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Auf ein Wort mit dem Bundespräsidenten

Am Montagnachmittag kam Frank-Walter Steinmeier auch nach Großhennersdorf – und traf dort auf viele Ehrenamtler.

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© Matthias Weber

Von Jan Lange

Frank-Walter Steinmeier hört zu, stellt interessiert Nachfragen, fast zehn Minuten lang. Das im Nachbarhaus mehr als 100 ehrenamtlich engagierte Bürger auf ihn warten, hält den Bundespräsidenten nicht davon ab, sich Zeit für die Präsentationen der Hillerschen Villa zu nehmen. An drei Tischen haben die verschiedenen Arbeitsbereiche ihre Flyer, Fotos und Broschüren ausgelegt und warten darauf, dem Staatsoberhaupt mehr über ihre Tätigkeit zu erzählen. Jan Kirchhoff, Leiter der Netzwerkstatt, berichtet beispielsweise über die Arbeit mit Jugendlichen, zeigt Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender Fotos vom Zuckerfest in Görlitz, das sie zwar nicht selbst organisiert haben, aber mit unterstützen. Jens Hommel, Geschäftsführer der Hillerschen Villa, richtet an Steinmeier den Wunsch, dass mehr in Beziehungen investiert werde, die so wichtig im ländlichen Raum seien. In der Arbeit des soziokulturellen Zentrums sei vieles nur projektbezogen und habe eine Dauer von ein paar Monaten.

Der Bundespräsident nimmt die Bitte mit, auch wenn er keine konkreten Zusagen machen kann. Als Staatsoberhaupt ist er nicht in die Arbeit der Kanzlerin und ihrer Minister eingebunden. Aber er kann die Wünsche an die Regierenden weitergeben. Dass Steinmeier nicht davor scheut, der Regierung seine Meinung zu sagen, hat er nach der letzten Bundestagswahl unter Beweis gestellt.

Auch die über 100 Ehrenamtler, die im Begegnungszentrum Großhennersdorf zusammengekommen sind, haben in den vergangenen Jahren und Monaten auf vielfältige Weise bewiesen, dass sie etwas für die Gesellschaft tun – sei es mit der Organisation eines Friedensfestes in Ostritz, in der Betreuung von Geflüchteten, in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oder der Unterstützung von sozial Schwachen. Die Liste der Eingeladenen ist breit gefächert, reicht von Gisela Sprenger, der Chefin des Landfrauenkreisverbandes, über Mike Schnitter, Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes in Löbau, und Tafel-Chef Frank Grübe bis hin zum Zittauer Türmer Felix Weickelt.

Günter Küpper, Leiter des Geo-Zentrums Zittau, konnte kurz mit dem Bundespräsidenten über die grenzüberschreitende Bildung sprechen, die ihm sehr am Herzen liegt. Die Kinder erfahren in der Schule zu wenig über Natur- und Umweltschutz, steht für Küpper fest. Immer mehr Schulklassen kommen ins Geo-Zentrum, um hier Naturkundeunterricht zu machen, sagt Küpper. Jüngst seien zwei siebte Klassen aus Liberec fünf Stunden in der Einrichtung gewesen. Dass sich Frank-Walter Steinmeier das alles geduldig anhört, findet Küpper gut. „Er ist wirklich freundlich, nicht abgehoben“, lobt er den Bundespräsidenten.

Auch Felix Weickelt hat einige Fragen an das Staatsoberhaupt. Er möchte von Steinmeier gern wissen, wie man die Politiker dazu bewegen kann, einen Ausgleich zu schaffen, damit mehr Jugendliche in ländliche Regionen zurückkehren oder dort bleiben. Dem Zittauer Türmer ist bewusst, dass der Bundespräsident über der täglichen Regierungsarbeit steht, aber er habe aus seiner Sicht dennoch eine gewisse Verantwortung. Schließlich unterschreibe er Gesetze und benenne die Regierung.

Nicht jeder der über 100 Ehrenamtler schafft es, direkt mit dem Staatsoberhaupt zu sprechen. Aber auch ein kurzes Gespräch mit dessen Frau Elke Büdenbender reicht manchem schon aus. Winfried Bruns vom Sozialverband VdK wendet sich an sie mit der Forderung, dass den Kommunen mehr Geld für die Schaffung einer Barrierefreiheit zur Verfügung gestellt werde. Er trifft auf eine gut informierte Präsidentengattin, die den VdK als engagierten Streiter seiner Interessen kennt. Ein Handyfoto mit Frau Büdenbender darf zum Abschluss nicht fehlen. Auch Frank-Walter Steinmeier lässt sich immer wieder mit den Ehrenamtlern fotografieren. Gut eineinhalb Stunden nimmt sich der Bundespräsident Zeit, um mit möglichst vielen Bürgern ins Gespräch zu kommen. Das macht Eindruck.