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Der Kaspervater ist tot

Vor wenigen Tagen ist Gerhard Berger im Alter von 92 Jahren gestorben. Hohnstein trauert um seinen Ehrenbürger.

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© Archivfoto: dpa

Von Anja Weber

Hohnstein. Ein Puppenschnitzer zu sein, davon träumte Gerhard Berger schon als Schulkind. Sein Traum ging in Erfüllung: Weit über 70 Jahre machte er Hohnstein mit seiner Puppenschnitzkunst weltberühmt, später gemeinsam mit seinem Sohn Wolfgang.

Am 10. September ist Gerhard Berger im Alter von 92 Jahren gestorben. Hohnstein trauert um den Ehrenbürger und vor allem um einen liebenswerten Menschen. Als Schulkind, mit dem Ranzen auf dem Rücken, zog Gerhard Berger täglich zum Hohnsteiner Kasperhaus, wo das Ensemble von Puppenspieler Max Jacob wohnte. Dort hatte er sich als Laufbursche verdingt. Er brachte die Puppenbestellungen zu Holzbildhauer Theodor Eggink, dessen Werkstatt um die Ecke lag. Auf dem Rückweg nahm er die fertigen Puppenköpfe mit zum Kasperhaus. Gerhard Berger ging später bei Eggink in die Lehre, was recht schwierig war, da der Schnitzer ziemlich unnahbar sein konnte.

Der junge Gerhard boxte sich durch. Als Eggink 1942 in den Krieg zog, wurde Gerhard Berger über Nacht alleiniger Produzent der Hohnsteiner Puppenköpfe. Daran änderte sich auch nach Egginks Rückkehr nichts. Der Krieg hatte ihn gebrochen. In der DDR durfte Gerhard Berger weiter schnitzen, statt, wie es der Staat für ihn vorgesehen hatte, zur Wismut einzurücken. Max Jacob, der nun in Westdeutschland lebte, bestellte jede Menge Puppenköpfe. Heute sind die Bergerschen Puppen ein patentrechtlich geschütztes Hohnsteiner Original.