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„Das Lößnitzbad soll naturbelassen bleiben“

Nutzer fragen erschrocken nach, warum Schwimminsel, Lautsprecher und Duschen abgebaut werden. Bäderchef Titus Reime sagt, was passiert.

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© Norbert Millauer

Radebeul. In den letzten Tagen mehrten sich Anrufe und Mails an die SZ, was denn im Lößnitzbad los sei. Duschen, Lautsprecher, die Schwimminsel würden abgebaut. Solle das Bad klammheimlich geschlossen werden? Die SZ fragt bei Titus Reime, Geschäftsführer der Stadtbäder und Freizeitanlagen GmbH Radebeul nach.

Herr Reime, was und warum wird im Lößnitzbad abgebaut?

Wir wollen einen „Schatz heben“ und damit einen Wechsel vom Naturbad in eine offenen Badestelle. Es soll einen kostenlosen Zugang für alle Nutzer zu jeder Zeit geben. Mit der Deklarierung offenen Badestelle müssen alle Einrichtungen, die an ein bewirtschaftetes Bad erinnern, zurückgebaut werden – beispielsweise die Lautsprecheranlage, die Badeinsel, die Duschen.

Das Bad soll also nur noch ein freier Badeteich sein, weil zu wenig Badegäste kommen und die Kosten zu hoch sind?

Nein, das ist nicht der Grund. Wir können den Wünschen, die unsere Gäste haben – sie wollen früher rein, länger im Bad sein – nur gerecht werden, wenn es eine offene Badstelle ist. Es gibt dann eine natürliche offene Badestelle als Lößnitzbad ohne Eintritt und ein technisch ausgebautes Bilzbad mit normalem Eintrittspreis in Radebeul.

Wird das Lößnitzbad dann völlig der Natur überlassen, oder kümmert sich die Sbf GmbH dann noch?

Wir haben weiter die Verkehrsführungspflichten – wir werden den Müll wegbringen, die WCs reinigen, die Böschungen verschneiden und mehr. Das Einzige, was wir nicht mehr tun, ist Eintritt kassieren und Personal für die Wasseraufsicht stellen.

Wie viele Besucher müsste das Lößnitzbad haben, um kostendeckend zu funktionieren?

Das ist nicht der Gedanke, dass wir die Veränderung herbeiführen aus Kostengründen. Wirtschaftlich funktionieren kann ein solches Bad ohnehin nicht. Die kostenfreie Nutzung des Lößnitzbades ermöglicht jetzt auch Einwohnern und Gästen mit geringem Einkommen einen Badbesuch in natürlicher Umgebung. Mit der Konzentration auf die Kernkompetenzen des naturbelassenen Lößnitzbades als Badestelle und des hochwertigen Bilzbades kann der jeweilige Charakter der Einrichtungen gestärkt und weiterentwickelt werden. Damit kann eine sehr gute Gesamtlösung für unsere Einwohner und Gäste entstehen, welche sozialen Bedürfnissen, ökologischen und ökonomischen Anforderungen gerecht werden kann.

Der Parkplatz gegenüber ist erst vor einigen Jahren für rund 70 000 Euro eingerichtet worden. Bleibt der offen für die Badegäste?

Der bleibt als Parkplatz offen und wird von uns betreut.

Offene Badestelle – ist das im Zusammenhang mit der von Ihnen genannten Bewirtschaftung überhaupt rechtlich abgesichert?

Wir haben das geprüft. In Moritzburg oder Pirna gibt es ähnliche Badestellen und Bedingungen. Es ist einfach ein frei zugänglicher Teich. In Radebeul gibt es dazu noch ein WC und einen Parkplatz.

Wenn dort ein Unfall passiert, wer ist verantwortlich?

Wir werden Hinweisschilder aufstellen. Zweisprachig werden wir darauf hinweisen, dass dort ohne Badeaufsicht die Nutzung auf eigene Verantwortung möglich ist. Das Risiko eines Unfalls besteht immer, wie an jedem anderen Teich auch. Deshalb ist das Lößnitzbad möglicherweise nicht zuerst ein Bad für kleine Kinder, aber für die vielen, die sich letztes Jahr beschwert haben, dass sie nicht vor der Arbeit oder bei trübem Wetter auch schwimmen können.

Ab wann wird das Bad neu geöffnet?

Vermutlich mit dem Beginn der Badsaison am 15. Mai.

Für ganz Mutige und Abgehärtete, die jetzt schon schwimmen wollen, ist also noch nicht kostenlos offen?

Nein noch nicht. Wir müssen noch einen Teil der faulenden und teils schon gekippten Pappeln fällen. Die Toiletten sollen im Innern noch saniert werden. Wir wollen auch wirklich zeigen, dass das hier kein Abräumen und Vorbereiten auf ein Aufgeben des Bades passiert, sondern die Gestaltung einer offenen Badestelle mit ihrem natürlichem Charakter.

Haben Sie für die neue Art des Lößnitzbades vom Stadtrat oder der Stadtverwaltung die Zustimmung eingeholt?

Wir haben die Neugestaltung dem Aufsichtsrat vorgeschlagen und dieser, in dem ja Stadträte sitzen, hat es genehmigt. Wir werden nach der Badsaison die Nutzung gemeinsam auswerten und weiter gestalten.

Das Gespräch führte Peter Redlich.