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BMW beschert Erfurt Milliardenauftrag

Der chinesische Konzern CATL baut in Thüringen eine Batteriezellenfabrik. Der erste Großkunde hat sich schon gemeldet.

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© dpa/Andreas Arnold

Simone Rothe, Marie Frech und Roland Losch

In Thüringen wird eine der größten Batteriezellen-Fabriken für Elektroautos in Europa gebaut. Der Vertrag für das Großprojekt des chinesischen Herstellers CATL (Contemporary Amperex Technology Ltd.) wurde am Montag am Rande der deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen in Berlin unterzeichnet. Als erster Kunde des neuen Werkes bei Erfurt vergab der Autobauer BMW am selben Tag einen Milliarden-Auftrag an die Chinesen. Die Hoffnung ist, dass auch andere deutsche Autokonzerne folgen.

Wegen der stark wachsenden Zahl von Elektroautos in Europa steigt in den nächsten Jahren auch die Nachfrage nach Batterien sowie Batteriezellen rasant. VW, Daimler und BMW kaufen Zellen in Asien und bauen diese dann selbst zu großen Akkus für ihre Elektroautos zusammen. Bundesregierung und Gewerkschaften befürchten eine zu starke Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern und dringen seit Längerem auf eine nationale oder zumindest europäische Lösung.

CATL will bis 2022 rund 240 Millionen Euro in das Werk in dem Industriegebiet „Erfurter Kreuz“ investieren und dort 600 neue Arbeitsplätze schaffen. Langfristig könnten bis zu 1 000 Arbeitsplätze entstehen, heißt es. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem wichtigen Tag für Thüringen. Diese Technologie werde von deutschen Anbietern bisher nicht angeboten, sodass die deutsche Autobranche auch chinesische Produkte kaufen dürfte. „Wenn wir es selber könnten, wäre ich auch nicht traurig“, sagte Merkel. Wenn der chinesische Investor nach Europa komme, sei es jedoch gut, wenn dies in Deutschland stattfinde.

Nach den Worten von Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) ist das Projekt eine der bedeutendsten Industrie-Investitionen der vergangenen zehn Jahre in Thüringen. Das Land habe die Chance, „zu einem der wichtigsten europäischen Standorte für Batterietechnologie aufzusteigen“.

Antreiber für das E-Auto

Nach mehr als einem Jahr Verhandlungen mache der CATL-Konzern erstmals den Weg frei für die Herstellung seiner Fahrzeugbatterien außerhalb Chinas, hieß es in einer Mitteilung des Thüringer Wirtschaftsministeriums. In der künftigen Fabrik sollen automatisiert Batterien hergestellt werden, die Kapazität werde bei 14 Gigawattstunden liegen. Geplant werde das Werk als eigenständige Firma mit Produktion, Forschung und Entwicklung sowie Logistik.

Der 2011 gegründete größte chinesische Hersteller CATL wolle mit der Entscheidung die Bedeutung des deutschen Marktes betonen, hieß es. Europa sei für das Unternehmen eine wichtige Wachstumsregion. Der Batteriehersteller, der seit diesem Jahr an der Börse ist, unterhält auch eine Niederlassung in München.

„Durch die Etablierung der modernsten Technologie für Lithium-Ionen-Batterien in Deutschland und die Liefermöglichkeiten vor Ort sind wir näher am Kunden und können dadurch kundenspezifische Lösungen anbieten und noch schneller auf Kundenwünsche reagieren“, sagte CATL-Vorstandschef Robin Zeng. Autoherstellern wie BMW, Daimler und VW könnten vor Ort hergestellte Lösungen angeboten werden. Zudem könne CATL europäische Kenntnisse bei der Herstellung einbeziehen. Asiatische Konzerne sind bei der Batteriezellen-Fertigung führend.

BMW will Batteriezellen im Wert von vier Milliarden Euro bei CATL kaufen. Zellen im Wert von 1,5 Milliarden sollen ab 2021 aus der geplanten CATL-Fabrik in Erfurt kommen, sagte BMW-Einkaufsvorstand Markus Duesmann in München. Von Erfurt würden die Zellen dann ins 400 Kilometer entfernte BMW-Werk Dingolfing gefahren, wo sie zu Modulen für den vollelektrischen BMW i-next zusammengebaut würden. Zellen für weitere 2,5 Milliarden Euro kauft BMW bei CATL in China. BMW sei Erstkunde des CATL-Werks bei Erfurt. Weil größere Produktionsmengen die Kosten pro Stück senken, wäre es „nicht schlecht, wenn auch Daimler in Erfurt kauft“, sagte Duesmann. BMW habe eine Zellenfabrik näher bei den deutschen Werken haben wollen. Mit Subventionen, „politischem Goodwill“ und halbwegs günstigen Lohnkosten klappe das. BMW habe sich auch an der Ausstattung des CATL-Werks beteiligt.

Erfurt ist nur der erste Schritt

Die Batteriezellen-Fabrik in Thüringen soll nach den Worten von Landeswirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) der Elektromobilität in Deutschland zum Durchbruch verhelfen. Außerdem werde am Standort nahe dem Autobahnkreuz Erfurt an neuen Batterietechniken geforscht. Die zentrale Lage in Europa, die Infrastruktur, die qualifizierten Mitarbeiter hätten den Ausschlag für Thüringen als Standort der ersten CATL-Fabrik in Europa gegeben, sagte Tiefensee.

CATL-Vorstandschef Robin Zeng sagte, das die Investition in Thüringen nur der erste Schritt sei. CATL wolle allen Autoherstellern in Europa seine Lithium-Ionen-Batterien anbieten und zudem Energiespeicher für Strom aus regenerativen Quellen liefern. (dpa)