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Der (Alb-)Traum vom Neumarkt

Janet und Maik Kosiol wollten das insolvente Piazza Nova betreiben. Doch ein Anruf änderte alles.

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© Sven Ellger

Von Julia Vollmer

Der Name stand schon fest. Brunetti an der Frauenkirche sollte ihr Restaurant heißen. Innerhalb von vier Wochen verwandelte sich der Traum von einem eigenen Laden am Neumarkt für das Ehepaar Kosiol in einen Albtraum. Janet und Maik Kosiol hatten das insolvente italienische Restaurant Piazza Nova zu Neujahr übernommen. Einen Monat später- am 8. Februar- war das schon wieder Geschichte und das Lokal geschlossen. „Christian Graulich von der Verwaltungsfirma teilte uns mit, der Vermieter habe sich gegen Gastronomie entschieden“, erzählt Maik Kosiol. Das war am 31. Januar.

Seit dem 1. Januar betrieben seine Frau und er den Laden. Sie renovierten, stellten neues Personal ein und bastelten eilig eine Speisekarte zusammen. „Rund 30 000 Euro haben wir insgesamt eingebüßt“, sagt Janet Kosiol, die mit ihrem Mann noch vier weitere Restaurants in der Stadt betreibt – die Elbterrasse Wachwitz, das Brunetti in Striesen, das Luckner Parkrestaurant und das Kitzo Alpenstüberl. Allein für 14 000 Euro übernahmen die beiden Waren vom insolventen Vorgänger. „Unmengen an Pizzamehl, Nudeln und Wein mussten wir auf unsere anderen Restaurants verteilen“.

Die Kosiols unterschrieben im Dezember einen Betreibervertrag – gemeinsam mit Martin Dietrich, dem Insolvenzverwalter des Restaurants. Geschäftsführer war Klaus-Peter Heidsieck. Der Vertrag galt vom 1. Januar bis 31. März. Eine Tatsache, die die beiden stutzig machte. „Uns wurde gesagt, man könne in der Kürze der Zeit keinen Mietvertrag ausarbeiten“, erzählt Maik Kosiol. Sie ahnten weiter nichts Böses.

„Der Neumarkt ist eine Toplage, hier wollten wir immer ein Restaurant betreiben“, so seine Frau. Sie selbst wohnen am Platz, hätten schon lange beobachtet, wie leer die Tische im Piazza Nova gewesen sind. Auf der Terrasse sei schon im Sommer nicht mehr bedient worden. Im November dann die Nachricht: Der Laden muss Insolvenz anmelden. „Wir haben uns sofort beworben, das Lokal zu übernehmen.“ Übernehmen wollten sie es von Klaus-Peter Heidsieck, dem der Neumarkt auch kein Glück brachte. Anfang Dezember musste er nach zehn Jahren Insolvenz mit dem Piazza Nova anmelden. „Die hohe Miete war einer der Gründe für das Aus“, sagt ein hörbar bewegter Heidsieck am Telefon. Diese hätte man mit der Gastronomie nicht mehr erwirtschaften können. Jetzt habe er alle Geschäfte an den Insolvenzverwalter übergeben.

Das wollten die Kosiols besser machen. Sie haben nächtelang Kalkulationen und Personalplanungen geschrieben. Mails getippt, Anrufe getätigt, immer in dem Glauben, alles füge sich, erzählt ein sichtlich bewegter Maik Kosiol. Bis Ende Januar der Anruf von Christian Graulich kam, der ihm den Boden unter reden Füßen wegzog. Graulich ist Manager bei der Reggeborgh Investment & Management GmbH, die das QF Quartier am Neumarkt vermietet. „Wir haben versucht, eine Lösung zu finden und wollen natürlich in erster Linie das Beste für den Standort“, so Graulich. Im Januar sei überlegt worden, ob die Firma weiter auf Gastronomie setzen oder andere Wege gehen wolle. Als man sich gegen ein Restaurant entschieden habe, hätte er sofort das Ehepaar Kosiol informiert, sagt Graulich. Als Termin des Anrufs gibt er den 31. Januar an, das deckt sich mit den Erzählungen des Paares. „Wir brauchen Marken im Standort“, antwortet er ausweichend auf die Frage, wie es jetzt mit dem leeren Räumen weitergeht. Eine Unterschrift unter dem Vertrag mit der Meissner Porzellan-Manufaktur gäbe es noch nicht. In den vergangenen Tagen wurde die Nachricht verbreitet, die Manufaktur wolle im QF einen Laden eröffnen. Aus Meissen gibt es dafür weder eine Bestätigung noch ein Dementi. Sprecherin Sandra Jäschke war am Montag nicht im Haus, ihre Kollegin verwies auf die Aussage von Jäschke in der vergangenen Woche. „Wir sind an verschiedenen Standorten interessiert. Es laufen Gespräche für den Standort im Quartier QF“, so Sandra Jäschke. Auch Christian Graulich will nicht konkreter werden, wann wer einzieht. Nur so viel: „Wir haben hohe sechsstellige Mietaußenstände, die wollen wir wieder reinholen.“ Den Rückzug vom Ehepaar Kosiol bedauere er sehr. Er hätte sich gewünscht, dass die Gastrononen ihren Betreibervertrag bis 31. März erfüllen.

Doch das kam für Janet und Maik Kosiol nicht infrage. „Wir wollten den Gästen nichts vormachen und haben uns schweren Herzens für die Schließung am 8. Februar entschieden.“ Der Betreibervertrag wurde aufgehoben, alle Mitarbeiter durch den Insolvenzverwalter gekündigt, sagen sie. Insolvenzverwalter Martin Dietrich war am Montag nicht zu erreichen.