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Champion im Sattel

Seit sie sechs ist, hat Nancy Großer mit Pferden zu tun – nun ist sie Deutsche Vizemeisterin im Westernreiten geworden.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Diera-Zehren. Ferrari Player wiehert laut, als es zum Fototermin geht – damit auch alle Stuten wissen, dass er jetzt vorbeikommt. Als er noch einmal wiehert, ist es zuviel des Guten, er verschluckt sich und muss mit zu Boden geneigtem Kopf husten. Aber ansonsten macht der sechsjährige Hengst eine gute Figur, eine sehr gute. Nicht nur, durch seine ausgeprägten Muskeln, sondern auch, weil er im September mit Nancy Großer von der Reitanlage Zehren Deutsche Vizemeisterin im Westernreiten geworden ist.

Die German Open, die im bayerischen Kreuth stattfinden, „sind das Highlight des Westernreitens in Deutschland“, erklärt Nancy Großer. Wer daran teilnehmen will, muss zwei Turniere gewonnen haben, oder aber Landesmeister sein. Und das ist die 29-Jährige für Sachsen. Sie arbeitet auf der Reitanlage ihrer Eltern in Zehren, seit 2013 als selbstständige Ausbilderin. Das reicht vom Beritt und Training von Jungpferden bis zum Reitunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene, und eben hat sie die zweithöchste Trainerlizenz für das Westernreiten erworben. „Seit ich sechs bin, habe ich mit Pferden zu tun.“

Sie wollte, dass Nancy einen ordentlichen Beruf erlerne, erklärt ihre Mutter Bianca Großer. Das hat sie auch, sie hat als Bürokauffrau in einem Radebeuler Autohaus gearbeitet. „Aber, wen die Pferde einmal gepackt haben, der kommt nicht wieder davon los“, sagt Nancy. Und: „Reich kann man mit dieser Arbeit nicht werden, aber, was einem die Pferde für die Seele geben, das kann man nicht mit Geld aufwiegen.“

Hengst Ferrari Player wird derweil fürs Foto schick gemacht. Nancy Großer befreit ihn nach der kalten Nacht von der Pferdedecke, setzt sich selbst den breitkrempigen Westernhut auf und erklärt nebenbei, dass der Hengst aus ihrer eigenen Zuchtlinie stammt und dass er zur Rasse American Quarter Horse gehört. Schlägt man dazu nach, so ist zu lesen: „Meist ruhiges und freundliches Wesen, sensibel, aber überaus nervenstark, leicht trainierbar und sehr lernfähig.“

Dass all das auf Ferrari Player zutrifft, musste Nancy Großer bei den Meisterschaften in Kreuth im Wettkampf mit drei Elementen beweisen. Zunächst galt es, den fliegenden Galoppwechsel zu zeigen, „wobei das Pferd vom Rechts- in den Linksgalopp wechseln muss“. Dann galt es, große und schnelle und kleine und langsame Zirkel zu reiten – auch dies im Galopp. Schließlich mussten sogenannte Spins vorgeführt werden, das sind schnelle Drehungen des Pferdes um die eigene Achse.

Das ganze Programm nennt sich Youngstar Reining und ist die Königsdisziplin des Westernreitens, wie Bianca Großer erklärt. „Ursprünglich ging es darum, für die Arbeit mit den Rindern auf den Ranches schnelle und wendige Pferde zu haben.“

Natürlich ist der Erfolg für Nancy Großer nicht vom Himmel gefallen. Das ganze Jahr hat sie sich auf den Wettkampf vorbereitet. Eigentlich waren es ja zwei, denn mit ihrem Hengst Ferrari Player und der Quarter Horse-Stute Ferrari King Sunshine der eigenen Zuchtlinie ist sie in Kreuth auch noch in das Finale beim Ranch Riding gekommen, also unter die letzten zehn von 78 Pferden.

„Bei dieser Disziplin geht es darum, zu zeigen, dass die Pferde gehorsam und willig sind und man sie bei allen Gangarten jederzeit unter Kontrolle hat.“ Auch diese Prüfung hat Nancy Großer bestanden. Ganz allein war sie dabei allerdings nicht, denn Freunde und Einsteller von der Reitanlage in Zehren konnten den Wettkampf per Livestream verfolgen. „Sie haben vor dem Computer gesessen und mitgefiebert“, erzählt Nancy Großer. Wie man sieht, hat es geholfen.