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DDR-Kunst auf Lager

Teilweise sind die Schöpfungen eingemottet, andere stehen noch in der Stadt Gröditz. Manche sind ganz verschwunden. Die SZ hat sich auf Spurensuche begeben.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Gröditz. Wo sind Globus und Kraniche? Die Frage, wo zwei der einst in Gröditz stehenden DDR-Kunstwerke abgeblieben sind, hatte zuletzt die Stadtpolitik beschäftigt. Die SZ ist der Frage nachgegangen – und hat sich umgesehen, was Gröditz an Ost-Kunst auf Lager hat.

Weitere DDR-Kunst-Objekte

Der  Bronze-Kraniche  stand einst vor einer Gröditzer Schule und ist jetzt von der Stadt auf Bauhof-Grundstücken eingelagert.
Der Bronze-Kraniche stand einst vor einer Gröditzer Schule und ist jetzt von der Stadt auf Bauhof-Grundstücken eingelagert.
Ball spielende Mädchen, Waldweg, Gottfried Kohl (1921-2012), circa drei Meter hoch, 1983
Ball spielende Mädchen, Waldweg, Gottfried Kohl (1921-2012), circa drei Meter hoch, 1983
Vater und Sohn,  Fröbelstraße, Karl Schönherr (1925-1981), circa 1,80 Meter hoch, 1969
Vater und Sohn, Fröbelstraße, Karl Schönherr (1925-1981), circa 1,80 Meter hoch, 1969
Wandbild Schwimmhalle,  Waldweg, Heinz-Detlef Moosdorf (1939-2014), circa elf mal sechs Meter, 1979
Wandbild Schwimmhalle, Waldweg, Heinz-Detlef Moosdorf (1939-2014), circa elf mal sechs Meter, 1979
Wandbild Grundschule, Schulstraße, Künstler unbekannt, circa acht mal drei Meter, 1954
Wandbild Grundschule, Schulstraße, Künstler unbekannt, circa acht mal drei Meter, 1954

Die Suche führt auf ein Bauhof-Grundstück zwischen Niethammer- und Reppiser Straße. Dort ist der Globus eingelagert, der ab 1985 vor der Sigmund-Jähn-Schule an der Wainsdorfer Straße gestanden hatte. Dass die lädierte Beton-Plastik noch einmal an einem prominenten Platz öffentlich aufgestellt wird, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Die nördliche Hemisphäre ist hart getroffen. Die Farbe ist im Gegensatz zur Südhalbkugel fast gänzlich ab, die Kontinente stellenweise kaum mehr zu erkennen. Teilweise gucken Bewehrungseisen heraus. Dass rund um den Äquator ein berühmtes Karl-Marx-Zitat verläuft, lässt sich auch nur gerade so erahnen. Geschaffen hat den Globus der Hohenleipischer Hans Eickworth einst anlässlich eines Treffens von Volksbildungs-Vertretern. So notiert es Stadthistoriker Paul Namyslik in der Gröditzer Chronik.

Womöglich ist das Gröditzer Globus-Exemplar jedoch nicht das einzige des 1995 gestorbenen Künstlers Eickworth: Auch in Elsterwerda-Biehla soll vorm Grundschulzentrum eine von ihm geschaffene Beton-Weltkugel gestanden haben. Wo sie abgeblieben ist, weiß man aber angeblich nicht.

Ein Unikat sind auch die „Tanzenden Kraniche“ nicht – ein weiteres eingemottetes Gröditzer Kunstwerk. Geschaffen vom 2010 gestorbenen Freiberger Künstler Gottfried Kohl sollen weitere Kranich-Exemplare aus Bronze in den Tierparks Berlin-Friedrichsfelde und im südthüringischen Bad Liebenstein zu finden sein. Das Gröditzer Vogel-Duo ist gut in Schuss und stand bis vor einiger Zeit an der Siegfried-Richter-Oberschule im Musikerviertel. Dass die Kraniche jetzt auf einem Bauhof-Grundstück am Röderweg unter einem Schauer lagern, hat mit dem früheren Standsockel zu tun. Der hatte keinen soliden Eindruck mehr gemacht. Also kamen sie weg.

Dauerbrenner an der Fröbelstraße

Gerade zu DDR-Zeiten wurde im damals rapide wachsenden Gröditz einiges an Kunst im öffentlichen Raum geschaffen. Und einige Werke sind bis heute im Stadtbild präsent. Die Bronzeplastik „Ball spielende Mädchen“ zum Beispiel, die vor der Sporthalle am Eichenhain steht. Auch ein Werk des Freibergers Gottfried Kohl, das auch noch einmal in seiner Heimatstadt zu finden ist. Das Gröditzer Exemplar hatte vom 600. Jubiläum der Stadt 1983 bis 1996 vor der Gaststätte am Eichenhain gestanden, die es inzwischen nicht mehr gibt.

Eine aus zwei Männerfiguren in Gröditz stehende Plastik namens „Vater und Sohn“ hat ihren Standort dagegen seit fast 50 Jahren nicht verändert: Seit der Eröffnung der einstigen HO-Kaufhalle an der Fröbelstaße steht das Duo an Ort und Stelle. Schöpfer war der Bildhauer Karl Schönherr. Andere Werke des 1981 gestorbenen Dresdners finden sich noch heute auf der dortigen Prager Straße.

Aber es gibt auch DDR-Kunstwerke, die im Lauf der Jahre gänzlich aus Gröditz verschwunden sind. Während Riesa beispielsweise seinen einstigen Rathaus-Lenin noch auf einem Ehrenfriedhof für sowjetische Soldaten deponiert hat, ist das 1969 vorm einstigen Gröditzer Kino aufgestellte und später ans Rathaus gewanderte Beton-Standbild des Sowjet-Revolutionärs längst nicht mehr da. Sein Verbleib? Ist unklar. Verschwunden sind auch die Wand-Reliefs an der Gröditzer Grundschule und der Schwimmhalle. Genauso die Hühnerfiguren am Langen Block am Kanal. Nicht jedes Werk hat die Zeit überdauert.

Sie haben eine Geschichte zu den verschwundenen oder noch vorhandenen Gröditzer DDR-Kunstwerken zu erzählen oder historische Fotos davon? Kontaktieren Sie uns gern unter den Adressen in der Kopfzeile der Seite.