Merken

Der Test vor dem Start

Die Dynamo-Profis sind aus dem Urlaub zurück. Wie gut sie drauf sind, wird an der Dresdner Uniklinik getestet.

Teilen
Folgen
© Robert Michael

Von Sven Geisler

Ein Schnaufen ist nicht zu hören, vermutlich bleibt es in der Maske hängen. Patrick Ebert ist verkabelt für diesen Test, mit dem sein Leistungsstand überprüft wird. Das ist nicht etwa eine Kontrollmaßnahme für Neuzugänge bei Dynamo Dresden, sondern Standard im deutschen Profi-Fußball. Außer den Analysen von Ausdauer und Schnellkraft wird zum Beispiel das Herz mit einer Echokardiografie untersucht. Auch ein Sehtest gehört dazu. „In Ballspielarten ist es sehr wichtig, räumlich gut sehen zu können“, erklärt Professor Klaus-Dieter Schaser.

Er ist ärztlicher Direktor der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum in Dresden, zu der die Sportmedizin gehört. An der Wand in dem Untersuchungsraum künden Plakate und Postkarten mit den Unterschriften von ehemaligen und aktuellen Spitzenathleten vom guten Ruf. Die Bob-Olympiasieger um Francesco Friedrich lassen sich hier genauso durchchecken wie die erfolgreichen Kanuten Tom Liebscher und Steffi Kriegerstein, die Dresdner Volleyballerinnen und die Balletttänzer der Gret-Palucca-Schule. Außerdem nutzen ambitionierte Hobbysportler das Angebot.

„Tests sind nicht so angenehm“

Seit Mittwoch werden hier nun die Dynamo-Profis gründlich untersucht: von einem EKG und Lungenfunktionsprüfungen über Schnell- und Maximalkraft bis zur Spiroergometrie. Allein das Wort klingt respekteinflößend. Ebert weiß spätestens jetzt, wie es sich anfühlt, wenn er auf dem Laufband rennt und über seine Atemgase die Reaktion von Herz, Kreislauf, Atmung und Stoffwechsel erfasst werden. „Die Tests sind nicht so angenehm“, meint der 31 Jahre alte Mittelfeldspieler, „aber es ist wichtig zu wissen, auf welchem Level wir sind.“

Er wird einer von acht Neuen sein, wenn die Mannschaft von Trainer Uwe Neuhaus am Montag in die Vorbereitung auf die neue Saison startet. Der Kontakt, verrät Ebert, sei über einen Dresdner zustande gekommen. Mit Stefan Kutschke hatte er im vergangenen halben Jahr beim FC Ingolstadt gespielt. Davor war der einstige Bundesliga-Profi von Hertha BSC jedoch ein halbes Jahr vereinslos gewesen. „Mein Vertrag bei Rayo Vallecano in Spanien war ausgelaufen“, erklärt Ebert. „Ich hatte ein Angebot, vier weitere Jahre zu bleiben, wollte aber etwas anderes kennenlernen.“

Danach, räumt er ein, habe er „zu viele Chancen verstreichen lassen“, sich in Ingolstadt aber dank der Physios wieder fit gemacht. Gespielt hat er dort selten, zusammen waren es in vier Kurzeinsätzen gerade mal 126 Minuten. Wer aber glaube, seine Karriere neige sich dem Ende zu, dem werde er das Gegenteil beweisen. „Jetzt beginnt ein neues Kapitel in Dresden, darauf freue ich mich.“ Ebert kommt mit dem Anspruch, ein Führungsspieler zu sein, einer, der den jüngeren Spielern hilft und auf dem Platz mit dafür sorgt, die Vorstellungen des Trainers umzusetzen.

Voraussetzung dafür: Leistung. Der Test soll und kann dabei helfen, diese in den sechs Wochen bis zum scharfen Start am ersten August-Wochenende zu optimieren. „Wir erfassen viele Parameter, die für einen Leistungssportler wichtig sind und Ansätze liefern für ein Trainingsprogramm“, sagt Facharzt Hagen Fritzsche. Er hat den Kontakt zu Dynamo hergestellt – über seinen früheren Jugendtrainer Ralf Minge. Fritzsche hat es 1997/98 selbst bei den Schwarz-Gelben zu einigen Einsätzen in der damaligen Regionalliga-Mannschaft geschafft, später für den DSC gespielt.

Jetzt sorgt er mit dafür, dass Chefcoach Neuhaus eine Grundlage bekommt, das Training individuell anzupassen. Die Daten werden analysiert und so aufbereitet, dass Dynamos Sportwissenschaftler Jacob Wolf daraus die notwendigen Schlüsse für das Pensum ableiten kann. Die Untersuchung dauert vier bis fünf Stunden, der übliche Laktattest ist inklusive. Erster Eindruck von Fritzsche: „Die Spieler hatten ihr spezifisches Fitnessprogramm für den Urlaub und sind in einem entsprechend guten Zustand zurückgekommen.“

Ebert hat sogar ein bisschen mehr gemacht, als er musste. Mit anderen Profis wie Sejad Salihovic, der bisher beim Hamburger SV unter Vertrag stand, hat er im französischen Nizza bei einem Fitnesscoach einige Zusatzschichten eingelegt. Es gehe jedoch nicht darum, die Spieler untereinander zu vergleichen, betont Fritzsche, sondern den Einzelnen durch die gezielte Trainingssteuerung voranzubringen.

Ob das gelungen ist, können die Ergebnisse beim nächsten Test zeigen, im Idealfall aber auch die in der zweiten Liga. Ebert ist zuversichtlich, dass es mit „meinen neuen Freunden bei Dynamo“ gut läuft.