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Bewegende Geste in Görlitz

Die Familie des verstorbenen Landskron-Geschäftsführers ten Bosch übergab eine Spende an die Notfallmedizin. Eigenes Erleben führte dazu.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Görlitz. Es war der richtige Ort für eine bewegende Geste. Ute ten Bosch und ihre Kinder, Ehefrau des Anfang des Jahres verstorbenen Landskron-Geschäftsführers Manfred ten Bosch, übergaben am Sonnabend in der Kulturbrauerei einen Scheck in Höhe von 5 000 Euro an den Arbeiter-Samariter-Bund. Vor 500 Teilnehmern des 8. Görlitzer Notfalltages übernahm ASB-Geschäftsführer Norbert Wege aus den Händen von ten Boschs Kindern, Nathalie und John, den Scheck. Die beiden waren aus London angereist, wo sie leben.

Manfred ten Bosch war am 5. Januar an plötzlichem Herztod verstorben. Notarzt und Rettungssanitäter hatten noch versucht, den 57-Jährigen wiederzubeleben. Vergebens. „Man hört ja häufig die Sirenen“, sagte Ute ten Bosch. „Aber erst wenn man selbst die wertvolle Arbeit der Notfall-Helfer erlebt hat, weiß man zu schätzen, wie wichtig sie ist.“ Die Familie hatte sich daraufhin entschlossen, von der Trauergemeinde statt Blumen Spenden zu erbeten. „Verwandte, Kollegen, die Landskron Brauerei, viele haben gespendet“, freut sich Ute ten Bosch.

Rolf Weidle, Stadtrat, früherer Notfallmediziner und Hausnachbar der Familie ten Bosch, knüpfte dann die Kontakte zum ASB.

Das Geld ist bereits vor einigen Monaten an den ASB gespendet worden. Er hat damit ein modernes Rettungsphantom für die Ausbildung im Rettungswesen finanziert. Das sind lebensgroße Puppen, mit denen über Computer bestimmte Notfallsituationen geübt werden können. „Das ist wirklich Hightech“, freut sich Andreas Wünsche, Chef der Notfallsparte beim ASB.

Das Thema setzte anschließend gleich Achim Hackstein fort. Er ist Leiter der nördlichsten Rettungsleitstelle Deutschlands, zu der auch die Inseln Sylt und Föhr gehören. Die Leitstelle nimmt nicht nur den Notruf entgegen, sondern „verwendet“ den Anrufer auch als Ersthelfer. Dazu legt die Rettungsleitstelle nach der Alarmierung nicht den Telefonhörer auf, sondern gibt dem Anrufer über das Telefon Anweisungen, was er bei dem Opfer zu tun hat. So wird die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes bereits genutzt, um beispielsweise beim Herzstillstand eine Reanimation durchzuführen. Die Überlebensquote in diesen Fällen ist in dieser Leitstelle von acht auf 16 Prozent gestiegen. In Deutschland sterben nach Hacksteins Angaben jeden Tag 500 Menschen an plötzlichem Herztod. Deutschlandweit, so schätzt Hackstein, würden aber nur ein Drittel der Leitstellen die telefonische Ersthilfe anwenden. (SZ/sb)