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Bessere Zeiten für Honigbienen

Der Mensch schätzt langsam wieder, was er an den Nutzinsekten hat. Ihren wilden Verwandten geht es schlechter.

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© Steffen Unger

Von Jana Ulbrich

Bautzen. Die jungen Königinnen stehen gut im Futter. Raphael und Johannes Lohse sind zufrieden. Unter der Robinie vorm Haus haben die beiden Brüder sie in den letzten Tagen gezüchtet. Heute können sie sie umsetzen – neue Königinnen für neue Bienenvölker.

Raphael und Johannes Lohse aus Putzkau sind Imker von Beruf, zwei von nur noch wenigen im Landkreis, die von dieser Arbeit leben können. Reich werden können sie damit nicht, wissen sie. Aber in den letzten Jahren sind die Zeiten für ihren Berufsstand wieder besser geworden. „Wir merken, dass die Verbraucher und vor allem auch die Landwirte heute wieder viel mehr für das Thema sensibilisiert sind“, sagt Raphael Lohse. Es ist wieder ein gutes Miteinander, findet der 29-Jährige. „Die Landwirtschaft braucht uns, und wir brauchen die Landwirtschaft.“

Nach Jahren intensiver, einseitiger Agrarwirtschaft wächst die Sensibilität bei den Landwirten, den Honigbienen eine intakte und vor allem ausreichend blühende Umwelt zu bieten. Nur einmal hatten die Lohses im vorigen Jahr einen „Sprühmittelschaden“. Für blühende Bienenweiden bekommen die Landwirte Subventionen von der EU. Ein guter Anfang, findet Raphael Lohse. Rund 260 Bienenvölker fährt der Imker vom Frühjahr bis zum Herbst in ihren grünen Holzständen durch die Gegend. Lohses sind Wanderimker. Mit dem Radlader bringen sie ihre Völker in den grünen Bienenstöcken immer dorthin, wo es reichlich Blüten gibt – oder wo die Arbeitskraft der Bienen gerade dringend gebraucht wird. Von den Obstbauern bekommen sie dafür eine Bestäubungsprämie. Für Berufsimker neben dem Honig die wichtigste Einnahmequelle.

Zuerst haben Lohses grüne Bienenstöcke in der Kirschblüte gestanden, danach im Raps, jetzt im Wald. Drinnen in der Honigküche wird gerade der süße, goldgelbe Akazienhonig geschleudert. Mindestens 50 Kilo Honig pro Volk muss der kleine Familienbetrieb produzieren, um kostendeckend zu arbeiten. Lohses schaffen bis zu 80 Kilo pro Volk. „Wanderbienen sind arbeitsfreudig und gesund“, erklärt Raphael Lohse.

Die Imkerei ist regionaler Lieferant für Edeka und Rewe. Den Honig aus Putzkau gibt es in zahlreichen Lebensmittelgeschäften zwischen Zittau, Dresden und Großenhain. Je nach Sorte kostet ein 500-Gramm-Glas im Handel zwischen fünf und neun Euro. „Das ist das Mindeste, um überleben zu können“, sagt Johannes Lohse, der sich vor allem um die Vermarktung kümmert. Immer mehr sind die Verbraucher aber auch bereit, diesen Preis für ein Produkt zu bezahlen, von dem sie wissen, dass es aus der Region kommt, und von dem sie sicher sein können, dass es einwandfrei und gesund ist. „Das Bewusstsein der Kunden dafür ist gewachsen“, findet der 23-Jährige.

Das hilft der Imkerei im Landkreis nach Jahren des Rückgangs wieder auf die Sprünge. Die Zahl der Imker, vor allem der Hobbyimker, wächst wieder stetig, belegt die Statistik aus dem Landratsamt. 771 Imker mit 6 950 Bienenvölkern sind derzeit beim Veterinäramt offiziell registriert. Auch Roland Barthel, der Vorsitzende des Imkervereins „Unteres Spreetal“ in Bautzen, bestätigt den Trend. Allein im Bautzener Hobbyimker-Verein hat sich die Zahl der Mitglieder in den letzten Jahren mehr als verdoppelt.

„Den Honigbienen geht es gut“, kann Roland Barthel feststellen. „Sie sind nicht vom Aussterben bedroht. Sie haben ja noch den Menschen, der sich um sie kümmert und sie vor Krankheiten und Nahrungsmangel schützen kann.“ Um ihre wilden Verwandten macht Naturfreund Barthel sich da schon mehr Sorgen. Es gibt Studien, sagt er, die zeigen, dass es heute gerade mal noch ein Viertel der wilden Fluginsekten von vor 15 Jahren gibt. „Das ist schon sehr alarmierend.“

Der letzte Winter hat den Imkern im Landkreis herbe Verluste gebracht. Bei den milden Temperaturen konnten sich Viren und Bakterien reichlich ausbreiten. Auch ein großer Teil der Völker von Raphael und Johannes Lohse haben es nicht geschafft. Häufig haben die Imker im Kreis auch mit Varroa-Milben zu kämpfen, an denen die Völker zugrunde gehen können. Auch die gefürchtete Amerikanische Faulbrut, eine für Bienen hochansteckende Infektionskrankheit, ist im Kreis Bautzen im vergangenen Sommer dreimal nachgewiesen worden. Freiwillige Kontrollen von Bienenbeständen in diesem Jahr seien aber negativ gewesen, sagt Roland Barthel. Vom Bienensterben könne also zum Glück keine Rede sein.

Dennoch, sagt der Hobbyimker, liegt es vor allem am Menschen, wie gut oder schlecht es den Honigbienen geht. „Spritzmittel werden ja nicht nur in der Landwirtschaft eingesetzt, sondern leider auch im Kleingarten.“