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Behörde schließt Bäckerei

In der Schönbrunner Bäckerei Barchmann bleibt der Backofen seit ein paar Tagen kalt. Doch der Chef will fürs Geschäft kämpfen.

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© Ingolf Reinsch

Schönbrunn. Auf Brot, Brötchen und Kuchen vom Bäcker aus dem eigenen Dorf – alles handgefertigt nach traditionellen Rezepten – müssen die Schönbrunner seit ein paar Tagen verzichten. Die Bäckerei Barchmann ist geschlossen. Nicht wegen Krankheit, Personalmangels oder aufgrund einer Havarie. Das Landratsamt untersagt den weiteren Betrieb. Letzte Woche Donnertag gegen 9 Uhr meldete sich ein Bediensteter der Kreisverwaltung in dem Familienbetrieb und versiegelte die Ladentür. Kurz darauf postete Sohn René auf Facebook: Ab jetzt 9.40 Uhr gibt es auf unbestimmte Zeit keine Schönbrunner Brötchen und Brot mehr.

Warum das Landratsamt zu einer so drastischen Maßnahme greift, ist im Detail unklar. Pressesprecher Gernot Schweitzer sagt auf Anfrage nur: „Gegen den Inhaber der Bäckerei Barchmann liegt seit geraumer Zeit eine Gewerbeuntersagung vor.“ Details nennt er unter Verweis auf den Daten- und Persönlichkeitsschutz nicht. Nur so viel ist sicher: Die Maßnahme habe nichts mit hygienischen bzw. lebensmittelrechtlichen Beanstandungen zu tun, sagt Gernot Schweitzer. Dem Inhaber der Traditionsbäckerei, Horst Peschel, sei die Maßnahme „ausführlich begründet und auch mündlich erörtert worden“.

Horst Peschel sagte am Montagmittag der SZ, zu den betreffenden Fragen gebe es unterschiedliche Auffassungen. Nach eigenen Angaben hat er einen Anwalt eingeschaltet. Details nennt auch er nicht.

Die selbstständige Ausübung eines Gewerbes ist grundsätzlich jedem gestattet, heißt es auf Internetportalen von Kammern. Die Ausübung eines Gewerbes könne allerdings untersagt werden, „wenn die gewerbliche Zuverlässigkeit nicht gegeben“ sei, heißt es dort. Ein möglicher Grund ist zum Beispiel Überschuldung, das heißt, wenn finanzielle Verbindlichkeiten gegenüber dem Finanzamt, den Krankenkassen oder den Berufsgenossenschaften nicht mehr beglichen werden können. Ob das der Grund für die Entscheidung des Landratsamtes sein kann, ist offen.

„Ich und meine Eltern würden uns sehr freuen, wenn ihr uns die Treue haltet, sollte die Bäckerei wieder öffnen“, heißt es im Facebook-Post von René Peschel. Auch sein Vater Horst, 61 Jahre, will den Familienbetrieb erhalten. Seit 1994 führt der Bäckermeister das Geschäft in vierter Generation, das zuvor seinem Schwiegervater gehörte. Seit 1892 gibt es die Bäckerei Barchmann an der Schönbrunner Hauptstraße. – Für einen Unternehmer kommt eine Gewerbeuntersagung immer zur falschen Zeit. Eine Bäckerei auf dem Lande trifft es in der Vorweihnachtszeit besonders hart. Denn es ist Stollenzeit. Manche in Schönbrunn bringen nach traditioneller Art die Zutaten zum Bäcker und lassen dort ihre Stollen backen. „Hausbäckerei“, sagt Horst Peschel an der Wohnungstür. Dabei kommt ihm ein kleines Lächeln über die Lippen. Das einzige während des Gespräches. (SZ/ir)