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Der lange Weg zur neuen Musikschule

Die Einrichtung bekommt nach langer Suche in Bautzen ein eigenes Domizil, braucht aber noch etwas Geduld.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Siegl-Mickisch und Jens Fritzsche

Bautzen. Der Lichtblick wird greifbar: Die Kreismusikschule wird in Bautzen ein eigenes Domizil bekommen. In der Tzschirnerstraße 14 a, wo jetzt noch Autofahrer und -händler ein und aus gehen, um Fahrzeuge an- oder abzumelden, soll in Zukunft Musik erklingen. Für die seit einigen Wochen diskutierte Idee, in dem Gebäude die Musikschule unterzubringen, sollte der Kreistag eigentlich am Montag grünes Licht geben. Doch die Sitzung musste kurzfristig abgesagt werden. Dennoch ist Landrats-Vize Udo Witschas (CDU) zuversichtlich, dass den Plänen nichts im Wege steht. Denn in den Ausschüssen habe es schon eine breite Zustimmung gegeben.

Auch Charlotte Garnys ist überzeugt: „Alles ist jetzt auf einem guten Weg.“ Seit Jahren schon kämpft die Leiterin der Kreismusikschule zusammen mit Mitarbeitern, engagierten Eltern und Fördervereinsmitgliedern um eine bessere Unterbringung ihrer Einrichtung am Standort Bautzen, denn die Räume im Berufsschulzentrum an den Schilleranlagen reichen nicht mehr aus. Verschiedene andere Objekte, unter anderem das Postgebäude am Postplatz, waren im Gespräch und wurden wieder verworfen. Als dann im Frühjahr die Variante Tzschirnerstraße aufkam, sprach Garnys von einem „großen Lichtblick“. Vor allem die günstige Lage in der Nähe von Schulen, Bushaltestellen und Bahnhof spricht für diesen Standort.

Nun wird es allerdings auch nach der erwarteten Zustimmung des Kreistages noch einige Zeit dauern, bis die Umzugskisten gepackt werden können. Denn noch ist die neue Adresse von der Kfz-Zulassungsstelle und der Fahrerlaubnisbehörde belegt, und das wird auch ein reichliches Jahr noch so bleiben. Ausziehen werden die genannten Behörden erst, wenn Ende 2019 die Sanierung des Bahnhofes abgeschlossen sein wird und der Landkreis die angemieteten Büros in den oberen Etagen beziehen kann. Im ersten Quartal 2020, so Witschas, könnte dann mit dem Umbau des leeren Hauses an der Tzschirnerstraße für die Musikschule begonnen werden.

Noch in diesem Jahr will der Landkreis dafür einen Ideenwettbewerb ausloben. Davon verspricht sich die Verwaltung Vorschläge von Planern, wie sich die von der Musikschule benötigten Räume am besten in dem Objekt an der Tzschirnerstraße unterbringen lassen. Schon jetzt kalkuliert man aber einen Anbau ein, der erforderlich ist, um vor allem die dringend benötigten größeren Räume für Ensemblespiel, Prüfungen, Musizierstunden und andere Veranstaltungen zu schaffen. Insgesamt hat die Musikschule Bedarf an einer Fläche von rund 2 000 Quadratmetern angemeldet.

Die Ergebnisse des Ideenwettbewerbes, auf die auch Charlotte Garnys schon sehr gespannt ist, bekommt eine Bewertungskommission auf den Tisch, der auch Vertreter der Musikschule angehören sollen. Anschließend will der Kreis die konkrete Planung veranlassen. Nach einer ersten groben Schätzung geht man von einer Investition in Höhe von 4,9 Millionen Euro aus.

Für die Musikschule wäre es ein großes Geschenk, wenn 2021 zum 70. Geburtstag der Einrichtung das neue Haus bezogen werden könnte. Nach sieben Jahrzehnten endlich ein ausreichend großes eigenes Domizil – das wäre ein Meilenstein. Zwar war angesichts der Vorgänger-Unterkunft in der Äußeren Lauenstraße auch beim letzten Umzug 1999 in die Schilleranlagen die Freude über die neuen Räume groß. Doch ausreichend waren sie von Anfang an nicht. Das räumt auch die Kreisverwaltung ein. Denn nur ein Teil steht der Musikschule zur alleinigen Nutzung zur Verfügung. Weil das nicht reicht, müssen zusätzlich Klassenzimmer des Berufsschulzentrums genutzt werden.

Mittlerweile hat sich die Situation verschärft, denn beide Seiten haben mehr Bedarf. So stieg die Zahl der Musikschüler von einst etwa 750 auf 900, die durchschnittlich am Standort Bautzen unterrichtet werden. Etwa ein Drittel davon ist sogar zwei- bis dreimal in der Woche im Haus. Diese Schüler besuchen neben dem Instrumentalunterricht noch ein Ergänzungsfach oder spielen in diversen Ensembles. Andererseits lastet auch die Berufsschule ihre Räume stärker aus als früher. Außerdem gibt es in den Musikschulräumen im Keller Probleme mit der Luftqualität, obwohl im vorigen Jahr extra eine Klimaanlage eingebaut wurde.