwaltung in Kontakt. Man sei sich einig, eine zweite Großveranstaltung in diesem Segment zu platzieren. Das bestätigte Roman Krautz. Gemeinderäte sehen das ebenso. „Es ist wichtig, dass wir solche Events haben. Denn die Besucher kommen aus allen Ecken Sachsens und Brandenburgs“, erklärte Horst Jannack (Linke).

Dennoch gab es im Vorfeld der Entscheidung am Montag heftige Diskussionen. Wie sich herausstellte, betrafen die allerdings nicht die Veranstaltung an sich, sondern deren Termin. „Ich freue mich über viele Festivitäten am See. Aber dass das Open-Air-Festival ausgerechnet am gleichen Wochenende stattfindet wie unser 44. Dorffest, das tut uns sehr weh“, gab Frank Müller (CDU) zu bedenken. Der Gemeinderat und Vorsitzende des Dorfklubs Reichwalde ärgert sich darüber. Nicht umsonst gäbe es in der Gemeinde einen Veranstaltungskalender, der jeweils im November des Vorjahres erstellt wird, um solche Überschneidungen zu vermeiden. Mit großem ehrenamtlichem Einsatz bereiten die 40 Mitglieder des Dorfklubs das Dorffest vor. Sie befürchten nun, dass das BTR-Festival ihnen scharenweise die Gäste abzieht.

Keine Konkurrenz zum Dorffest

Dem widersprach Toni Heide. Das Festival in Klitten sei sehr auf elektronische Musik ausgerichtet und damit auf eine andere Zielgruppe. Insofern sehe er keine Konkurrenz zum Dorffest. Er könne aber die Bedenken nachvollziehen. „Ich habe große Hochachtung vor allen, die ein Fest im ländlichen Raum organisieren“, fügte er hinzu. Er bot an, auf seinen Vertriebswegen über Online und Facebook das Dorffest am Freitagabend als Warm-up für das BTR-Festival zu bewerben. Kostenlos. Und nicht nur in diesem Jahr. Für die Terminüberschneidung entschuldigte er sich damit, dass der Termin „aus Künstlersicht aufgezwungen wurde“. Sollte es 2019 wieder „Break the Rules“ geben, dann wieder am ersten Wochenende im August.

Ohnehin sei es bei einer solchen Ein-Tages-Veranstaltung „immer ein gewaltiger Kraftakt, so viele Leute sicher und begeistert nach Hause zu schicken.“ Auf lange Sicht stellt er sich wieder drei Tage vor. Vor allem aber strebt Toni Heide Langfristigkeit in der Zusammenarbeit mit der Gemeinde an. Die erhofft er sich darüber hinaus von allen Beteiligten. Er kritisierte, dass er fünf Tage vor dem Holi Lausitz vom Bergbausanierer LMBV überhaupt erst die Genehmigung dafür erhielt. Er sei ein hohes Risiko eingegangen mit „Kosten im fast sechsstelligen Bereich“. So ergehe es auch ehrenamtlichen Veranstaltern, bekam er Rückenwind von Horst Jannack. „Man braucht ein Jahr für die Vorbereitung und kriegt immer erst ein paar Tage vorher die Zusage von der LMBV“, kritisierte dieser. „Das Open-Air-Event wegen des Dorffestes ausfallen zu lassen, dafür würden wir keine Zustimmung finden“, vermutete er. Armin Hofmann (WV Kringelsdorf) brachte es recht drastisch auf den Punkt: „Wir sollten die Hand von Herrn Heide nehmen. Das ist mehr wert, als rumzuzicken. Wir werden nur gemeinsam etwas voranbringen.“

Sieben Gemeinderäte stimmten für das BTR-Festival am Klittener Ufer, fünf dagegen, einer enthielt sich. Bürgermeister Achim Junker wurde beauftragt, mit dem Veranstalter einen Vertrag über die Nutzung der kommunalen und in Pacht befindlichen Flächen abzuschließen. Wie schon beim Holi Lausitz soll es vorab eine Sicherheitskonferenz mit Polizei und Rettungskräften geben.