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Neuer Stil für Dresdner Commerzbank

Nach Umbau wurden die Räume am Altmarkt eröffnet – die erste Flagship-Filiale in Sachsen. Die Bank will an ihren über 1 000 Filialen festhalten, doch die sehen künftig anders aus.

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© Christian Juppe

Von Nora Miethke

Backsteinwände im Inneren, breite Sofas in dezenten Farben, viele Flachbildschirme. Lässig und modern soll die Flagship-Filiale der Commerzbank am Dresdner Altmarkt wirken, die am Montag nach vierwöchigem Umbau eröffnet wurde.

Doch nicht das offene Raumkonzept oder die herumliegenden iPads sind die wichtigste Veränderung, sondern das neue Selbstverständnis der Bankmitarbeiter als Gastgeber. Die Kunden werden ab sofort persönlich beim Betreten mit Augenkontakt begrüßt und nach ihrem Anliegen gefragt. Dann gibt es wie im Reisezentrum der Bahn künftig eine Nummer. Am Bildschirm in der Lounge lässt sich die Wartezeit ablesen. Die muss man nicht mehr stehend in der Schlange vor dem Kassenschalter verbringen, sondern kann es sich bei Kaffee oder Wasser auf einem der Loungesofas gemütlich machen .

Auf den dort herumliegenden Tablets seien auch Spieleapps für Kinder installiert, betont Joachim Hecker, Leiter für das Privat- und Unternehmenskundengeschäft der Dresdner Niederlassung. Eine Lego-Bauecke gibt es zwar noch nicht, aber Spiel- und Malsachen seien bei Bedarf vorhanden für Eltern, die mit Kindern im Schlepptau zum Beratungsgespräch kommen. Der Aufenthalt soll den Kunden so angenehm wie möglich gemacht werden, damit sie mehr Zeit in der Filiale verbringen und letztendlich alle ihre Geldangelegenheit der Commerzbank anvertrauen. Das ist das Ziel der neuen Flagship-Filialen. 100 davon will die Commerzbank vor allem in Großstädten eröffnen. Die erste sächsische, die den Namen „Dresdner Bank“ als Referenz an die Geburtsstadt der Dresdner Bank trägt, ist die Achte. Die Neunte wird in zwei Wochen in Leipzig eröffnet werden. „Insgesamt haben wir knapp 600 000 Euro in den Standort investiert. Das ist die beste Voraussetzung, um unseren Wachstumskurs in Dresden fortzusetzen“, betont Hecker. Die Commerzbank hat sich vorgenommen, bis 2020 netto zwei Millionen Neukunden zu gewinnen. 587 000 hat sie schon in den vergangenen zwölf Monaten erfolgreich geworben, davon mehr als 3 370 in der Niederlassung Dresden.

Bei der Erreichung dieses ehrgeizigen Ziels setzt die zweitgrößte Bank in Deutschland auf ihr stabiles Netz von rund 1 000 Filialen. Während andere Geldhäuser Standorte schließen oder zusammenlegen, will die Commerzbank 2018 trotz geplanten Stellenabbaus sogar neue Standorte eröffnen. „Wir investieren in unsere Filialen, weil 90 Prozent unserer Kunden auch im digitalen Zeitalter persönliche Beratung wünschen“, betont Jenny Friese, seit 2015 Bereichsvorstand für die Marktregion Ost. Deshalb seien die Berater in der Dresdner Flagship-Filiale künftig auch acht Stunden länger in der Woche persönlich ansprechbar. Die Öffnungszeiten steigen von 37 auf 45 Wochenstunden. Um die längeren Öffnungszeiten abzusichern, wechselten vier Mitarbeiterinnen aus anderen Filialen an den Altmarkt.

Die Flagship-Filialen mit dem kompletten Beratungsangebot von der Wertpapieranlage bis zur Finanzierung der Eigentumswohnung konzentrieren sich auf die Ballungsräume. Aber was ist mit den Filialen im ländlichen Raum? Werden sie zu kleinen City-Filialen mit zwei Mitarbeitern umstrukturiert, wo man Geld abheben und ein Konto eröffnen kann, aber keine aufwendige Beratung bekommt? Ein entsprechendes Konzept wird derzeit in einigen Städten getestet. „Nein, es wird keine Automatenfilialen geben“, versichert Friese. Die Bank prüfe regional sehr genau, wo welche Nachfrage besteht und würde die Standorte sehr individuell zuschneiden. Im ländlichen Raum sind also abgespeckte Flagship-Filialen durchaus denkbar.

Die Commerzbank will bis 2020 die führende Multikanalbank werden. Auf einem Digital-Campus in Frankfurt am Main wird daran gearbeitet, die Prozesse in der Bank zu digitalisieren. Wie viele Mitarbeiter dadurch ihren Arbeitsplatz verlieren werden, dazu könne sie keine Details nennen, da die Gespräche mit den Gewerkschaften und Betriebsräten noch laufen, betont Friese. Aber im Filialbereich werde es keinen großen Personalabbau geben. „Denn die warme Hand des Kunden will die warme Hand des Beraters spüren.“