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Chefarztwechsel in der Radiologie

Dr. Sebastian Gotthardt folgt in der Pirnaer Klinik auf Dr. Lothar Berndt. Die beiden Mediziner eint eine Leidenschaft.

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© Norbert Millauer

Von Thomas Möckel

Sonnenstein. Als Dr. Lothar Berndt am 1. August 1993, damals noch im Kreiskrankenhaus im Pirnaer Zentrum, seine Stelle als Chefarzt der Radiologie antrat, gab es noch gar keine Radiologie-Abteilung. Ihm oblag die Aufgabe, in der Klinik erst ein solches Ressort aufzubauen. Seine neue Wirkungsstätte war zunächst hauptsächlich mit Technik ausgestattet, mit der man Patienten röntgen und durchleuchten konnte.

Doch schon wenig später zog immer mehr Moderne ein. 1998 kam der erste Computertomograph (CT) hinzu, 2004 folgte der Magnet-Resonanz-Tomograph (MRT). 2007 schließlich zog das inzwischen privatisierte Klinikum in den Neubau auf dem Sonnenstein, für Berndt ein Meilenstein. Sämtliche Chefärzte konnten im Vorfeld aktiv mitplanen, die neue Radiologie entsprach ganz seinen Vorstellungen.

Rasant war die Entwicklung bis dahin, viel Zeit ging ins Land, und nun, mit reichlich 65 Jahren, übergibt Lothar Berndt den Chefarzt-Staffelstab an seinen Kollegen Dr. Sebastian Gotthardt, 41. So ganz lassen kann Berndt aber von der Arbeit nicht, in einer Fachrichtung, die ihn schon seit der Ausbildung interessiert.

Der angehende Mediziner studierte seinerzeit an der Uniklinik in Dresden. Einer der Professoren pries das Thema Radiologie besonders werbewirksam an, was den jungen, technikinteressierten Studenten begeisterte. Von da an stand sein späterer Einsatz-Wunsch fest, ebenfalls an der Uniklinik ließ sich Berndt nach dem Studium in fünf Jahren zum Facharzt für Radiologie ausbilden.

Was ihn besonders daran reizt, ist der Umstand, dass er als Radiologe fast immer bei der Bildanalyse zu einem eindeutigen Ergebnis kommt, es gibt selten hätte, wäre, könnte. „Man schaut in den Patienten hinein, kann genau sagen, was ist und den weiterbehandelnden Ärzten zielführende Hinweise geben“, sagt der scheidende Chefarzt.

Nach der Facharztausbildung ging Berndt zunächst als Oberarzt an eine Berliner Klinik, doch nach der Wende zog es ihn zurück in die Heimat, die Stelle in Pirna kam da gerade recht. In der Kreisstadt fand er ein gutes, hoch motiviertes Team. „Das hat meine Arbeit hier immer beflügelt“, sagt er.

Seine Arbeit erledigte er mit Hingabe, bis zum heutigen Tag, sagt er, habe es stets interessante Fälle gegeben. Und auch neue Herausforderungen: Stets galt es, etwas hinzuzulernen. „Man muss sich als Arzt laufend fortbilden, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden“, sagt Berndt. Besonders fordernd wurde es, als die neue MRT-Diagnostik einzog, mit der vorher niemand gearbeitet hatte. Neben der Arbeit eigneten sich Berndt und seine Mitarbeiter die Kenntnisse an.

Nun aber, im Fast-Ruhestand, ist mehr Zeit für die Familie, er will auch wieder mehr Motorradfahren. Und noch ein weiteres Hobby wartet auf den technikbegeisterten Mediziner: Eine Modelleisenbahn-Anlage will vollendet werden. Doch gibt Berndt seine Tätigkeit noch nicht auf: Er arbeitet stundenweise noch ein wenig für die Klinik sowie eine Radiologie-Praxis weiter.

Als Chefarzt noch einmal Student

Seine Stelle in der Klinik übernimmt nun Dr. Sebastian Gotthardt. Der 41-Jährige studierte in Dresden, Spanien und Australien Medizin, seine Facharztausbildung absolvierte er im Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, seit 2015 ist er im Pirnaer Klinikum, bislang als Ober-, nun als Chefarzt.

Für die Radiologie begann er sich schon zu interessieren, als er in Australien Kontakt zu diesen Fachleuten hatte. Auch ihn begeistert an diesem Fachgebiet, dass man in den Menschen hineinschauen könne, der Körper aber dabei unversehrt bleibe. Die Radiologie, sagt Gotthardt, sei zudem eine Art Drehkreuz in der Klinik. Rund 80 Prozent der Patienten durchlaufen diese Abteilung, die Spezialisten bestimmen mit ihrer Diagnostik, wie es für die Patienten weitergeht. Es sei schön, sagt der Chefarzt, auf diese Weise einen Beitrag zu leisten, den Menschen zu helfen.

Unter seiner Regie will Gotthardt die Radiologie im Pirnaer Klinikum weiterentwickeln, hin zu einer immer besseren Bildgebung und genaueren Diagnostik. „Wir wollen die Patienten ja so wenig wie möglich belasten“, sagt er. Solch Technik hat auch schon Einzug gehalten, beispielsweise in Form eines MRT, dessen Einschubtunnel im Durchmesser nun 70 Zentimeter misst – gut für etwas fülligere Menschen und jene mit Platzangst. 2018, so der Plan, wird das Röntgen digitalisiert, damit reduziert sich die Strahlenbelastung weiter.

Es gibt also viel zu tun für den neuen Chefarzt, der in seiner Freizeit gern Zeit mit seiner Familie verbringt, mit dem Mountainbike durch den Wald düst und im Winter auf die Skier steigt. „Ich hoffe, dass dafür noch genügend Zeit bleibt“, sagt Gotthardt. Angesichts seiner neuen Herausforderung dürfte das derzeit allerdings schwierig werden: Der 41-Jährige studiert an der „Dresden International University“ (DIU) das Fach „Health Care Management“.

Vier Semester dauert das Studium, es ist berufsbegleitend, gelernt wird nach Feierabend. Es ist quasi eine Ausbildung zum Manager im Gesundheitswesen. „Diese Kenntnisse“, sagt Gotthardt, „ werden mir dann hoffentlich die Arbeit als Chefarzt erleichtern.“