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Am anderen Ende der Welt

Großenhains ehemalige Weinprinzessin und preisgekrönte Speedskaterin Luise Finsterbusch arbeitet zurzeit in Neuseeland. Eine Erfahrung, bei der sich die 28-Jährige zuweilen selbst ganz neu kennengelernt hat.

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Von Catharina Karlshaus

Großenhain/Wellington. Momentan ist sie ihrer Zeit voraus. Und zwar gewaltig. Zwölf Stunden trennen sie von Familie und Freunden. Zwölf Stunden und über 18 000 Kilometer. Eine beachtliche Distanz, die sich die ehemalige Speedskaterin Luise Finsterbusch aber ganz bewusst ausgesucht hat. Nachdem die gelernte Hotelfachfrau in der Churfürstlichen Waldschänke Moritzburg und zuletzt im Radebeuler Hotel Villa Sorgenfrei gearbeitet hat, wollte sie den nächsten Schritt tun. Einen in die weite Welt, um einmal selbst mit eigenen Augen zu sehen, wovon sie in ihrer Amtszeit als sächsische Weinprinzessin 2013/14 nicht nur gehört hatte. Die Großeltern besitzen immerhin einen Weinberg, den Luise Finsterbusch mit der Oma zusammen bewirtschaftet. Und sie seien es auch gewesen, die ihr die Liebe und Leidenschaft für den sächsischen Wein weitergegeben hätten. „Seit meiner Zeit als Weinprinzessin fühle ich mich nun noch mehr dem Anbau von Wein verbunden. Ich wollte deshalb einerseits ein Land bereisen, in welchem ich meine englischen Sprachkenntnisse verbessern kann. Und andererseits dort sein, wo renommierte Weinsorten angebaut werden“, bekennt Luise Finsterbusch und lacht.

Auf diesem Marktstand in Wellington war Luise Finsterbusch vor Weihnachten fündig geworden. Der Händler hatte sich in Deutschland zum Metzger ausbilden lassen und verkaufte Bratwürste nach hiesiger Rezeptur.
Auf diesem Marktstand in Wellington war Luise Finsterbusch vor Weihnachten fündig geworden. Der Händler hatte sich in Deutschland zum Metzger ausbilden lassen und verkaufte Bratwürste nach hiesiger Rezeptur. © privat
Gut bekömmlich, nachdem die Großenhainerin auf dem Weingut in Martinborough arbeitete.
Gut bekömmlich, nachdem die Großenhainerin auf dem Weingut in Martinborough arbeitete. © privat

Die 28-Jährige hat auch allen Grund dazu. Seit 10. Oktober tut die Großenhainerin das, wovon viele Menschen nur träumen können. Job gekündigt, Koffer gepackt und los ging es über Frankfurt, Abu Dhabi und Hong Kong ins neuseeländische Auckland. Bereits vor drei Jahren, so Finsterbusch, habe ihr Bruder den Inselstaat im südlichen Pazifik besucht – und davon geschwärmt. Atemberaubende Landschaften, freundliche Menschen und zahlreiche Sehenswürdigkeiten hätten schließlich den Ausschlag gegeben, sich gegen Südafrika oder Australien zu entscheiden. „Denn auch dort gibt es natürlich namhafte Weinanbaugebiete. Doch die Sicherheit, welche für mich als alleinreisende Frau wichtig ist, konnte mir letztlich neben allem anderen nur Neuseeland bieten“, sagt Luise Finsterbusch.

Harte Arbeit auf dem Weingut

Bereut habe sie diese Entscheidung bisher nicht. Ganz im Gegenteil. Genossen habe sie die erste Woche in Auckland, sei heute noch beeindruckt vom dortigen Botanischen Garten und denke gern an ihre Arbeit auf einem Weingut in Martinborough zurück. Gemeinsam mit vielen Frauen und Männern aus Frankreich, den Niederlanden, England oder Südafrika habe sie schwere körperliche Arbeit verrichtet – nach jahrelanger Bürotätigkeit in verschiedenen Hotels eine Umgewöhnung an sich. Umso mehr, als dass sich all die Leute auf engem Raum in einer kleinen Unterkunft aufhalten mussten. Privatsphäre Fehlanzeige. „Auf so einer Reise lernt man nicht nur andere Menschen, sondern auch vor allem sich selbst ganz anders kennen! Wir haben zwar auf dem Weingut viel Zeit miteinander verbracht, gemeinsam gekocht und erzählt. Aber mir fehlte als passionierter Familienmensch offengestanden die kleine vertraute Gemeinschaft“, erinnert sich Luise Finsterbusch.

Wie sie betont, habe sie besonders am Anfang viele einsame Momente gehabt, in denen sie sich in der Weite Neuseelands total allein gefühlt habe. Dass Familie und Freunde stets telefonisch mit ihr Kontakt halten, habe ihr sehr geholfen, nicht doch noch ihre Sachen zu packen und wieder nach Hause zu fliegen.

Etwas, über das sie inzwischen froh sei. Denn nicht nur, dass sie sich mittlerweile gut eingelebt und in der fremden Umgebung zurechtfinde. Sie denke nunmehr auf Englisch und spreche die Sprache, ohne ins Stocken zu geraten. Dass sie die Weihnachtstage bei 20 Grad Celsius fernab der Heimat, mit einem Plastikbaum in einem Haus am Meer verbracht habe, sei letztlich sogar ein Erlebnis gewesen. „Zwei deutsche Mädels und ich haben uns Kartoffelsalat gemacht und Bratwürste genossen, die ich auf einem Markt in Wellington erstanden habe“, verrät Luise Finsterbusch.

Berge, Seen und Gletscher

Nachdem sie in den vergangenen Wochen als Kindermädchen bei einer Familie in Plimmerton bei Wellington gearbeitet habe, werde sie jetzt noch die nordischen Inseln und anschließend Richtung Süden mit seinen Berge, Seen und Gletschern reisen. Ostern wolle sie nach einem möglichen Zwischenstopp in Vietnam wieder in Großenhain verbringen. Und dann? „Ehrlich gesagt bin ich gedanklich jetzt erst einmal in Neuseeland! Aber ich habe auch hier wieder gemerkt, dass mir der Weinbau liegt. Insofern würde ich gern in dieser Richtung beziehungsweise für einen einem Weinbau- oder Tourismusverband tätig sein wollen“, erklärt Luise Finsterbusch.