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Biber zerstören 120 Jahre alte Buchen

In Kriebethal leisten die Nager ganze Arbeit. Auch im Wald unterhalb der Burg. Dafür gibt es mehrere Gründe.

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© André Braun

Von Elke Görlitz

Kriebstein. Sie gehören zum Fotoblick auf Burg Kriebstein einfach dazu. Die stattlichen Buchen in Ufernähe und der im Herbst in den unterschiedlichsten Farben leuchtende Mischwald unterhalb der Burg Kriebstein. Neben Buchen wachsen Fichten, Birken und Lärchen in dem Waldstück, das Besitzer Johannes Hanöffner wegen der beißfreudigen Biber zunehmend Sorge bereitet.

Hobbyfotograf Uwe Hübner hat den Schaden an den großen Buchen dokumentiert.
Hobbyfotograf Uwe Hübner hat den Schaden an den großen Buchen dokumentiert. © Uwe Hübner

Vor Kurzem erst hat er zwei 120 Jahre alte Buchen in Ufernähe fällen lassen müssen. „Aus Sicherheitsgründen“, sagt er. „Der Stamm war schon gespalten. Die Bäume wären beim nächsten Windstoß auf den Wanderweg gestürzt, Spaziergänger waren in Gefahr.“ Weitere Bäume im Uferbereich bis kurz vor der Staumauer ließ er ebenfalls fällen. Würden die Biber nur Bäume in Ufernähe anfressen, könnte der Waldbesitzer das noch verschmerzen. „Es ist eben ihr Lebensraum.“ Aber Hanöffer ahnt schon, dass dies nicht die letzten Bäume waren, die er wegen der Biber einbüßt. Er hat festgestellt, dass die Population zugenommen hat. „Die Biber breiten sich immer weiter aus. Bis zu 150 Meter in den Wald hinein haben sie sich auf dieser Uferseite schon vorgearbeitet“, sagt der Waldbesitzer.

Schätzungsweise sieben bis acht Tiere halten sich laut Hanöffner auf Kriebethaler Zschopauseite auf. Das Landratsamt Mittelsachsen geht dagegen laut Sprecherin Cornelia Kluge „von einem Besatz zwischen 2,65 und 3,5 Tieren aus“ und legt dafür zwei ähnliche Rechenmodelle zugrunde. Siegfried Reimer, Naturschutzbeauftragter und Biber-Experte, stimmt eher dem Waldbesitzer zu und schätzt den Bestand auf sechs Tiere. „Die Staumauer ist ein Hindernis für den Biber, das er nicht so einfach überwinden kann, wenn er es überhaupt versucht. Zum anderen störte ihn die Großbaustelle an der Straße nach Waldheim, wo ohnehin das Ufer sehr verbaut ist. Die Tiere können nicht wandern“, erklärt er die Zunahme der Population in Kriebethal. Es seien ältere Tiere, wahrscheinlich zwei Elternpaare mit je einem älteren Jungtier, sagt Siegfried Reimer. Sie haben sich in den beiden Wohnstätten bei der Burg und unterhalb der Staumauer eingerichtet. Damit kann er auch das Fressverhalten erklären: „Nur ältere Biber vermögen es, die harte Rinde großer Bäume zu verdauen. Außerdem haben junge Tiere noch nicht genug ausgebildete Kiefermuskeln, um große Bäume anzunagen, wofür ihnen außerdem die Erfahrung fehlt.“ Was den Bibern auch fehle, seien krautartige Gewächse als Nahrungsquelle auf den Ehrenberger Wiesen. Weil viele, vor allem weibliche Tiere auf der Straße getötet wurden, war am Straßenrand ein Zaun errichtet worden, den die Tiere nicht überwinden können. Das zwinge sie, auf der Kriebethaler Seite zu bleiben.

Ein solcher Schutzzaun könnte auch im Kriebethaler Wald errichtet werden, so die Empfehlung von Siegfried Reimer. In Ufernähe aufgestellt, würde er den Lebensraum einschränken und die Nager womöglich dazu animieren, zu wandern. Dass der Freistaat Sachsen die Biber zwar wieder ansiedelte, aber Schutzmaßnahmen nicht unterstützt, bemängelt der Naturschützer. Darüber ärgert sich auch Waldbesitzer Johannes Hanöffner. Schutzmaßnahmen, die er beispielsweise bei Neuanpflanzungen traf, hätten nicht ausreichend gewirkt. Zumindest lasse er nun anfallendes Schnittgut im Gelände liegen, um dem Biber Nahrung anzubieten.

Allein gelassen fühlt sich der Waldbesitzer auch, weil er für die von den Nagern angerichteten Schäden nach seiner Auffassung nicht angemessen entschädigt wird. Für das Jahr 2016 habe er nach einem von Experten empfohlenen Verfahren Schäden in Höhe von 5 000 Euro gegenüber dem Landratsamt dokumentiert. 60 Prozent davon werden theoretisch erstattet. „Das Landratsamt hat diese Dokumentation aber nicht anerkannt, sondern die Schäden auf 3 400 Euro herunter gerechnet. Davon bekomme ich nun 60 Prozent“, so der Waldbesitzer. Eine Erklärung für die Kürzung gab es trotz Anfrage vonseiten des Landratsamtes dafür nicht. Sprecherin Kluge verwies lediglich pauschal auf „europäische Vorgaben zum Beihilferecht“.

Womöglich lösen aber die beiden Biberfamilien das Problem sogar selbst. Naturschutzexperte Reimer sagt: „Finden die Tiere nicht genügend Nahrung für den Nachwuchs, von dem ohnehin 70 Prozent nicht überlebt, ändern sie ihr Paarungsverhalten.“ Wissenschaftlich könne das aber zurzeit noch nicht erklärt werden, so der Döbelner Biber-Experte.