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Der Einkaufskorb als plastefreie Zone

Einen Unverpackt-Laden wie in Görlitz gibt es in Löbau nicht. Funktioniert ein Einkauf ohne Plastik? Ein Versuch.

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© Matthias Weber

Von Constanze Junghanss

Löbau. Die Ära der Plastikbeutel scheint sich dem Ende zuzuneigen. Mittlerweile gibt es selbst in den Löbauer Discountern die Papiertüte als Alternative für den Einkauf. Was drin landet, ist allerdings nicht selten in Kunststoff verpackt. Manchmal sogar doppelt. Funktioniert ein plastikfreier Einkauf in Löbau trotzdem?

Zumindest bei Obst und Gemüse ist das nicht schwer umzusetzen. Während im Penny-Markt auf der Görlitzer Straße ausgerechnet die Biogurken vom Naturgut fest mit Folie umwickelt sind, der Brokkoli eine durchsichtige Hülle hat und die Bananen aus Brasilien eine bunte Plastikbanderole tragen, findet man beispielsweise den Großteil der Vitaminspender beim Löbauer Geschäft der Gärtnerei Fröhlich unverpackt. Ob Tomaten oder gestreifte Auberginen: Die lose Ware darf tütenfrei im Weidenkorb landen. Während früher vor allem Senioren ihren eigenen Dederonbeutel zum Einkauf mitbrachten, sei das heute verstärkt auch bei der jungen Generation zu erleben, heißt es bei der Gärtnerei. Dann weniger die Dederon-, sondern eher die Baumwollvariante.

Das Bewusstsein, weniger Verpackungsmüll zu produzieren, liegt im Trend. Selbst das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz ist auf diesen Zug aufgesprungen. In einer Veröffentlichung des Ministeriums vor einer knappen Woche im Internet ist zu lesen: „In Deutschland wird derzeit noch viel zu viel verpackt. So auch bei Lebensmitteln.“ Das sei nicht nur eine Frage des Materials, sondern es ginge darum, weniger zu verpacken oder eben so zu verpacken, dass Recycling erleichtert wird. Allerdings: Was ist machbar und wo liegen die Grenzen?

Mario Pranger, Chef der gleichnamigen Traditionsfleischerei Löbau, ist das Thema durchaus geläufig. „Mittlerweile gibt es sogar Verpackungsmaterial aus Holz“, sagt er. Wie eine Art Pappe sehe das aus, sei aber preisintensiv. Trotzdem überlegt der Unternehmer, künftig auch solche Verpackungsmaterialien zumindest mal mit anzubieten. Denn ganz ohne Verpackung wandern bei Mario Pranger weder Fleisch noch Wurst oder Fisch über den Verkaufstresen. „Das hat lebensmittelrechtliche Gründe“, sagt er. Die Hygiene schreibe das so vor. Bei der Fleischerei wird außerdem Mittagessen zum Mitnehmen angeboten. Ein Schild informiert die Kunden, dass dafür pro Verpackung 20 Cent anfallen. Nicht zwingend muss das die Plasteschale sein. Prange erklärt, auf Wunsch wandert die Essensportion auch in die ebenfalls vorhandene Alu-Verpackung.

Kunden bringen Verpackung mit
Beim Wolf-Fleischerei Fachgeschäft am Promenadenring ist die selbst mitgebrachte Metallbüchse für das Schabefleisch dagegen kein Problem. Die freundliche Verkäuferin macht das ganz frisch zurecht. Wie gewünscht landen 250 Gramm im Behälter. „Vereinzelt bringen die Leute schon mal Schälchen mit“, erzählt sie. Bei der Bäckerei und Konditorei Schwerdtner ist ein belegtes Brötchen ohne Plastik ebenfalls möglich. Verpackt wird der Mini-Imbiss in eine Serviette.

Regionale Produkte ohne Plastik

Schwieriger allerdings erweist sich die Suche nach Milch und Joghurt im Glas. Beim Penny-Markt seien ausschließlich Tetrapacks und Joghurt im Plastebecher zu haben, wie die Kassiererin sagt. Im Glas gebe es diese Produkte nicht. Bei anderen Discountern wie dem Kaufland Löbau wird man dagegen im Kühlregal fündig.

Margitta Krüger kauft derweil bei der Gärtnerei Fröhlich ein. „Mir ist die Regionalität wichtig. Ich möchte wissen, wo das Obst und Gemüse herkommt“, sagt sie. Im Laden können die Mitarbeiterinnen Rita Meinhart und Ines Kindermann zu jedem einzelnen Produkt Auskunft geben: Die Nudeln aus Wehrsdorf, der Saft in den Pfandglasflaschen aus Lauba, die Erdbeeren frisch vom eigenen Feld. Lose kaufen kann man die Nudeln nicht. „Es ist aber möglich, sie nach dem Kauf in mitgebrachte Behälter umzuschütten“, sagt Ines Kindermann. Das werde aber eher nicht nachgefragt.

Die Nachfrage nach Zahnbürsten aus Holz dagegen ist im Viveka Yoga & Wohlfühlladen groß. Aktuell sind die Zahnreiniger aus dem Naturmaterial ausverkauft. Dafür gibt es hier so manches für den Haushalt unverpackt und plastikfrei. Seifen zum Beispiel, Kämme aus Holz und Reinigungsbürsten. Auf Papiertüten setzt der Laden schon lange, wie Chefin Verena Schulze sagt. „Die Leute kommen aber auch verstärkt selbst mit eigenem Verpackungsmaterial“, ist ihre Erfahrung. Und bei den jungen Menschen seien die bunt gemusterten Stoffbeutel derzeit beliebt.

Ein solches Verbraucherbewusstsein dürfte bei der Greenpeace-Gruppe Oberlausitz auf Zustimmung stoßen. Die Gruppe macht sich jetzt für die Petition „Stopp Plastikmüll“ stark. Die läuft im Internet und es geht darum, Supermärkte aufzufordern, unnötiges Plastik zu reduzieren. „Plastikmüll ist mittlerweile überall und braucht Jahrhunderte, um sich abzubauen“, teilt die Greenpeace-Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook mit. Die Petition sei ein Schritt in die richtige Richtung. Das Statement endet mit den Worten: „Weg mit dem nutzlosen Plastik! Eine Papiertüte tut es auch.“ Zur Kennzeichnung plastikfreier Waren gibt es in Kürze das sogenannte „Flustix“-Siegel. Das Siegel in Form eines Fisches tragen Sachen, die zum Beispiel plastikfrei verpackt sind oder auch Kosmetika, die keine Mikroplastik-Partikel enthalten. „Voraussichtlich im Herbst werden die ersten Produkte mit dem Siegel in den Handel kommen“, sagt Roaya Eltahwy von Flustix auf SZ-Anfrage. Man sei bereits in Verhandlungen mit Handelsketten, um für umweltbewusste Verbraucher plastikfreie Produkte in großer Zahl anzubieten..