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Das neue Führungsduo im Reifenwerk

Ein Türke leitet jetzt die traditionsreiche Riesaer Fabrik. Ein Süddeutscher unterstützt ihn dabei.

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© Lutz Weidler

Von Christoph Scharf

Riesa. Natürlich kommt er mit Goodyear-Reifen auf den Hof gefahren: Aykut Gidergi, seit diesem Jahr Werkleiter des Reifenwerks von Goodyear-Dunlop in Riesa. „Selbstverständlich fahre ich unsere Reifen“, sagt Gidergi, der gerade einen Anfahrtsweg von gut 60 Kilometern hinter sich hat: Er lebt mittlerweile mit seiner Frau in Dresden. Dabei ist der Reifenmann schon ganz andere Entfernungen gewohnt: Zuletzt war er drei Jahre als Werkleiter in Indonesien tätig, davor vier in China. Immer bei Goodyear, wo er auch die ersten 15 Jahre seiner Karriere absolvierte – damals noch in seiner türkischen Heimat.

Ist das normal, dass man so viel auf der Welt herum kommt? „Für manche Leute schon“, sagt Aykut Gidergi mit einem Lächeln. Für manche Jobs werden eben mobile Leute gebraucht. Englisch spricht er fließend, bei Deutsch braucht er Unterstützung. Das war auch bei seinem Vorgänger so: Von 2016 bis Ende 2017 war mit Mirek Maziarka ein Pole Chef des Riesaer Reifenwerks, der mittlerweile in seinem Heimatland für Goodyear arbeitet. Das Unternehmen ist genauso global ausgerichtet wie seine Kunden: Von Riesa aus gehen jährlich rund fünf Millionen Reifen per Lkw in die Welt. Der größte Teil nach Europa, aber genauso nach Amerika und Asien. Den umgekehrten Weg gehen die Rohstoffe, die man im zuletzt 2008 deutlich modernisierten Werk an der Riesaer Paul-Greifzu-Straße braucht: Sie kommen ebenfalls von mehreren Kontinenten.

Da stammt der zweite Neuzugang für das Werk fast aus der Nachbarschaft: Mit Robin Back hat im April auch ein neuer Produktionsleiter in Riesa angefangen. Der 36-Jährige stammt aus Süddeutschland. „Ich habe im Werk Philippsburg angefangen und war anschließend in Fulda und Luxemburg für Goodyear tätig.“ Als sein Vorgänger in Riesa in den Ruhestand ging, nahm er das Angebot an, Produktionsleiter zu werden. Damit ist er jetzt für den Ressourceneinsatz zuständig, für die Produktionsplanung, die Prozessoptimierung – und die Mitarbeiterentwicklung. Rund 650 Leute sind nach wie vor im Werk Riesa beschäftigt.

Premiumprodukte aus Riesa

Und: Gelingt es denn noch, Leute für einen Job als Reifenwerker zu begeistern? „In Deutschland ist es schwerer, Stellen nachzubesetzen, als in anderen Ländern“, sagt Aykut Gidergi: Man merke, dass die Arbeitslosigkeit gering sei. Allerdings habe man bislang alle freien Stellen adäquat besetzen können. Gleichzeitig bildet Goodyear Dunlop in Riesa 21 Lehrlinge aus. Man könne mit einer vergleichsweise attraktiven Bezahlung winken – und mit Aufstiegschancen in einem internationalen Unternehmen. „Wir bieten attraktive Zukunftsaussichten in verschiedenen Ländern“, sagt der 50-Jährige, dessen eigene Tochter in Schottland lebt. – Das seit 1946 bestehende Riesaer Werk hat sich nach wie vor auf die Produktion von Premium-Reifen für den Pkw-Markt spezialisiert. „Das wird auch so bleiben“, sagt der neue Werkleiter. „Die Nachfrage nach großen und breiten Reifen ist ein globaler Trend.“

Aktuell geht die Entwicklung dahin, die Gummimischungen und Reifenprofile asymmetrisch aufzubauen – für noch bessere Eigenschaften bei hohen Fahrgeschwindigkeiten und in Kurven. Geforscht an neuen Technologien werde vor allem in Hanau und in Luxemburg – aber auch in enger Zusammenarbeit mit den Werken wie in Riesa. „Wir arbeiten Tag für Tag an Verbesserungen“, sagt Robin Back.

Der Produktionsleiter fährt natürlich auch Goodyear-Reifen: Er ist mit der Familie nach Meißen gezogen und braucht so rund 25 Minuten auf Arbeit. Und wie lange wird das neue Führungsduo in Riesa bleiben? „Zwei bis drei Jahre sollen es schon sein“, sagt Robin Back. „Minimum drei Jahre“, sagt Aykut Gidergi.