Merken

Der umstrittene Kapellmeister

Kurt Striegler hat viel für das Dresdner Musikleben getan. Ungeklärt ist seine Rolle während der Nazizeit.

Teilen
Folgen

Von Ralf Hübner

Der Komponist und Dirigent Kurt Striegler hat mehr als 50 Jahre das Musikleben in Dresden mitbestimmt. Vor 60 Jahren stirbt er am 4. August 1958 in Wildthum bei Landau (Bayern).

Als grölende und pfeifende SA-Horden am 7. März 1933 bei einer „Rigoletto“-Vorstellung den legendären Fritz Busch aus der Semperoper vertreiben, wird Kurt Striegler dessen Nachfolger als Generalmusikdirektor. Nicht geklärt ist, ob er in die Aktion eingebunden war. Er selbst hat das in eidesstattlichen Erklärungen bestritten. Doch nicht alle glauben ihm.

1886 wird Striegler als Sohn eines Kammermusikers am Sächsischen Staatstheater in Dresden geboren. Er besucht das königlich-sächsische Kapellknaben-Institut, wird 1905 von Ernst von Schuch zum Kapellmeisteraspirant an die Dresdner Hofkapelle engagiert und 1912 zum Kapellmeister ernannt. Von 1939 bis 1945 leitet er die Volks-Singakademie, den Dresdner Männergesangverein und ist Dozent für Komposition, Dirigentenausbildung und Instrumentationslehre an der Orchesterschule der Staatskapelle. Zu dessen Schülern zählen unter anderem der Komponist, Schriftsteller, Librettist und Regisseur Robert Bosshart, der Dirigent Rolf Kleinert und der Komponist Herbert Trantow. 1933 wird er zudem Nachfolger des von den Nazis aus dem Amt gedrängten Paul Büttner als Leiter des Dresdner Konservatoriums.

Nach dem Krieg ist für das ehemalige NSDAP-Mitglied kein Platz mehr in Dresden, und so geht er erst nach Coburg und dann nach München. Doch 1952 ist er zurück, arbeitet bis 1956 wieder als Kapellmeister an der Semperoper und wird 1955 sogar Ehrenmitglied der Staatskapelle. Der Maler und Grafiker Otto Dix fertigt 1953 die Lithografie „Kurt Striegler“. Striegler ist auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden begraben.