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Der Wochenmarkt ist zurück

Die fliegenden Händler freut das sichtlich. Auch wenn der Schulplatz in Kamenz eine schöne Ausweichvariante war.

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© René Plaul

Von Ina Förster

Kamenz. Da waren sie wieder – die fliegenden Händler mit ihren leckeren Kisten. Sprich ihren Imbissständen, Fleischer- und Bäckerwagen, fangfrischem Fisch, mit Trockenfrüchten an Bord oder Unterwäsche am Ständer. Seit Mai letzten Jahres waren sie donnerstags auf dem Schulplatz in Kamenz zu finden. Seit dem 11. Januar sind sie zurück auf dem großen Marktplatz der Stadt. Der wurde bekanntermaßen in den letzten Monaten komplett umgestaltet. Nun gab es am Donnerstag die erste Testphase live und in Farbe sozusagen.

Der Blick vom obersten Rathausbalkon zeigt es: Der erste Wochenmarkt im Jahr ist immer eher bescheiden. Die Kamenzer freute es trotzdem, dass ihr Markt zurück ist.
Der Blick vom obersten Rathausbalkon zeigt es: Der erste Wochenmarkt im Jahr ist immer eher bescheiden. Die Kamenzer freute es trotzdem, dass ihr Markt zurück ist. © René Plaul

16 Händler waren angereist. Diese passten fürs Erste alle in den Innenbereich des Marktes. Anfang des Jahres ist das Normalzustand. „Zurzeit handelt es sich um die Jahresanfangsvariante. Das heißt, ein Teil der Händler macht Urlaub oder reist nicht an. Deswegen reicht diese kleine Marktvariante aus“, erklärt Rathaussprecher Thomas Käppler. „Dies wird sich spätestens im März ändern. Dann wird es natürlich notwendig, dass die Marktseite zum Rathaus zu und der Buttermarkt in das Marktgeschehen einbezogen werden. Die Poller auf der Rathausseite werden ausgefahren.“

„Kuschelmarkt“ am Jahresanfang

Die Händler selber nennen die ersten Januarwochen deshalb liebevoll den „Kuschelmarkt“. Man rückt näher aneinander, kann sich fast etwas über die Ladentheke zurufen. Auch Dieter Marschner mag diese gemütliche Atmosphäre. Der 63-Jährige steht seit fast 27 Jahren auf dem Kamenzer Wochenmarkt. Bei ihm bekommt man Unterwäsche. „Ich habe hier schon immer gute Geschäfte gemacht. Und eigentlich bin ich deshalb auch froh, dass wir jetzt wieder hier sein können. Ein Wochenmarkt gehört auf den Markt“, sagt er. Daher käme ja schließlich der Name des Platzes. Dieter Marschner ist ein Urgestein. Nicht wegzudenken. Für einen Schwatz ist er immer zu haben. Für eine freundliche Beratung ebenfalls. Und wie schätzt er die neuen Bedingungen ein? „Man muss schon ein bisschen mehr kurbeln beim Auf- und Abbau. Die Poller und Begrenzungen am Rand machen es nicht leichter“, gibt er zu. Aber auch das sei sicherlich bald Routine.

Annett Pehse aus Neustadt hatte damit keine Probleme. Ihr Stand mit Trockenobst, Ölen, Kräutern und ausgewählten Gewürzen ist nicht riesig. „Das hat heute Morgen prima geklappt“, sagt sie. Bislang reiste sie auf den Schulplatz an. Seit Mai betreiben sie und ihr Freund das Gewerbe mit der Naturkost erst. Dort fand sie es auch sehr entspannend. Die junge Markthändlerin hat deshalb noch keinen direkten Vergleich zum angestammten Platz auf dem Markt. „Ich lasse mich da völlig überraschen. Die Geschäfte waren oben auch gut. Aber heute merke ich schon, dass ein anderes, doch größeres Publikum kommt. Sicherlich ein bisschen mehr Laufkundschaft.“

Und so strömten die Kamenzer am Donnerstagmorgen recht zahlreich in die Stadt. „Das Wetter spielt uns heute auch noch in die Karten“, meinte Dieter Marschner. Es blieb trocken, was für den Ablauf und die Dauer eines Wochenmarktes immer ausschlaggebend ist. In den letzten Wochen vor Weihnachten verkürzte sich das Angebot manchmal ziemlich drastisch schon ab den frühen Mittagsstunden, was viele Kunden bemängelten. Der Schulplatz als solches war dennoch beliebtes Ziel der Käufer. Das Ambiente wurde von vielen gelobt. Und dennoch liefen die Geschäfte dort in abgeschwächter Form, glaubt man

den Händlern. Die zeigten sich gestern durchgehend zufrieden mit der Entscheidung, dass die Stadtverwaltung den Wochenmarkt wieder auf dem angestammten Ort anbieten wollte.Ab März spätestens größer



Auch die Verkäuferinnen der ansässigen Kamenzer Fleischereien Minkwitz und Imbach begrüßten ihre Kunden fröhlich an alter Stelle. Es war ein bisschen wie ein Heimkommen nach langer Zeit, obwohl man sich zwischendurch ja regelmäßig gesehen hatte. Die neue Verkehrsführung konnte an diesem ersten Wochenmarkt noch einmal voll ausgenutzt werden. Das Rundum-Parken allerdings wird wohl bald der Vergangenheit angehören, denn zum regulären Saisonstart in ein paar Wochen reisen mehr Händler an. Und die brauchen Platz. Dazu ist die Durchfahrt am Rathaus dann nicht mehr möglich und auch kein Parken mehr während des Marktes. „Wenn die Wetterlage so bleibt, kann es durchaus sein, dass die Händler alle schon eher kommen. Zum Beispiel auch bereits nächste Woche. Das entscheidet sich kurzfristig“, heißt es aus dem Rathaus. Die Prognosen stehen aktuell nicht sehr auf Winter. Das freut die meisten fliegenden Gewerbetreibenden freilich.

„Ich freue mich auf jeden Fall auf das, was kommt“, sagt Annett Pehse erwartungsfroh. In Kamenz kann man gute Geschäfte machen. Die Menschen sind offen für unsere Naturprodukte, auch wenn wir das zum großen Teil unserem Vorgänger Christian Lehmann zu verdanken haben, der hier super Vorarbeit geleistet hat und von dem wir einiges an Know How und Waren übernehmen durften“, sagt die Neustädterin. Vielleicht spricht sich ihre positive Einschätzung in der weiteren Region herum. Und es kommen neue Händler dazu.