Merken

Der nächste Rückschlag für das Großobjekt Prora

Der Monumentalbau auf Rügen hat eine bewegte Geschichte. Nun hat ein Investor Insolvenz angemeldet. Damit ist die Zukunft des Blocks 1 ungewiss.

Teilen
Folgen
© dpa

Von Hannes Stepputat

Nachdem die Inhaberfirma von Block 1 des riesigen Prorarer Gebäudekomplexes Insolvenz angemeldet hat, ist unklar, wie es mit dem Projekt weitergehen wird. Den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens der Wohnen in Prora Vermögensverwaltungs GmbH & Co. KG hatte das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg bekannt gegeben. Der Geschäftsführerin zufolge sind die Bauarbeiten weit fortgeschritten – dennoch habe die Bank das Darlehen nicht verlängert. „Wir werden alles dafür tun, das Vorhaben zu Ende zu bringen“, hatte sie dazu gesagt. Angaben zufolge schulden die Gesellschafter den Banken 24 Millionen Euro – und mehr als 9 Millionen Euro sind nicht durch Vermögenswerte gedeckt.

Die Immobilienfirma hatte den etwa 450 Meter langen Gebäudeteil im Jahr 2012 gekauft, wollte ihn sanieren und 280 Eigentumswohnungen errichten. Der Block ist einer von noch fünf erhaltenen Blöcken des riesigen Gebäudekomplexes aus der NS-Zeit. Die Nationalsozialisten nannten ihr Vorhaben „Bad der 20 000“. So viele Menschen sollten im KdF-Bad später gleichzeitig Urlaub machen können. Vollständig fertiggestellt wurde das ursprünglich 4,5 Kilometer lange Ensemble an der östlichen Küste Rügens nördlich von Binz jedoch nie.

Nach dem Krieg wurde das Gelände unter anderem als Truppenübungsgelände und Ausbildungsstandort der Nationalen Volksarmee genutzt. Bis zu 12 000 Soldaten waren zeitweise stationiert. Später wurde Prora zum Erinnerungsort für DDR-Wehrdienstverweigerer, die hier von 1964 an als Bausoldaten stationiert waren. Sie bauten etwa am nahen Hafen Saßnitz-Mukran mit.

Heute stehen noch fünf denkmalgeschützte Blöcke auf etwa 2,5 Kilometern Länge, von denen bisher vier nach und nach an private Investoren verkauft wurden. Abgeschlossen ist die Sanierung bisher bei keinem. In ihnen sollen überwiegend Hotels und Eigentumswohnungen entstehen, von denen viele wiederum als Ferienwohnungen vermietet werden dürften. Für den fünften Block läuft derzeit das Vergabeverfahren. Zwei Bieter haben früheren Angaben zufolge Gebote abgegeben, im Oktober soll die Entscheidung fallen.

„Es ist uns leider nicht gelungen, einen Block als exemplarischen Prorablock zu erhalten“, bedauert Susanna Misgajski. Sie ist die Leiterin des Bildungs- und Dokumentationszentrum Prora, das dafür sorgen will, dass der historische Hintergrund des Ortes nicht völlig verloren geht. Der Bund habe gerade 3,4 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt, das dann mit in den bislang noch nicht verkauften Block 5 ziehen soll, sagt Misgajski. Nach der Sommerpause soll die Landesregierung dann klären, wie die Sanierung des Gebäudeteils vonstatten gehen soll.

„Wir kommen neben die Jugendherberge, dafür haben wir jahrelang gekämpft“, erzählt sie. Dieser Teil des Gebäudes sei vom Verkauf ausgeschlossen worden, damit das Zentrum später nicht den Profitinteressen eines Privatinvestors im Wege steht. Momentan werde nach einem gemeinnützigen Träger für die Räume gesucht, welche das Doku-Zentrum auch künftig nutzen will. (dpa)