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Bad Schandaus Nahverkehrs-Trumpf

Urlauber müssen in der Buslinie 252 und auf Fähren nichts mehr bezahlen. Das läuft so gut, dass der Fahrplan erweitert wird.

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© Steffen Unger

Von Gunnar Klehm

Urlauberin Mandy Jenkner ist begeistert. „Die Gästekarte ist eine tolle Sache“, sagt sie. Die Sächsin ist mit Tochter und Hund zum Kurzurlaub in der Region und nimmt die Gästekarte gleich als Ticket für eine Fähre in Bad Schandau und die Buslinie 252. „Außerdem bekommt man auch noch Rabatt in der Therme. Das wollen wir heute Abend gleich nutzen“, sagt Mandy Jenkner. Sie würde sich nur noch wünschen, dass die Gästekarte, die man mit Bezahlung der Gästetaxe erhält, auch für die Kirnitzschtalbahn gilt. Das tut sie zwar nicht, dennoch hat der Versuch alle Erwartungen erfüllt.

Ich finde die Idee richtig gut, dass die Gästekarte auch für den Bus und die Fähre als Ticket gilt. Ich bin mit der Bahn aus Berlin angereist, um hier eine Woche Urlaub zu machen – ohne Auto. Da kommt die Karte gerade recht. Gabriele Sandmayer (57), Urlau
Ich finde die Idee richtig gut, dass die Gästekarte auch für den Bus und die Fähre als Ticket gilt. Ich bin mit der Bahn aus Berlin angereist, um hier eine Woche Urlaub zu machen – ohne Auto. Da kommt die Karte gerade recht. Gabriele Sandmayer (57), Urlau © Unger
Ich bin für eine Woche mit dem Auto aus Hannover in die Sächsische Schweiz gekommen und finde es super, dass ich das Auto hier auch mal stehenlassen kann. Natürlich nutze ich die Möglichkeiten der Gästekarte.  Klaus-Dieter Schulze (81), Tourist aus Hannov
Ich bin für eine Woche mit dem Auto aus Hannover in die Sächsische Schweiz gekommen und finde es super, dass ich das Auto hier auch mal stehenlassen kann. Natürlich nutze ich die Möglichkeiten der Gästekarte. Klaus-Dieter Schulze (81), Tourist aus Hannov © Steffen Unger

„Im vergangenen Jahr haben wir auf der Buslinie 252 eine Steigerung der Fahrgastzahlen um ein Drittel registriert“, sagt Uwe Thiele, Geschäftsführer der Oberelbischen Verkehrsbetriebe (OVPS). Dafür haben die Urlauber gesorgt. Insgesamt mehr Touristen – die Statistiker haben Rekordzahlen veröffentlicht – und das attraktive Angebot haben zur positiven Entwicklung beigetragen. In Bad Schandau und Reinhardtsdorf-Schöna gilt die Gästekarte seit 2018 als Ticket auf der Buslinie sowie mehreren Fähren. Wer nun profitiert.

Urlauber sparen im ÖPNV

Eine Einzelfahrt kostet bei der OVPS mindestens 2,40 Euro. Damit hat sich die Gästekarte für Urlauber schon bei einer einzigen Busfahrt pro Tag gerechnet. Die Linie 252 fährt zwischen Schöna und Schmilka zahlreiche Ziele an, von wo aus Wanderungen gestartet oder auch Einrichtungen wie die Toskana-Therme besucht werden können.

Kommunen nehmen mehr ein

Seit Einführung der neuen Gästekarte sind die Einnahmen in der Stadt Bad Schandau sowie in Reinhardtsdorf-Schöna erheblich gestiegen. Das wird auf die allgemeine Steigerung der Gästezahlen und auf die Erhöhung der Taxe zurückgeführt. Als sicher gilt aber auch, dass nun kaum noch Vermieter „versäumen“, die Taxe für die jeweilige Kommune einzutreiben, weil die Gäste inzwischen gezielt danach fragen.

OVPS macht mehr Umsatz

Die Fahrt mit der Gästekarte auf der Buslinie 252 sowie mit den Fähren in Bad Schandau ist kein Geschenk der OVPS. Die Verkehrsgesellschaft hat Vereinbarungen mit den drei Kommunen ausgehandelt, in denen ein Betrag festgelegt ist, den sie an die OVPS zahlen.

Einwohner können öfter fahren

Im vergangenen Jahr hat die OVPS mehr als 26 000 Fahrten mit Gästekarte in der Buslinie 252 gezählt. Auf den Fähren waren es sogar knapp 70 000. Wegen der erhöhten Nutzung hat die OVPS entschieden, ab dem Sommerfahrplan 2019 eine zusätzliche Fahrt am Abend ab Bahnhof Bad Schandau nach Ostrau in den Fahrplan aufzunehmen. „Das wurde von vielen Fahrgästen nachgefragt. Auch der Mobilitätsmanager der Region sieht diesen Bedarf“, sagt OVPS-Geschäftsführer Uwe Thiele. Ab 30. März haben dann auch Einheimische ein Angebot mehr.

Diese Ergebnisse sind nicht nur erfreulich, sondern sorgen auch dafür, dass über eine Erweiterung verhandelt wird. Der Tourismusverband Sächsische Schweiz ist gegenwärtig mit dem Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) in Gesprächen. „Wir brauchen vom VVO ein Angebot, was es kosten würde, wenn die Gästekarte als Ticket für Busse und Bahnen in der gesamten Sächsischen Schweiz gelten würde“, sagt Tino Richter, der Geschäftsführer des Tourismusverbands.

Das ist ein kompliziertes Unterfangen. Der VVO will es aber trotzdem angehen. Wenn die Urlauber mit der Gästekarte fahren, gibt es Einnahmeausfälle, die der VVO erstattet haben will. Darauf müssen auch die anderen Landkreise achten, die zum VVO gehören, damit sie am Ende nicht die Urlauber in der Sächsischen Schweiz subventionieren.

„Wichtig ist auch, dass möglichst viele Kommunen mitmachen“, sagt Richter. Dazu müsse auch Pirna mit ins Boot geholt werden. Ziel ist es derzeit, Anfang 2020 eine einheitliche Gästekarte Sächsische Schweiz einzuführen.