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Denkmalschutz bremst Kiosk-Eröffnung aus

Nicht alles läuft bei dem alten Häuschen am Löbauer Nicolaiplatz wie geplant. Trotzdem gibt es jetzt eine Fete.

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© Matthias Weber

Von Constanze Junghanß

Löbau. Aus der geplanten Eröffnung vom Kiosk an der Ecke Nicolaiplatz/Brunnenstraße wird vorerst nichts. Der Treff sollte eigentlich diesen Sonnabend öffnen. Wahrscheinlich bis zum Frühjahr ist weiterhin Geduld gefragt. So schätzt den Zeitrahmen René Seidel vom Verein „Löbau lebt“ ein. Dem im Innenbereich gerade mal zweieinhalb Quadratmeter großen Kiosk will der Verein neues Leben einhauchen. Der vielleicht kleinste Szenetreff in ganz Deutschland soll entstehen und mit ihm Kunst, Kultur, soziale Begegnungen und Freizeitangebote einziehen. Lange Jahre stand das Minihaus leer. Bis es die Initiatoren von „Löbau lebt“ unter ihre Fittiche nahmen, um das unscheinbar gewordene Häuschen wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Das stieß auf breite Zustimmung, wie eine im April gestartete Crowdfunding-Kampagne zeigte. Innerhalb von einem knappen Monat spendeten Unterstützer rund 5650 Euro für die geplante Sanierung. Auch die Stadt wollte Geld dazugeben.

Der Kiosk – aus dessen Fenster früher einmal Fahrkarten, Zeitungen und Bockwürste gereicht wurden – ist historisch wertvoll. Erbaut um 1955, steht das winzige Gebäude unter Denkmalschutz. Damit sind Sanierungsauflagen verbunden, die in dieser Form anfangs wohl nicht eingerechnet wurden. „Die Denkmalschutzbehörde machte jetzt noch eine Begehung“, sagt René Seidel. Die Behörde stellt neue Auflagen, die insbesondere die Fenster, Rollläden und das Dach betreffen. „Wir müssen also die nicht genehmigten Umbauten vom Vorbesitzer zurückbauen und durch die historisch genauen Einbauten ersetzen“, teilt René Seidel der SZ mit. Das wirft den Verein wieder zurück in seinen Plänen.

Dazu kommen Antrags- und Bearbeitungsfristen, die hohe Auftragslage von Baufirmen und Urlaubszeiten, die das Eröffnungsdatum verzögerten. „Erst, wenn wir alle neuen Angebote bekommen, können wir endgültig abschätzen, wann die Bauarbeiten beginnen und welchen Umfang sie haben werden“, so der Löbauer. Denn erst dann kann das endgültige Ende der Bauzeit inklusive Datum für eine Einweihung nach vollbrachter Sanierung eingeschätzt werden. Wie viel das Ganze letztendlich kostet, steht nicht genau fest. Angepeilt hatte „Löbau lebt“ rund 10 000 Euro. Knapp über die Hälfte kam aus Spendenmitteln zusammen. René Seidel und sein zehnköpfiges Team rechnen nun damit, dass die Kosten noch ein Stück nach oben klettern könnten. Finanziell günstiger werde es jedenfalls durch die Denkmalschutzauflagen auf keinen Fall. „Wir hoffen weiterhin, dass wir noch rechtzeitig alle Angebotspreise zusammen haben, um die Förderung der Stadt in Anspruch zu nehmen“, sagt der studierte Übersetzer. Denn ohne diese Förderung ist das Projekt schwer zu stemmen.

Absoluten Stillstand allerdings gibt es in der Zwischenzeit nicht. Die Ärmel werden weiter hochgekrempelt. Erste Öffnungstage auf Probe fanden bereits statt. Zuletzt zum Tag der Sachsen. Da war der Zulauf enorm. Jede Menge Interessenten wollten einen Blick hinter die Kulissen der 185 mal 185 Zentimeter langen (beziehungsweise kurzen) Außenwände werfen. Leute zückten ihre Fotoapparate zuhauf. Selbst Polizisten aus Tschechien ließen sich von Vereinsmitgliedern vor dem Kiosk ablichten. Auch diesen Sonnabend dürfen die Fotoapparate klicken. „Löbau lebt“ wandelt die geplatzte Eröffnungsparty ins 1. Kiosk- Oktoberfest um. Eine Premiere also. Dann weht ein winziges Stückchen Münchener Flair durch die Stadt. Weißwurst, Brezel, Weißbier und Blasmusik mit den Löbauer Bergmusikanten stehen auf dem Veranstaltungsplan. Da dem Wetter nicht zu trauen ist und der Kiosk kaum Platz für Besucher bietet, sorgt der Verein für eine Überdachung draußen inklusive Sitzmöglichkeiten. Bei dieser Gelegenheit stehen auch wieder viele Vereinsmitglieder zur Verfügung und beantworten Fragen zum Verein, zum Kiosk-Gebäude und weiteren Projekten, die 2018 anstehen. Los geht das Oktoberfest um 17 Uhr.

Infos zum Verein: www.loebaulebt.de