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Der Neumarkt wird grüner

Vor sechs Jahren wurde er beschlossen. Ab Frühjahr 2018 wird der Park gegenüber der Frauenkirche endlich angelegt.

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© Visualisierung: Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Sandro Rahrisch

Hunderttausende Pflastersteine, aber kaum ein Baum: Wer auf dem Dresdner Neumarkt ein schattiges Plätzchen sucht, musste bisher schon in ein Café einkehren. Nächstes Jahr soll der Platz nun endlich einen kleinen Platanen-Park bekommen – genau dort, wo bis 1791 das Alte Gewandhaus stand.

Vor dem Quartier VI, das derzeit vom Immobilienunternehmen USD gebaut wird, werden ab Herbst kommenden Jahres 28 Bäume gepflanzt, teilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage mit. Die Platanen sollen in einer u-förmigen Doppelreihe wachsen und den Eindruck einer offenen Halle vermitteln. Am Boden der „Baumhalle“ plant der Dresdner Landschaftsarchitekt Till Rehwaldt unterschiedlich ausgerichtete Steinplatten, alle mit einer anderen Struktur und Farbe. Sie sollen an Tuchbahnen und damit an die Waren erinnern, die jahrhundertelang im Gewandhaus gehandelt wurden. Auf der Linie der unterirdisch noch vorhandenen Festungsmauer wird ein langgestreckter Sitzblock aufgestellt, an dessen Stirnseite ein Trinkbrunnen integriert ist. Die Baumkronen werden wohl so gestutzt, dass sie Würfeln ähneln. Damit wird auch verhindert, dass es in den Räumen des neuen Quartiers VI zu dunkel wird. Im Frühjahr 2019 wird der Park feierlich eröffnet.

Zunächst sollte das Gewandhaus tatsächlich wiederaufgebaut werden. Doch der Stadtrat entschied sich nach heftigen Protesten dagegen. 2011 wurde das „Grüne Gewandhaus“ beschlossen. Danach sollte es eigentlich losgehen. Doch auch der Bau des Quartiers VI wurde mehrmals verschoben. Die Bäume wären bei den Arbeiten im Weg gewesen. Inzwischen sind sie in einer Baumschule so hoch gewachsen, dass sie unbedingt umgepflanzt werden müssen.

Der Park wird nicht nur später fertig, er wird auch teurer. Statt 600 000 Euro wird er 1,1 Millionen Euro kosten. Ein Grund sei der spätere Baubeginn des neuen Neumarkt-Quartiers, so die Stadt. Die Baupreise seien in den letzten Jahren gestiegen und entsprechen nicht mehr denen aus der Planungszeit. Außerdem kosten Pflaster, Asphalt, Bänke und zusätzliche archäologische Grabungen mehr Geld.

Das Gewandhaus wurde bis 1593 gebaut. Im Untergeschoss befand sich neben Schuh- und Fleischbänken der Ratskeller, oben ein großer Saal für die Tuchverkäufer, in dem es auch Feste und Theateraufführungen gab. Als die Preußen 1760 im Siebenjährigen Krieg Dresden angriffen, wurde auch das Gewandhaus getroffen.