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Der Tag nach dem Großbrand

Mehr als 150 Feuerwehrleute bekämpften seit Dienstagabend den Großbrand bei Remondis in Quersa.

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© Kristin Richter

Von Manfred Müller

Quersa. Es sah aus wie ein Vulkanausbruch. Die Rauchwolke beim Großbrand auf dem Quersaer Remondis-Gelände stieg am Dienstagabend zunächst senkrecht in die Höhe, formte sich zu einem Pilz und wurde schließlich vom Wind nach Norden getrieben, wobei sie sich immer stärker verbreiterte. Da der Himmel klar war, konnte man sie schon aus einer Entfernung von 30 Kilometern sehen. Auf dem Betriebshof des Entsorgungsunternehmens hatten hunderte Pressballen aus gelben Säcken Feuer gefangen – zum größten Teil Plastikmüll.

Der Großbrand bei Remondis

Kurz vor 19 Uhr trafen die ersten Feuerwehren ein. Da schlugen die Flammen schon an die drei Meter hoch, aber zunächst konnte die Brandbekämpfung ohne größere Behinderungen durch den Rauch beginnen. Die Löschaktion wurde von zwei Seiten in Angriff genommen – vom Remondis-Hof selbst und vom benachbarten Areal der Milcherzeugergenossenschaft. Von dort kam auch das benötigte Wasser, außerdem wurden die Brunnen der gegenüberliegenden Laminatfirma Kronospan angezapft. Deshalb musste die Bundesstraße 98 voll gesperrt und der Verkehr über Weißig umgeleitet werden.

Da die brennenden Kunststoffabfälle allein mit Wasser nicht gelöscht werden konnten, waren große Mengen an Schaumbildnern notwendig. Auch dabei half Kronospan, das immer auf größere Brände vorbereitet sein muss, aus. Bei Remondis ging es vor allem darum, ein Übergreifen des Feuers auf die unmittelbar neben dem mehr als 1 000 Quadratmeter großen Brandherd gelegene Lagerhalle zu verhindern. Darin befanden sich große Mengen an Altpapier, wodurch der Brand leicht hätte außer Kontrolle geraten können. Außerdem lag eine Trafostation im Gefahrenbereich, die es zu schützen galt. „Es war nicht leicht, aber wir konnten die Halle retten“, sagt der Thiendorfer Ortswehrleiter Jörg Noack. „Außer ein paar geschmolzenen Plastikteilen an Fenstern und Türen gab es keine größeren Schäden.“ Noack leitete den Einsatz auf der Dorfseite. Als das Feuer durch den Löscheinsatz zurückgedrängt war, sei der Qualm nicht mehr aufgestiegen, und die Kameraden hätten allerhand abbekommen. „Unsere Einsatzbekleidung und die Fahrzeuge stinken höllisch“, sagt er. Auch die Wärmestrahlung sei extrem gewesen.

Insgesamt waren beim Großbrand 44 Feuerwehrfahrzeuge im Einsatz. Sie kamen aus den Gemeinden Lampertswalde, Schönfeld, Thiendorf und aus Großenhain, aber auch die Weinböhlaer Feuerwehr war vor Ort. Mit Rettungsdienst und Polizei rückten mehr als 180 Leute an. Da beim Abbrennen von Kunststoff giftige Gase entstehen, schwärmten drei Messfahrzeuge aus, die die Schadstoffbelastung in den Dörfern zwischen Quersa und Hirschfeld analysierten. „Es wurden aber keine gefährlichen Konzentrationen festgestellt“, sagt Kreisbrandmeister Ingo Nestler. Nur der penetrante Geruch nach verschmortem Kunststoff habe für Beeinträchtigungen gesorgt.

Am Mittwochvormittag war die Sache immer noch nicht vollständig ausgestanden. Unter dem Löschschaum schwelte das Feuer weiter, die Glutnester mussten auseinandergezogen und vollständig gelöscht werden. Das gestaltete sich zunächst schwierig, weil erst entsprechende Technik herbeigeschafft werden musste. Der firmeneigene Radlader und der Bagger von Remondis waren dem Brand ebenfalls zum Opfer gefallen. Außerdem mussten die Untersuchungen der Kriminalpolizei abgewartet werden.

Remondis-Betriebsleiter Thomas Schiefelbein hielt sich beim Ausbruch des Brandes noch auf dem Firmengelände auf und unterstützte mit seinen Leuten den Einsatz der Feuerwehren. „Wir können im Moment noch nicht viel sagen“, erklärt er. „Die Aufnahme der Schäden wird eine Zeit dauern.“ Der Großbrand vom Dienstagabend war nicht der erste auf dem Gelände des Quersaer Entsorgers. Im April 2005 wurden bei einem Ereignis von ähnlichem Ausmaß die Papiersortieranlage sowie die Baustoffsortierung völlig zerstört. Im Oktober 2007 fackelten 40 Tonnen Sperrmüll und vorsortierter Kunststoff ab. Im Oktober 2015 gab es noch einen kleineren Grünschnitt-Schwelbrand.