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Argumente gegen Windkraft

Neustadt muss sich zum Regionalplan positionieren. Geschützte Tier- und Pflanzenarten sollen die neuen Windräder verhindern.

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© Dirk Zschiedrich

Von Nancy Riegel

Neustadt. In drei Wochen muss sich Neustadt entscheiden. Will die Stadt die neuen, 200 Meter hohen Windräder am Wachberg oder nicht? Vier dieser Anlagen sind bei Rückersdorf laut Regionalplanung künftig vorgesehen. Bis Ende Januar hat die Stadt, wie auch alle anderen Kommunen im Oberen Elbtal und im Osterzgebirge, Zeit, sich zu dem Entwurf zu positionieren. In der Planung sind zwar auch Entwicklungen beim Hochwasserschutz, bei landwirtschaftlichen Flächen und beim Tourismus verzeichnet, doch ist es vor allem die Windkraft, die die Neustädter beschäftigt.

In der Stadtratsitzung Ende des Monats soll die Stellungnahme beschlossen werden, die dann an das Regionale Planungsbüro übergeben wird. Externe Unterstützung holte sich die Stadt Neustadt vom Chemnitzer Ingenieur Peter Fischer, der als Gutachter eine Bewertung der Windpotenzialfläche vornehmen sollte. Seine Ergebnisse präsentierte er am Dienstagabend bei der Sitzung des Technischen Ausschusses im Rathaus.

Gleich zu Beginn wurde deutlich, dass der Ingenieur selbst ein großer Windkraftgegner ist. Er habe schon eine andere Gemeinde dabei unterstützt, sich erfolgreich gegen neue Windkraftanlagen zu wehren, berichtet er. Das wolle er auch für Rückersdorf erreichen. „Der Wachberg ist ein Kleinod mit Wiesen, einem Bach, viel Gehölz, sogar einem Teich. Und ausgerechnet dort soll ein Windpark entstehen?“ Es sei in seinen Augen eine „merkwürdige Entscheidung“, die Fläche als Vorrang- und Eignungsgebiet auszuweisen. Er stellt in diesem Zusammenhang die gewagte These auf, dass der Regionale Planungsverband Gutachten zum Artenschutz verfälscht habe. Diese hat die Stadt Neustadt jährlich erstellen lassen und eingereicht. Darin sind die Vorkommen von Rot- und Schwarzmilanen und von Fledermäusen am Wachberg aufgelistet sowie deren Brut- und Nahrungshabitate.

Ein Versuch

In der Abwägungsbegründung des Regionalplanes sind diese geschützten Arten aber genannt und ebenso, welche Maßnahmen umgesetzt wurden, um sie durch die neuen Windräder weniger zu stören. So seien die Standorte der Räder so gewählt worden, dass eine größere Entfernung zum Wald und zu Brutplätzen eingehalten wird. Das Gleiche gelte für potenzielle Fledermauskorridore. Für Peter Fischer und den Rückersdorfer Windkraftgegner Rudolf Kunath, der ebenfalls das Wort im Technischen Ausschuss ergriff, ist dies keine wirksame Verbesserung. Woher sollen die Tiere wissen, dass sie nicht durch die Rotoren fliegen dürfen?, entgegnen sie.

Rückendeckung gibt es vom Landratsamt in Pirna in Form einer Stellungnahme, die am Mittwoch verschickt wurde. Den Standort in Rückersdorf sehe man kritisch, wird Landrat Michael Geisler (CDU) zitiert, aufgrund des Artenschutzes. Genannt wird die Zahl an Rotmilanen, die im Juni 2017 vom Naturschutzinstitut Dresden in Rückersdorf gezählt wurde: 22 Stück. „Das stellt die Eignung des Gebietes grundsätzlich in Frage“, heißt es in der Pressemitteilung.

Der Schutz bedrohter Arten soll in der Stellungnahme der Stadt Neustadt, die Ende Januar eingereicht wird, eine wichtige Rolle spielen, ebenso das Landschaftsbild, das man durch die vier neuen Windräder zerstört sieht. „Ziel ist es, dass die Fläche am Wachberg nicht mehr als Windkraftvorranggebiet ausgezeichnet wird“, sagt Bauamtsleiter Michael Schmidt. Ob man den Bau neuer Windräder mit diesen Argumenten aufhalten kann, vermag auch Ingenieur Peter Fischer nicht zu versprechen. „Man muss es zumindest versuchen.“